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Golden Horn

Golden Horn von Piatnik

Von Venedig nach Konstantinopel

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Der Spieleverlag Piatnik ist in den letzten Jahren nicht gerade durch spannende Taktikspiele mit Thema aufgefallen. Eher waren es wirklich gelungene Partyspiele und Kinderspiele, die das Programm ausmachten. Seit etwa zehn Jahren sind klassische Autorenspiele praktisch nicht im Programm gewesen. Mit Golden Horn ändert sich das nun. Das Taktikspiel um den Seehandel zwischen Venedig und Konstantinopel stellt dabei nicht nur in dieser Hinsicht einen echten Wendepunkt dar. Denn Golden Horn ist einfach gut und hat die Klasse, eine breite Spielergruppe zu überzeugen. Autor Leo Colovini lehnt sich bei Golden Horn an einem Bewegungsmechanismus seiner eigenen Spiele Cartagena und Atlantis an. Und ganz nebenbei gibt es die wohl schönsten Schiffe als Spielfiguren seit Karibik.

Zunächst wird der „Spielplan“ von Golden Horn aufgebaut. Dieser besteht aus Schiffsetappen auf freiem Meer zwischen Venedig und Konstantinopel, die aneinandergelegt werden und jeweils pro Feld über einen farblichen Rahmen verfügen. Je nach Spielerzahl ist der Kurs unterschiedlich lang und die sichere Zwischenstation Modone ist dabei oder nicht. Danach bekommt jeder Spieler drei wunderschön gestaltete Schiffe, die er beliebig auf die beiden Endpunkte verteilt. Die Schiffe haben je eine Segelfarbe, zwei Segelfarben oder drei Segelfarben. Dazu gibt es noch ein paar Handkarten – die Windkarten. Diese haben Farben, die den Segelfarben und den Seefeldermarkierungen entsprechen. Nun werden in beiden Endpunkten noch Warensteine platziert und dann geht das muntere Taktikspiel los.

Die Spieler haben bei Golden Horn nun die Aufgabe, ihren Kontor mit Warensteinen zu füllen, indem sie diese mit passenden Schiffen von Venedig nach Konstantinopel oder umgekehrt bringen. Erreicht ein Schiff den Endpunkt, sind diese Warensteine gesichert und werden eingelagert. Das ist der wichtigste Aspekt des Spielziels von Golden Horn, denn am Ende gibt es Punkte für jeden Warenstein sowie Extrapunkte für jede Reihe mit Warensteinen aus vier, fünf oder sechs verschiedenen Farben. Doch der Weg dahin führt über die colovinische Farblehre der Segelschifffahrt.

Jedes Schiff kann nur die Warensteine in den Farben aufnehmen, die nicht auf dem eigenen Segel zu sehen ist. Das ist schon kompliziert. Hinzu kommt aber noch, dass nur eine Warenfarbe pro Schiff transportiert werden kann, dafür davon aber beliebig viele. Es ist also zum Verzweifeln, wenn beispielsweise fünf gelbe Steine in Venedig liegen und das eigene Schiff eben diese Farbe im Segel hat. Noch reglementierter ist die Fahrt über das Meer. Dabei gilt: Bei Golden Horn muss jeder Spieler ein Feld mit (genau) einem seiner Schiffe setzen. Kommt er dabei auf ein Feld, das der/n Farbe(n) in seinem Segel entspricht, darf er ein Feld weiterziehen. Das kann sich mehrfach wiederholen. Erst wenn er auf einem Feld landet, das die Farbe des Segels nicht zeigt, ist Schluss. Eigentlich. Denn dann kommen noch Karten ins Spiel. Kann der Spieler nämlich aus seiner Hand eine passende Farbkarte (Windkarte) ausspielen, darf er weiterziehen. Daher sind Windkarten beliebt und machen die Fahrt rasend schnell. Besonders bei dreifarbigen Schiffen, deren Nachteil als Ausgleich die reduzierte Warenauswahl ist. Da auch auf jedem Seefeld nur ein Schiff gleichzeitig stehen darf, ist hier ein taktisches Schnellsegeln möglich. Je voller die Strecke, desto schneller geht es, denn besetzte Felder werden übersprungen. Irgendwann reißt die Flotte aber ab und es wird mühsamer.

Neue Windkarten bekommt man bei Golden Horn in den Städten, wo beliebig viele Schiffe im Hafen stehen dürfen. Das gilt auch für Modone, wo beim Erreichen Zwischenstopp ist (man kann bei Betrieb auf dem Meer auch drüber hinwegziehen müssen), wo es aber streng beschränkte Ankerplätze gibt. Vereinfacht gesagt gilt bei diesen drei Stationen: Man zieht zur Anzahl seiner Farben im Segel so viele Karten nach, bis es vier sind – also ein bis drei Windkarten. Dabei zeigt sich, dass Windkarten sehr beliebt sind und erst im Laufe des Spiels keine Mangelware mehr. Zudem lassen sich diese vor einem Zug bei Golden Horn noch als Piratenkarten einsetzen. Spielt man zwei gleiche Karten, darf man einem beliebigen Mitspieler aus einem beliebigen seiner irgendwo auf dem offenem Meer fahrenden Schiffen genau einen Warenstein stehlen und direkt in das Kontor legen. Eine Möglichkeit im Spiel, den Mangel an vielen Farben schnell auszugleichen.

Irgendwann ist die Quelle der Warensteine (Nachziehbeutel) versiegt oder ein Spieler ruft das Spielende aus (möglich, wenn dieser alle sechs Warensteinfarben im Kontor hat). Dann wird die laufende Runde zu Ende gespielt und die Warensteine bepunktet. Wer die meisten hat, gewinnt das Taktikspiel Golden Horn.

Puh, möchte man meinen, das mit den Farben und der Bewegung bei Golden Horn ist ja kompliziert. Nein, ist es nicht. Nach wenigen Spielzügen hat man alles verinnerlicht und segelt mit frischem Wind durch das Brettspiel. Das dauert je nach Spielerzahl ca. 30 bis 45 Minuten und weiß zu gefallen. Denn Golden Horn schafft es nicht zuletzt dank der wunderbaren Spielanleitung und des tollen Materials, den Spagat zwischen leichtem Zugang und taktischen Möglichkeiten zu vollbringen. Eben typisch Colovini.

Schauen deutsche Spielefans mitunter etwas amüsiert auf den österreichischen Spielepreis Spiel der Spiele, muss man für dieses Brettspiel, den Sieger 2013, festhalten: (endlich einmal) eine gute Wahl! Denn Golden Horn macht in allen Besetzungen Spaß (wobei mehr Spieler wegen der Interaktion durch Piratenkarten noch mehr Spaß bedeuten), ist schnell erklärt, spielt sich schnell und hat dennoch genug Anspruch, dass es auch etwas für erfahrene Spieler ist. Denn das Timing der Fahrten, der Einsatz der Windkarten und die Wahl der Warensteine und der dafür geeignetsten Schiffe sind bei diesem Spiel entscheidend. Ein tolles Brettspiel!

Infos zu Golden Horn

  • Titel: Golden Horn
  • Verlag: Piatnik
  • Autor: Leo Colovini
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 2 - 4
  • Jahrgang: 2013
  • Video:
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