Reich der Spiele

Caverna

Strategiespiel Caverna - Foto: Lookout Spiele

Die Höhlenbauern

Zwerge sind bekanntlich eher klein, dennoch oder gerade deswegen aber auch bärenstark, ausdauernd und schlau und generell ziemliche Alleskönner. Das lernt man jedenfalls aus einschlägigen Büchern und Filmen aller Art und nicht zuletzt auch aus Spielen, in denen Zwerge in letzter Zeit in bemerkenswerter Häufig- und Emsigkeit ihrem Tagwerk und den damit verbundenen Mühsalen nachgehen.

Darum geht es beim Brettspiel Caverna

Und zunehmend machen sie gar mehr und beschränken sich längst nicht mehr auf das anhaltende Graben zahl- und endloser Höhlen und Stollen oder auf Rettungsaktionen zugunsten entflohener Märchenmädchen. Stattdessen ist der moderne Zwerg auch als Landwirt und Tierhalter tätig, wie das die Spieler sonst von Agricola (übrigens eines meiner absoluten Lieblingsspiele) her kennen, und geht in seiner spärlichen Freizeit gerne auch auf Streifzüge, von denen er alles Mögliche heimbringt, das dem eigenen und dem Wohlergehen der ganzen Gemeinschaft dienlich sein könnte. Dies ist jedenfalls die Botschaft von Caverna (Lookout Spiele): Der Zwerg als moderner Selbstversorger und Self-made-Man, wer hätte das gedacht?

Und wer hätte sich andererseits je vorgestellen können, dass eine Spielschachtel derart schwer und gut gefüllt sein würde? Der erste Kontakt mit Caverna ist jedenfalls beeindruckend. Die Schachtel ist randvoll gefüllt mit hunderten von Spielplättchen und Holzelementen und könnte dem wehrhaften Zwerg bei Bedarf auch dazu dienen, wilde Tiere, die ihm ans Eingemachte bzw. die Eingeweide wollen, ganz zu er- oder zumindest in die Flucht zu schlagen. Wirklich beeindruckend. Und zudem ist eine mehr als 20-seitige Anleitung dazugepackt, die gut strukturiert und illustriert ist, aber doch zuerst einmal studiert sein will.

Und das ist nötig. Wenn der Zwerg wie früher nur im Innern des Berges rumschlurfen würde, wäre alles kein Problem. Aber da er eben mit der Zeit gegangen und vielseitig interessiert und noch vielseitiger begabt ist, haben er und sein Alter Ego am Spieltisch halt doch einiges zu erlernen, bis endlich zu den vielfältigen Abenteuern und Herausforderungen gestartet werden kann. Und davon gibt es bei Carverna nicht wenige.

Ein bisschen wie ein Zwerg bei Agricola

Auffallend ist, dass in der Anleitung ganze Passagen markiert sind, die für Agricola-Kenner überflüssig seien. Und tatsächlich ist bei Carverna verschiedenes vom großen Spielebruder übernommen worden, angefangen bei den Aktionsfeldern, auf denen die Spieler ihre Personenscheiben platzieren, um die dazugehörenden Vorteile zu nutzen. Zudem können Ackerfelder angelegt und ganze Wälder gerodet werden, Tiere tauchen auf und dürfen gehegt und gepflegt oder auch gemetzget werden, und dann gilt es auch, neuen Wohnraum zu schaffen für zusätzliche Familienangehörige und zuletzt die ganze Sippe zu ernähren.

Aber keine Angst, unsere Zwerge können das. Sie können sogar Stollen graben und Erz und wertvolle Rubine abbauen, wie das halt ihrer Natur entspricht, und sich später auf- und ausrüsten, um auf die Jagd, im Spiel Streifzug geheißen, zu gehen. Das alles sind neue Elemente, die bei Agricola nicht vorkommen, sich jedoch harmonisch ins Spielgeschehen einbetten.

Caverna: Unterschiede zu Agricola

Andererseits fehlen im Vergleich zu Agricola all‘ die Ausbildungs- und Anschaffungskarten, die dort für die ungeheure Variabilität des Spiels sorgen. Sie werden bei Caverna ersetzt durch rund 50 unterschiedliche Wohn- und Einrichtungsplättchen, die allen Spielern in jeder Partie zum freien aber alles andere als kostengünstigen Erwerb zur Verfügung stehen. Das macht das ganze Geschehen einerseits überblick- und berechenbarer. Andererseits eröffnet es den Mitwirkenden zumindest theoretisch eine Möglichkeit, zu versuchen, immer nach dem gleichen Muster vorzugehen und zu spielen, wobei offen bleibt, ob das wünschenswert und sinnvoll ist, und ob es wirklich jede Partie neu gelingen kann. Schließlich ist es angesichts der vollkommenen Transparenz untereinander die hehre Aufgabe der Spieler, zu verhindern, dass ein Gegner sich spielentscheidende Vorteile verschaffen kann, indem jeder dem anderen rechtzeitig die interessantesten Optionen wegschnappt – sofern man solches auch wirklich in seine eigenen Pläne und Überlegungen einbauen kann und will.

Bei Caverna gibt es viel zu tun, Spieler müssen viel im Blick haben

Denn bei Caverna hat grundsätzlich jeder genügend mit sich selber und seiner Auslage zu tun. Viel zu viele mögliche und attraktive Züge und Ziele stehen offen, und da stets die optimalsten zu finden, ist alles andere als einfach. Weniger geübte Spieler gelangen da rasch an den Rand der Überforderung, was nicht heißt, dass sie nicht dennoch versuchen wollen, ihrem Zwergenrudel bestmöglich unter die Arme zu greifen. Nur um den Sieg kann so halt nicht unbedingt mitgespielt werden.

Den machen die Kenner und Könner unter sich aus. Und die sind fasziniert von der ganzen Opulenz und der Vielfalt der Möglichkeiten. Da besteht viel Raum zum Optimieren und auch zum Improvisieren, wenn wieder mal ein angestrebtes Feld mit seinen Ressourcen vorzeitig durch einen Gegner abgegrast oder ein dringend benötigtes Ausbauplättchen wegstibitzt wurde. Und solches kommt häufiger vor als einem lieb ist, da kann jeder Zwerg ein längliches Klagelied davon singen.

Am Ende gibt es einen Sieger bei Caverna

Schlussendlich gewinnt, wer nach insgesamt zwölf reich bepackten Runden die meisten Siegpunkte zusammengetragen hat. In der Manier von Agricola fließt bei Caverna fast alles irgendwie in die Wertung ein und nicht selten gibt es zuletzt noch saftige Überraschungen, da halt doch nicht alles in der nötigen Deutlichkeit verfolgt und beurteilt werden konnte.

Wie gut ist das Brettspiel Caverna?

Und das ist sicher gut so. Caverna ist beeindruckend und vielfältig, letztlich gar nicht so kompliziert und dennoch herausfordernd, indem es ein wirkliches Abenteuer im Reich der Spiele Zwerge erzählt und bis zuletzt offen und spannend bleibt. Es ist auch alleine oder bis zu viert hervorragend spielbar (theoretisch könn(t)en sogar sieben Personen mitmachen, doch dauert es dann wirklich ewig) und erinnert in seinen wesentlichen Grundzügen an Agricola, verbindet diese aber in gelungener Weise mit der Fülle und Variabiltät der Gebäudeplättchen von Die Glasstraße, nur dass dort jede Partie bloß eine zufällige Auswahl, bei Caverna dagegen stets alle zur Verfügung stehen. Auch das ist gut und macht Caverna zu einem tollen Brettspiel für ebensolche Spieler – Herz was willst Du mehr?!

Infos zu Caverna

  • Titel: Caverna
  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor: Uwe Rosenberg
  • Spieleranzahl (von bis): 1-7
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90-280
  • Jahrgang: 2013

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2 Kommentare

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Jürgen Strobel 17. September 2014 at 12:52

Ist Caverna das bessere Agricola? Oder ist es nur ein neuer Aufguß in einem anderen Gewand. Für beide Spiele gibt es sicherlich einige Pro`s und Contra`s. Aber braucht man denn unbedingt Caverna wenn man Agricola schon im Schrank stehen hat? Immerhin hat Caverna auch einen stolzen Preis und da überlegt man es sich zweimal ob man sich Caverna zulegt! Oder anderherum gefragt braucht die Welt „Caverna“?

Antwort
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Frank Riemenschneider 17. September 2014 at 13:25

Wäre dir ein Agricola II – Deep Caverna! lieber gewesen? 🙂

Der Markt wird schon darüber entscheiden. Außerdem spielt beim Hobby Geld (fast) keine Rolle.   

 

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