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Die Exorzisten

Die Exorzisten von Reich der Spiele

Fahr zur Hölle, Satanas

Ich mag Spiele aus kleinen Verlagen, die vom Thema her nicht dem Mainstream folgen und gerne eine Extraportion schwarzen Humor beinhalten. In genau diese Kategorie soll auch Die Exorzisten fallen. Auf der komplett schwarzen Spielbox mit feinen schwarz-weißen Zeichnungen prangen so zum Beispiel Warnhinweise, dass diese zahlreiche furchtbare Dämonen und eine Besessene enthalte und deshalb nicht für labile Personen geeignet sei. Darüber hinaus enthalte das Spiel aber auch Exorzisten, Kruzifixe und viel Weihwasser und sei daher genauso wenig für böse Existenzformen geeignet. Bei genauerer Betrachtung besteht das Spiel aus 6 schwarzen (natürlich) Würfeln, sowie 110 Spielkarten, die wie die Box mit erstklassigen, stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Grafiken bebildert sind. Soweit zur äußeren Erscheinung.

Doch worum geht es nun? In diesem Kartenspiel übernehmen die Spieler die Rolle von Exorzisten, die einem Menschen, der von verschiedenen Dämonen besessen ist, helfen. Dabei hat jeder Exorzist so seine eigenen Ansichten zum Thema Besessenheit und Dämonen, was sich in unterschiedlichen Siegbedingungen ausdrückt. Im Spielverlauf wird nun an der Besessenen, repräsentiert durch eine Spielkarte, ein Exorzismus nach dem anderen durchgeführt, bis einer der Charaktere seine Siegbedingungen erfüllt. Durch erfolgreiche Dämonen-Austreibungen steigt die göttliche Macht in den Charakteren, durch missglückte Exorzismen ergreift zunehmend die Kraft des Bösen besitz von den Charakteren. Je nach Siegbedingung kann auch dies im Interesse eines Spielers sein.

Doch nun zu den Spielmechanismen. Zu Beginn des Spiels wählen die Spieler jeweils einen der sechs zur Verfügung stehenden Charaktere. Diese sind der Exorzist, der Psychologe, die Geistheilerin, die exkommunizierte Nonne, der Houngan (Voodoo-Priester) und der Horrorfilmexperte. Die Charaktere haben besondere Eigenschaften und können einige Gegenstände exklusiv nutzen. Dadurch ergeben sich bestimmte empfohlene Charakterkombinationen, die ein besonderes Spielgleichgewicht versprechen, aber grundsätzlich ist mit Ausnahme des Horrorfilmexperten, der nur bei 5 oder 6 Spielern verwendet wird, jede Charakterkombination wählbar. Erste Spielerfahrungen haben aber gezeigt, dass die vorgeschlagenen Kombinationen schon die sinnvollsten sind.

Das Spiel wird in Runden gespielt, die in verschiedene Aktionsphasen unterteilt sind. Zunächst spielt jeder Spieler eine seiner drei Aktionskarten. Mögliche Aktionen sind dabei ein Exorzismus, die Recherche oder der Schutz vor bösen Kräften durch Beten/Trance/Psychoanalyse/Ins-Kino-gehen (je nach Charakter).

Wurde kein Exorzismus gespielt, so wächst die Macht des Bösen in der Welt und damit in den Charakteren. Wurde hingegen von mindestens einem Spieler die Aktion Exorzismus gespielt, so müssen die Spieler in der nächsten Phase entscheiden, ob sie an der Austreibung teil nehmen wollen, sich vor ihr verstecken oder diese gar stören wollen. Nun können die Spieler verschiedene Gegenstände einsetzen, besondere Sätze (mit verstellter Stimme) in fremden Sprachen aufsagen oder zum Beispiel psychologische Gutachten einsetzen, um den Austreibungswert sowie den Austreibungswiderstand zu bestimmen. Schließlich wird noch gewürfelt, um ein bisschen Schicksal mit ins Spiel zu bringen. Anschließend wird ermittelt, ob der Exorzismus erfolgreich war und die Dämonen gebannt wurden. Bei erfolgreicher Austreibung wächst die göttliche Macht in den Charakteren, bei einem Misserfolg die Kraft des Bösen. Nun werden die Siegbedingungen geprüft und eventuell haben nun ein oder mehrere Spieler gewonnen, andernfalls läuft das Spiel weiter.

In der nächsten Phase werden nun die anderen Aktionen durchgespielt. Durch die Aktion Recherche können besondere Gegenstände gefunden, spezielle Sätze in fremden Sprachen erlernt oder psychologische Gutachten erstellt werden, die bei späteren Exorzismen dann helfend eingesetzt werden können. Darüber hinaus können in einem Objekte-Shop auch weitere Gegenstände käuflich erworben werden. Mit der Aktion Schutz vor bösen Kräften kann man schließlich die Kraft des Bösen, die von einem Besitz ergriffen hat, wieder abbauen. Dann beginnt eine neue Runde und es jeder Spieler spielt eine seiner drei Aktionskarten aus. So ergibt sich ein munterer Schlagabtausch um die verschiedenen Dämonen, die besitz von der Besessenen ergriffen haben.

Wie schon eingangs erwähnt, mag ich solche Spiele kleiner Verlage, die mit einer besonderen Portion schwarzem Humor ausgestattet sind. Die Exorzisten gehört auf jeden Fall dazu. Doch solche Spiele bestechen nicht gerade durch einfache Regeln und klare, übersichtliche Spielmechanismen. So ist es auch hier. Wer sich durch die etwas wirre Spielanleitung gequält und die ersten etwas holprigen Spielrunden überstanden hat, den erwartet ein lustiges Bier-und-Brezel-Spiel mit morbidem Hintergrund, dass für einige unterhaltsame Spielabende gut ist. Die feine grafische Gestaltung von Markus Bülow, der bereits für die Gestaltung einiger anderer Spiele des Verlages verantwortlich ist, lassen darüber hinaus schnell Atmosphäre aufkommen. Wer hingegen eher selten spielt und lieber einfache Spielprinzipien bevorzugt, der sollte die Finger von Die Exorzisten lassen. Das Spiel lebt vom Hintergrund und weniger von einer tollen Spielidee. Wer diesen aber mag, der wird mit Die Exorzisten nichts falsch machen.

Infos zu Die Exorzisten

  • Titel: Die Exorzisten
  • Verlag: Sphinx Spieleverlag
  • Autor: Henning Poehl
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 75
  • Jahrgang: 2009

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