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Glen More

Glen More von Reich der Spiele

Von Schotten, Schafen und scharfen Getränken

Als Schweizer lernt man sehr früh mit den Clichés in den Köpfen der anderen umzugehen: Berge, Uhren, Schokolade, die Bilder sind sofort da und scheinbar überall dieselben. Ähnlich muss es für die Schotten sein. Ich weiss das zwar nicht aus eigener Erfahrung. Aber auch Schotten werden sich regelmäßig konfrontiert sehen mit immer denselben Dudelsäcken, dem Ungeheuer von Loch Ness, dem angeblichen Geiz aller Schotten und mit Kilts. Und eben auch mit Whisky. Whisky ist ja gerade nicht so häufig anzutreffen in Gesellschaftsspielen. Bei Glen More aber ist Whisky wichtig. Sehr wichtig sogar. So sehr, dass die Produktion von Whisky spezielle Siegpunkte abwirft. Und solche sind nötig, um das Spiel zu gewinnen. Das ist sogar bei den Schotten so.

Wir befinden uns also in Schottland. Oder eher in einem Rondell. Einem viereckigen allerdings. Die Schotten sind ein seltsames Völkchen. Sie lieben das Wandern. Zumindest bei Glen More. Und so marschieren die Figuren der Spieler auf einem viereckigen Parcours voran, bestehend aus unterschiedlichsten Spielplättchen in der Mitte des Stubentisches. Überall wo sie stehen bleiben, nehmen sie das darunter liegende Plättchen, das der jeweilige Spieler anschließend seiner persönlichen Auslage hinzufügen kann, sofern er die dazu eventuell benötigten Waren vorrätig hat. Allerdings dürfen Plättchen nur dort abgelegt werden, wo schon ein eigenes Clanmitglied steht.

Die Plättchen zeigen Wälder, Weiden, Dörfer und andere Szenerien Schottlands. Auch das Loch Ness ist vorhanden. Ebenso Dörfer mit neuen Clanmitgliedern. Oder eben auch die schon erwähnten Whisky-Produktionsanlagen. Glen More bezeichnet dabei eine Talschaft im schottischen Hochland, die von drei langgestreckten Seen bedeckt wird, darunter das ebenfalls schon erwähnte Loch Ness. Auch Whisky wird dort produziert, aber das versteht sich fast schon von alleine.

Der Spielablauf ist relativ simpel, wobei besonders hinzuweisen ist auf die Tatsache, dass die Spieler nicht reihum zum Zuge kommen, sondern entsprechend dem Standort der Figuren im Rondell. Bei Glen More darf sich also gewissermaßen der Letzte zuerst bedienen, was dem pfiffigen Strategie- und Aufbauspiel die nötige Würze gibt. Wer nämlich unbedingt ein bestimmtes, möglicherweise gerade erst aufgedecktes Plättchen bekommen möchte, muss dazu häufig einen weiten Sprung machen. Er wird so eine ganze Weile nicht mehr zum Spielen kommen, bis die anderen aufgeholt und dabei allenfalls zusätzliche, selber verschmähte Plättchen eingesammelt haben.

Ein solcher Sprung oder Schritt ist daher gut zu überlegen. Wer nämlich ein Plättchen aufnimmt und es seiner persönlichen Auslage hinzufügt, aktiviert damit gleichzeitig alle übrigen umliegenden Plättchen beim jeweiligen Clanmitglied. Auf diese Weise wird die entsprechende Ware produziert  wieHolz oder Stein oder Getreide. Oder eben Whisky. Clanmitglieder sind also wichtig und daher begehrt und verleiten manchmal zu weiten Sprüngen im Rondell. Ergänzt wird das Ganze durch ein kleines Lager, das den Kauf fehlender oder die Abgabe überzähliger Rohstoffe zu variablen Marktpreisen erlaubt. Auf diese Weise versucht jeder, seine Auslage auszubauen und bestmöglich zu optimieren; eine repetitive, aber durchaus anspruchsvolle und interessante Aufgabe.

Dreimal im Verlauf des Spiels findet eine Zwischenwertung statt, bei der Siegpunkte für die Gesamtzahl der Clanmitglieder und "besondere Orte"-Plättchen der Spieler sowie die produzierten Whisky-Fässchen verteilt werden. Entscheidend ist dabei stets die Differenz des persönlichen Ergebnisses zum schlechtesten Wert eines Spielers in der jeweiligen Kategorie. Unmittelbar nach der dritten Zwischenwertung folgt noch eine Schlussabrechnung, die weitere Siegpunkte für spezielle Plättchen-Kombinationen und allfälliges Münzguthaben abwirft. Andererseits wird jedes zusätzliche Plättchen, das ein Spieler mehr hat als jener mit der kleinsten Auslage, mit drei Minuspunkten bestraft. Entscheidend ist also, mit einer möglichst geringen Anzahl Plättchen ein Maximum an Siegpunkten zu ergattern. Eine echte Knacknuss selbst für geübte Spieler!

Glen More bietet deutlich mehr Spieltiefe und Herausforderung, als der erste Blick in die Regeln erahnen liesse. Allerdings ist die grafische Gestaltung des Spiels nicht besonders geglückt. Insbesondere die kleine Schriftgrösse der Anleitung stellt eine ziemliche Zumutung dar und verdirbt etwas die Freude am Spiel. Zudem funktioniert das Lager leider alles andere als intuitiv, ermöglichen doch leere Felder den Ankauf von Waren, während kleine Münzstapel Verkaufsangebote darstellen (sollten), was immer wieder falsch interpretiert wird und zu Fehlern verleitet. Wer indessen mit solchen Unzulänglichkeiten zurecht kommt, erhält ein tolles Aufbau- und Optimierungsspiel, das wirklich zu überzeugen vermag. Und sonst gibt es ja jederzeit die Möglichkeit, sich gemeinsam ein Glas zu genehmigen- genügende Mengen Whisky sollten eigentlich in jeder Partie Glen More produziert worden sein!

Infos zu Glen More

  • Titel: Glen More
  • Verlag: alea Spiele
  • Autor: Matthias Cramer
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 70
  • Jahrgang: 2010

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