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Verlagsporträt: Die Herren Goslar starten ins Glück

Tom Tube von Kronberger Spiele

Major Tom aus Kronberg

‚Protos‘ einschicken, ein halbes Jahr auf fünf Zeilen Antwort warten, Themen ändern – einfach: Abhängig zu sein, war und ist uns ein Graus.“ Diese Aussage steht über allem, was Roland und Tobias Goslar zum Thema Kronberger Spiele zu sagen haben. Die Schwäger haben den Sprung ins Haifischbecken des Spielebusiness gewagt und den kleinen Verlag gegründet. Nicht um das große Geld zu machen, sondern um die eigenen Ideen der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Bis dahin versuchten sie vergeblich, Ihre Spiele an den Verlag zu bringen. Nur zwei Verlage hatten ihr erstes selbst veröffentlichtes Spiel Tom Tube ernsthaft getestet. Zu aufwendig, zu schwierig oder zu teuer hieß es. Und den Weltraum als Spielthema mochte eh niemand.

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Roland Goslar von Kronberger SpieleDie Schwäger sind sich einig, dass sie mit dem eigenen Verlag den richtigen Schritt gemacht haben. „Da es dank Internet-Seiten, -Foren und -Versendern heute leichter ist, eine Startauflage unters Spielervolk zu bringen, als noch vor zehn Jahren und wir einen Grafiker in der Familie haben und uns zumindest ein finanzielles Abenteuer leisten können, haben wir es getan. Eine eigene Kiste ist einfach Klasse.“ Ohne eine leidenschaftliche Spielwut, der als Architekt professionalisierten Mal- und Zeichenkünste von Tobias, Rolands privaten Interesse an Spielgeschichte und drei festen Einkommen hätte das Familienunternehmen Kronberger nicht das Licht der Spielszene erblickt.

Das finanzielle Risiko ist zwar wohl kalkuliert, aber eine eigene Veröffentlichung ist dennoch immer noch ein finanzieller Drahtseilakt. Von den 2000 Tom Tube müssen die Goslars etwa zwei Drittel verkaufen, um die Produktionskosten zu decken. Bürokosten oder gar Arbeitszeit sind dabei nicht berücksichtigt. Von dem Erfolg oder Misserfolg des Spiels ist die Zukunft des Verlages abhängig. Das zweite Spiel soll erst veröffentlicht werden, wenn das erste (so gut wie) abverkauft ist. Einen Arbeitstitel hat es schon: Nuggets. Das Spiel wird aus mehreren Gründen schwieriger zu produzieren.Nuggets wird erheblich mehr Kapitaleinsatz benötigen und seine Mechaniken sind zwar leichter zu überschauen aber viel schwieriger zu balancieren. Noch sind wir allerdings guter Dinge.

Wie das Weltraumspiel Tom Tube, bei dem Astronauten durch Röhren schweben müssen, werden bei Nuggets Rauten als Mittel zur Spielbrettgestaltung benutzt. Diese Plättchenart wurde bisher eher selten bei Spielen benutzt, was Roland und Tobias gar nicht nachvollziehen können: „Die Rauten waren ein echtes Aha-Erlebnis, eine einfache Form mit neuen komplexen aber überschaubaren Wechselwirkungen. Im Nachhinein wundern wir uns immer wieder, dass es auf dem Spielmarkt nur ganz wenige Ansätze mit Rauten gibt. Wir hoffen und glauben, dass sich Rauten neben Quadraten und Sechsecken als Standardparkettierungsmöglichkeit etablieren. Wenn man sieht, wie viele Spiele es selbst mit dem starren, unintuitiven Pflaster von abwechselnden Quadraten und Achtecken gibt, haben Rauten noch eine große Zukunft.

Tobias Goslar von Kronberger SpieleIhr Tom Tube basiert auf der Idee, ein Bewegungsspiel mit Karawanenthematik auf Rautenbasis zu erfinden. „Die Wege gingen zuerst an den Kanten entlang, dann von Seite zu Seite und schließlich von Ecke zu Ecke. Aus einer Karawane wurde eine Einzelperson, aus dreieckigen Oasen feste Stationen. Aus gemeinsamen Wegen ein Weg für jeden und plötzlich waren wir im All.“ Dieses Thema hat den Schwägern gut gefallen, da eine eher puristische Grafik möglich wurde, die nicht zu sehr vom Mechanismus ablenkt. Eine passende Grafik ist aber nur einer von vielen Punkten, die Roland und Tobias als Maßstab anlegen. Ihre Liste mit Kriterien für ein gutes Spiel lautet: „Ein wenig Zufall als Freund gegen Eröffnungspauker; ein Mal gespielt und nie wieder in die Regel gekuckt, als Indiz für Stimmigkeit; eine Prise Ärgern gegen den Führenden; ein klares zeitliches Ende; Offenheit wider Memosieger – zum Beispiel spielen wir Euphrat & Tigris mit offener Wertung. Da die Information nicht geheim ist, soll nicht einfach der härtere Memoarbeiter gewinnen; keine Königsmacher; nicht viel Glück, der bessere soll gewinnen; nicht viel rechnen oder lesen – ab sechs Jahren sind wir dabei; mindestens ein prickelnder Mechanismus.“

Wichtig ist den beiden auch eine Anpassung an die Spielrunde. Als Opener mit neuen Spielern nehmen sie gerne Anno Domini oder ihr eigenes Cronberg. Tom Tube spielen sie dagegen eher etwas später und „nur mit Menschen, die wir mögen„.

Bei so viel Spielleidenschaft werden Roland und Tobias sicher weiter von sich Reden machen. Mit ihrem kleinen Verlag haben sie bereits nach wenigen Monaten ein deutliches Zeichen gesetzt, dass Qualität nicht auf große Hersteller beschränkt sein muss. Sehr informativ und umfangreich ist die Webseite von Kronberger. Dort gibt es unter anderem das Spiel Cronberg als kostenlosen Download und Tipps zu ihren Spielen. Bestellbar ist dort zum Zeitpunkt des Interviews auch eine limitierte und nummerierte Ausgabe von Tom Tube mit echten per Hand bemalten Figuren der beiden Astronauten Tom und Dave – natürlich mit von den Autoren unterschriebenem Echtheitszertifikat.

Webseite von Kronberger Spiele

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