Reich der Spiele

Cavum

Cavum von Reich der Spiele

Das Autorenpaar Kiesling/Kramer zeichnet sich nicht immer durch einfache Kost aus, die sie ihrem Publikum kredenzt. Ob man ihre Spiele gut findet, liegt im Auge des Betrachters. Über die Qualität hinsichtlich der Spielmechanismen und der Ausgereiftheit ihrer Spiele lässt sich hingegen kaum streiten.

Cavum ist so ein Spiel, das in Sachen Anspruch auf der Leiter recht weit oben steht. Zwei bis vier Spieler versuchen, Stollen in einen Berg zu treiben, dabei Minen aufzuspüren, Stationen zu bauen und schließlich Edelsteine zu schürfen, um diese bestmöglich zu versilbern.

Jeder Spieler hat in den drei Phasen des Spiels je zwölf Aktionen, die er über mehrere Runden verteilt durchführen kann. Dabei ist es ihm überlassen, ob er nur eine oder bis zu vier Aktionen in einem Spielzug durchführt. Aktionen heißt: Stollen oder Stationen bauen, eine Edelsteinader entdecken oder schließlich Edelsteine schürfen. Die meisten Aktionen werden über sechseckige Plättchen abgewickelt, die man auf dem Spielplan ablegt. Sie zeigen zum Beispiel mehrere sich kreuzende Stollen, manche sogar mit einer Dynamitladung versehen, die am Ende einer Phase Löcher in den Berg, aber auch in das bereits bestehende Gängegewirr reißt.

Die Stollen (im Spiel Höhlenteile genannt) dienen in erster Linie dazu, Verbindungen zwischen den Edelsteinadern zu schaffen, die aber im Laufe des Spiels erst noch enstehen. Ein Spieler kann danach selbst entscheiden, ob er auf einem bereits liegenden Höhlenteil noch eine Edelsteinader eröffnet. In diesem Fall darf er vier Edelsteinplättchen von einer am Spielfeldrand liegenden Skala nehmen und auf die Ader legen. Die Felder, von denen er die Edelsteinplättchen genommen hat, geben gleichzeitig einen Preis frei, für den die Edelsteine später ggf. wieder verkauft werden können.

Wichtig für das Schürfen am Ende einer jeden Phase ist aber, dass man bis dahin mehrere Stationen gebaut hat, zwischen denen möglichst viele Edelsteinadern liegen sollten. Schürfen bedeutet nämlich, dass der Spieler von einer Station nach Wahl startet und sich einen Weg über möglichst viele Edelsteinfelder zu einer anderen eigenen Station bahnt und dabei von jedem Edelsteinfeld, das er überquert, ein Plättchen mitnimmt. Dabei sind für ihn fremde Stationen jedoch unüberwindbare Hindernisse, die er umfahren muss. Zudem darf er auf seinem Weg kein Feld ein zweites Mal kreuzen beziehungsweise betreten, was das ganze erheblich erschwert.

Begrenzt wird das Spielfeld von Sechseckfeldern, die gleichzeitig Städte darstellen. Wenn ein Spieler eine Stadt mit einer Station im Berg verbinden kann, bekommt er dafür Punkte. Punkte gibt es natürlich auch für die eingesammelten Edelsteine. Entweder man erfüllt damit Aufträge, die man zu Beginn einer Phase ziehen kann, oder man verkauft sie einzeln am Markt. Das Spiel endet nach der dritten Phase. Wer dann die meisten Punkte machen konnte, gewinnt.

Ob Cavum nun dem Lateinischen entnommen wurde („Höhle“) oder der phonetischen Lautschrift (KA-WUMM!!) angedient ist, überlässt man der Phantasie. Sicher ist aber, dass es ein Spiel mit sehr viel Tiefgang ist (und das nicht nur, weil man Stollen gräbt!). Mit zwölf für jeden Spieler gleichen Aktionen einer Phase versucht jeder, Gänge zu bauen, sich selbst Edelsteinfelder in Reichweite zu errichten und gleichzeitig den Zugang zu ihnen für Mitspieler zu erschweren. Dabei ändert sich das Bild von Spielzug zu Spielzug und plötzlich ist ein Weg, den man sich mühevoll errichtet hat, verbaut. Besonders ärgerlich können dabei die Stationen sein, welche von Mitspielern ungünstig platziert werden. Und selbst das, was scheinbar unverrückbar besteht, wird möglicherweise durch die Detonation eines Dynamitfeldes zerstört. Jene werden von den Spielern ausgelegt (Muss-Aktion!) und explodieren am Ende einer Phase.

Beim Verkauf von Edelsteinen gibt es einen recht trickreichen Mechanismus. Die Edelsteine in sechs Farben werden – jede Farbe für sich – bei Spielbeginn auf Skalen von eins bis neun ausgelegt. Immer wenn Steine davon für die Edelsteinadern entnommen werden, geben sie einen Teil der Skala frei – und damit steigt der Verkaufspreis. Sollen später Edelsteine wieder verkauft werden, hängt deren Preis von der auf der Skala offenen Zahl ab. Und: Es kann nur einen geben, der verkauft, und zwar den, der bereit ist, am wenigsten für seine Edelstein zu erhalten. Es wird sich also gegenseitig unterboten.

Die meisten Aktionen im Spiel wollen gut durchdacht sein. Mit den Aktionen eines Spielzuges kann man viel erreichen oder aber viel verkehrt machen. Entsprechend viel Bedenkzeit strapaziert demnach unter Umständen die Nerven der Mitspieler. Je weiter man im Spiel vorrückt, desto mehr entfaltet sich das Stollenlabyrinth und desto mehr Alternativen eröffnen sich einem, noch an Punkte zu kommen. Es fängt schon bei der Entscheidung an, wie viele meiner vier Aktionen ich in einem Spielzug einsetze. Die Antwort eröffnet gleich die Frage, ob man am Ende der Phase einer der ersten sein möchte, der schürft. Auch die Anbindung der Städte sollte man nicht außer Acht lassen, besonders in einer Zweierpartie. Leider quillt somit bei vier Spielern die (Vorbereitungs- und) Spielzeit auch schon mal über die Drei-Stunden-Marke hinaus. Das kommt Spezialisten gelegen, den meisten Gelegenheitsspielern ist es aber zuwider. Im Spiel zu zweit fehlt es an Interaktion. Größere Aufträge können kaum erfüllt werden, da viel weniger Edelsteinfelder errichtet werden. Am besten spielt es sich tatsächlich zu viert – die Spieldauer nicht berücksichtigt.

Ansonsten ist Cavum von bester Qualität: das umfangreiche Material ist einwandfrei, die Regel eingängig und gut bebildert und weist nur bei der Definition der Städte eine Schwäche auf. Cavum hat was von Tikal (Kramer/Kiesling) und von Elfenland, aber ist vor allem ein sehr strategisches Spiel mit vielen anspruchsvollen Mechanismen, die sich einem im Zusammenwirken erst nach einigen Partien erschließen.

Infos zu Cavum

  • Titel: Cavum
  • Verlag: QWG Games
  • Autor: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 120
  • Jahrgang: 2008

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