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Goths Save The Queen

Goths Save The Queen - Spieleschachtel - Foto von Sit Down

Die Goten müssen ein lustiges Völkchen gewesen sein. Zumindest wenn man Autor Vincent Bonnard und dem Verlag Sit Down glauben mag. Machen sich doch bei Goths Save The Queen zwei Clans auf den Weg, die Königin zu retten. Dumm nur, dass der König zwar einen Krieger bzw. ein Kriegsinstrument aussucht, die Befehle dann aber eigentlich vom die Armee anführenden Kriegsherren kommen. Da sind Missverständnisse vorprogrammiert.

Wie wird Save The Goths gespielt?

Auf einem durch wenige Karten ausgelegten Minigelände sollen die eigenen Armeen vorwärts ziehen, um möglichst bald die Königin zu finden. Auf dem Weg lauern Fallen, Axtwürfe des Gegners, feindliche Katapultangriffe oder Rattenplagen. Das klingt spannend, zumal jeweils zwei Spieler eine der beiden Armeen führen müssen. Denn diese dürfen nur durch ausgewählte Karten miteinander kommunizieren.

Der König bestimmt dabei zunächst, welcher Armeeteil zu aktivieren ist: Barbar, Werber, Katapult oder Adler. Dazu legt er eine Karte verdeckt aus, die die gewählte Figur und eine weitere auf der Rückseite zeigt. So wissen sein Kriegsherr, aber auch die Gegner, nur ungefähr, welche Aktivierung er vornimmt. Der Feldherr seinerseits muss nun erraten, welche der beiden Figuren der König meint. Manchmal ergibt sich das aus der Spielsituation automatisch, oft genug aber nicht. Da aber jede Figur mehrfach als Karte mit jeweils einem anderen Befehl auf der Hand des Kriegsherren ist, hat dieser nun situationsbedingt vor dem Offenlegen etwas Gestaltungsspielraum.

Die Aktion darf das Team dann nur ausführen, wenn beide Figuren übereinstimmen. Nur dann darf das Katapult wahlweise geladen oder abgefeuert, die Adler gegen das gegnerische Katapult oder zum Erkunden ausgeschickt, der Werber zum Rekrutieren abkommandiert oder der Barbar zum Vorrücken, Barrikadenbauen, Axtwerfen oder Rattenaussetzen befehligt werden.

Stimmen beide Befehle von König und Kriegsherr nicht überein, bleiben die Königskarten ungenutzt liegen und stehen erst wieder zur Verfügung, wenn alle erfolglos abgelegt wurden. Stimmen beide Befehle überein, nimmt der König sie wieder auf die Hand. Der Kriegsherr nimmt seine immer auf die Hand zurück.

So rücken die Armeen bei Goths Save The Queen vor, behindern sich gegenseitig – soweit möglich -, versuchen durch Timing in der Aktionsreihenfolge dem Gegner zuvorzukommen, um dann aber letztlich schnellstmöglich vorzurücken und die Königin zu finden. Denn nur eine Goten-Armee kann die Königin retten. Kriegsnebel (durch kleine Marker) bringen noch etwas Abwechslung in die Runde.

Was bringen die Erweiterungen Oh My Goth und Twinples?

Zum Spiel sind zwei kleine Erweiterungen erschienen. Oh My Goth führt neue Figuren wie die Balliste, den Goth Goth (Gothic-Goten) und eine Brieftaube sowie weitere Kriegsnebel ein. Das Spielprinzip ändert sich dadurch nicht wesentlich. Es gibt etwas mehr Auswahl und Überraschungsmomente. Für mich eher ein netter Gimmick, der keinen echten spielerischen Mehrwert liefert.

Twinples ist eine sehr schöne Erweiterung für Goths Save The Queen. Dabei ersetzten schön modellierte Kunststofffiguren die Papphelden im Aufsteller. Wer sich das Spiel besorgen möchte, sollte diese Erweiterung unbedingt gleich mitkaufen.

Lohnt sich das Taktikspiel Goths Save The Queen?

Bleibt die Frage: Lohnt sich dieses Mittelalter-Fantasy-Spiel? Die Antwort ist ein ernüchterndes „Nein!“. Zwar machen Autor und Verlag vieles richtig, aber eben wesentliche Dinge nicht. Und die sind entscheidend für eine Wertung, die über das untere Mittelmaß nicht hinauskommt, eher darunter bleibt.

Zum einen ist da das Material von Goths Save The Queen. Prinzipiell ist dies okay. Aber so schön die Karten gestaltet sind, sind sie für Linkshänder absolut untauglich. Die wesentlichen Symbole sind nur oben links aufgedruckt und auf der Rückseite sind sie ebenfalls nicht beidseitig erkennbar. Das mag nach Korinthenk***erei klingen, ist aber für den Spielspaß von Linkshändern ein No-go und darf 2016 nicht mehr passieren.

Zum anderen ist da das Spielprinzip von Goths Save The Queen. Zwar gewöhnen sich die Spieler schnell aneinander, aber schon ein oder zwei Fehlbefehle auf einer Seite können die gegnerische Armee einfach zum Sieg spazieren lassen. Wer seinen Spielepartner hier gut einschätzen kann (Paare zum Beispiel), hat einen eklatanten Vorteil gegenüber bunt zusammengewürfelte Duos. Das wäre nicht wirklich schlimm, wenn nach einer Handvoll Befehlen nicht schon alles vorbei wäre. Zwar mag das den Reiz ausmachen, aber eingespielte Teams sind bei Goths Save The Queen eindeutig im Vorteil.

Spielerisch ist Goths Save The Queen eine nette Mischung aus Einschätzen des Mitspielers, ein bisschen Taktieren und die Vorzüge eines guten Timings nutzen. Das ist leider alles und zugleich viel zu wenig, um wirklich fesseln zu können. So witzig und hübsch illustriert Goths Save The Queen ist, kommt es vielleicht als „Bier-und-Bretzel-Spiel“ bei eingefleischten Fans immer wieder auf den Spieltisch. Alle anderen können aber 20 Minuten Lebenszeit mit deutlich besseren Gesellschaftsspielen genießen.

Um abschließend noch etwas Positives zu nennen: Die Illustrationen sind wirklich witzig. Damit punktet dieses kleine Einschätzspiel. Das allein reicht aber eben nicht aus. Das Gesellschaftsspiel richtet sich an Fans von Munchkin und ähnliche Spiele. Wer sich angsprochen fühlt, findet vielleicht sogar ein für ihn (oder sie) witziges Spielprinzip, das er (oder sie) besser findet als ich.

Spielanleitung zu Goths Save The Queen

Infos zu Goths Save The Queen

  • Titel: Goths Save The Queen
  • Verlag: Sit down!
  • Autor: Vincent Bonnard
  • Spieleranzahl (von bis): 6-8
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 20
  • Jahrgang: 2016
  • Video:
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