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Detective

Spiel Detective - Ausschnitt - Foto von Pegasus Spiele

Ein Krimi-Brettspiel

Krimifans kennen das Problem. Da passiert irgendwo ein Unglück oder gar eine mögliche Straftat. Wie aus dem Nichts tauchen Ermittler auf, die das Ganze untersuchen sollen – und von da an ist man nur noch staunender und passiver Beobachter  der mehr oder weniger genialen oder aber eher trotteligen Aktivitäten der jeweiligen Leute. Das kann unterhaltsam und spannend oder auch nervig sein. Vor allem aber stellt sich nie wirklich die Frage, was man selber zur Klärung der Geschichte getan hätte bzw. ob die eigenen Schritte von Erfolg gekrönt gewesen wären.

Nun ist klar, dass diese Form der Einflussnahme und Interaktion in Filmen und Büchern nicht oder höchstens mit enormen Anstrengungen und Umtrieben realisierbar wäre. Dagegen sind Spiele bekanntlich ziemlich anders und machen Vieles möglich, das andernorts nicht gehen würde. Und so folgen wir bei Detective bereitwilligst einmal mehr den genialen Spuren von Ignacy Trzewiczek, der uns in der Vergangenheit schon Knüller wie Imperial Settlers, Robinson Crusoe oder Stronghold geschenkt hatte. Und unsere Erwartungen und Hoffnungen werden nicht enttäuscht, so viel kann an dieser Stelle schon vorausgeschickt werden.

Wie funktioniert Detective als Krimispiel?

Detective entführt uns schon nach relativ kurzem Regelstudium und völlig schörkellos in die USA. Wird sind dort Teil von Antares sind, einer Spezialeiheit des FBI zur Ermittlung besonders anspruchsvoller Fälle. Und einen solchen haben wir offensichtlich vor uns. Von einer Auktion ist da die Rede und von einer Spur, die in den Zweiten Weltkrieg zurückreicht. Die polnische Regierung interessiert sich offenbar sehr für das zu versteigernde Objekt, die Nerven liegen überall blank und die Zeit drängt daher sehr.

Immerhin stehen uns alle möglichen polizeilichen Mittel und vor allem auch die gesamten Unterlagen und Daten der Vorermittlungen zur Verfügung. Sie sind in einer zentralen Datenbank abgelegt, die speziell für das Spiel angelegt wurde und online über eine Website im Internet erreichbar ist. Zudem erhalten wir als Einstieg einige Angaben zum Fall sowie erste Hinweise und Spuren, die bei Bedarf weiter vertieft werden können.

Und genau darum geht es im nachfolgenden Spiel. Unsere hauptsächliche Aufgabe ist es nämlich, aus dem umfangreichen Datenmaterial von Detective die richtigen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen, was als Nächstes unternommen werden soll. Wir schlüpfen dabei in die Haut einzelner Ermittler, die mit ihren individuellen Eigenschaften gemeinsame Beiträge zum guten Gelingen der ganzen Gruppe liefern sollen. Denn so viel wird rasch klar – wenn wir uns verzetteln und nicht koordiniert vorgehen, wird es uns niemals gelingen, als schlagkräftiges und effizientes Team möglichst rasch und umfassend Licht ins Stockdunkle zu bringen.

Dabei stellt sich überall die Frage, wohin wir gehen und was wir dort unternehmen wollen und ob wir uns mit den ersten Rückmeldungen und Resultaten zufrieden geben oder ob wir allenfalls tiefer schürfen möchten. Könnte der Zeuge allenfalls noch mehr zu berichten haben? Und was würde das Labor bei weitergehenden Abklärungen und Analysen sonst noch liefern können? Oder gibt es eventuell zusätzliche Unterlagen im Archiv, die bei der ersten Suche nicht gefunden wurden? Alles könnte für die Ermittlungen wichtig sein, andererseits aber auch den sprichwörtlichen Schlag ins Wasserdarstellen. Und letzteres sollte vermieden werden, benötigt doch alles wichtige Spiel- (erfreulicherweise jedoch nicht Echt-) Zeit, was Hektik vermeidet und dennoch für viel Spannung und Brisanz sorgt.

Wir wühlen uns so durch die Ermittlungsstränge und die möglichen Spuren und Beweismittel des Szenarios, immer auf der Suche nach dem nächsten Mosaiksteinchen, das uns zu neuer Erkenntnis oder einer besser gesicherten Faktenlage führen könnte. Detective ist dabei weniger geeignet für Strategen und Liebhaber taktischer Winkelzüge. Andererseits habe ich wohl noch kaum je ein anderes Spiel erlebt, das einen derartigen Sog entwickelte, dass man alles rundherum aus den Augen verliert aus dem es kaum noch ein Entrinnen gibt. Man taucht wirklich ein ins Geschehen mit seinen unterschiedlichen zeitlichen Ebenen und will wissen und verstehen, was genau und warum es geschehen war. Ebenso fiebert man bei jedem Entscheid der Rückmeldung zu den sich daraus ergebenden Konsequenzen entgegen, die uns möglicherweise weiterbringen oder aber in Sackgassen landen lassen (wobei das keineswegs endgültig so bleiben muss …).

Zu dem allem braucht Detective nicht mehr als einTableau für die jeweiligen Orts- und Zeitangaben, mehrere Plättchen für die diversen Aktionen und Anzeigen, fünf spezielle Kartendecks für die entsprechende Anzahl Einzelfälle, die im Spiel einzeln abzuwickeln, jedoch aufvielfältige Weise miteinander verwoben sind, sowie ein Fallbuch mit Hintergrundinfos und konkreten Angaben zu den jeweiligen Aufgaben. Ausserdem benötigen wir eine dauerhafte Onlineverbindung für die Antares-Datenbank und weitergehende Recherchen im Internet, viel Notizmaterial für die gesammelten Angaben und Erkenntnisse (sehr wichtg) und noch viel mehr Zeit für unsere Ermittlungen. Laut Angaben der Spielschachtel wäre dabei mit zwei bis drei Stunden pro Fall zu rechnen, doch haben wir das stets weit übertroffen. Anders hätten wir die Fälle nicht erfolgreich abschliessen können. Aber vielleicht brauchen andere weniger Zeit, wobei sie dann entweder viel Glück bei den Schlussfragen hatten oder aber für steile Karrieren bei einschlägigen Institutionen wie Polizei, Geheimdienst oder was auch immer prädestiniert wären.

Gesellschaftsspiel Detective - Foto von Pegasus Spiele

Ganz zum Schluss, wenn die zur Verfügung stehende Spielzeit aufgebraucht ist, konfrontiert uns Detective nämlich mit mehreren Fragen zum Szenario und den dazu gesammelten Erkenntnissen und Beweismittel. Und da zeigt sich dann, ob unsere Ermittlungen zum Einzelfall erfolgreich waren oder ob wir das Ganze nochmals starten sollten. Selbst bei einem Misserfolg kann jedoch zum nächsten Fall übergegangen werden, wobei man sich so gewissermassen selbst des hauptsächlichen Spielvergnügens beraubt. Schliesslich lebt Detective ganz wesentlich von den unterschiedlichen Spuren, die unser Team im Verlauf der Ermittlungen antreffen wird und bei denen stets neu diskutiert werden muss, ob es sich lohnen könnte, hier weiter Zeit und (Plättchen-) Ressourcen einzusetzen.

Ist Detective ein gutes Krimispiel?

Die jeweiligen Entscheidungen basieren dabei einerseits auf dem kühlen Abwägen von Fakten, andererseits aber auch auf viel Intuition und etwas Schlachtenglück. Und wenn man da etwas überspringtund gleich zum nächsten Fall übergeht, wird einen noch lange die Frage beschäftigen, was die entsprechende Spur möglicherweise noch alles hätte zum Vorschein bringen können.

Über weitere Einzelheiten der Szenarios und der Ermittlungen schweige ich mich daher lieber aus, um nichts zu verraten. Stattdessen kann und soll nochmals unterstrichen werden, dass Detective rein spielerisch reichlich mager bleibt, jedoch im Gegenzug ein unglaublich faszinierendes und überaus stimmungsvolles Gruppenerlebnis verschafft, wie es kaum ein zweites gibt (ich weiss, ich wiederhole mich). Und das, obschon ich schon Verschiedenes kennengelernt und ausprobiert habe

Ausserdem bleibt Detective wohl auch später noch interessant. Im Unterschied zu anderen Rätselspielen, die nach dem Bekanntwerden der Lösung jeden Reiz verlieren, kann Detective durchaus auch später nochmals angepackt werden. Schliesslich können in einer Partie nie sämtliche Spuren und Hinweise weiterverfolgt werden. So kann in einem zweiten Anlauf beispielsweise eine andere Vorgehensweise gewählt werden. Oder aber man probiert, den eigenen High Score zu verbessern.

Es erstaunt kaum, dass Detective von der einschlägigen Jury als Kandidat für die Wahl zum Kennerspiel des Jahres 2019 nomminiert wurde. Ein solcher Erfolg wäre verdient und dem Spiel und seinem Schöpfer wirklich zu gönnen. Vor allem aber lechzen wir auf neue Fälle und Aufgaben, die hoffentlich möglichst bald einmal folgen werden – unser bewährtes Antares-Ermittlungsteam steht dazu jedenfalls bereits heute top motiviert und überaus erwartungsfroh in den Startlöchern!blank

Infos zu Detective

  • Titel: Detective
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Ignacy Trzewiczek
  • Spieleranzahl (von bis): 1-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 120-180
  • Jahrgang: 2018

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