Reich der Spiele

Identik

Identik von Reich der Spiele

Meister, Künstler, Kritiker

Spiele, bei denen gezeichnet wird, gibt es eine ganze Reihe. Doch Identik ist anders. Hier geht es nicht um die tollsten Bilder, sondern darum, das Bild so aufs Papier zu bringen, wie es beschrieben wird. Und schon geht es mitten hinein ins Spielgeschehen.

 

Ein Spieler bekommt die Rolle des Erklärers. Er beschreibt detailliert ein auf einer gezogenen Karte gezeigtes Bild. Dafür hat er einen Sanduhrdurchlauf Zeit. Die anderen Spieler müssen nun während seiner Erklärung das Bild so zeichnen, dass es hinterher die genannten Details wiedergibt. Da kommt schnell Hektik auf und spätestens jetzt wird klar, dass es nicht um Schönmalerei geht, sondern um das schnelle und exakte Zeichnen von all dem, was der Beschreiber – im Spiel Meister genannt –  nennt.

 

Anschließend tauschen die Spieler ihre Zeichnungen aus, wobei schon einmal großes Gelächter ausbricht, da die meisten Kunstdarbietungen doch sehr stümperhaft und schnell dahingewischt sein müssen. Oder wer kann alle Details, die in einer knappen Minute genannt werden, akkurat zu Papier bringen und dabei noch schön aussehen lassen? Immerhin gibt es auch für die Spieler keine Zusatzzeit. Ihre Zeichenkünste enden ebenfalls mit dem Sanduhrdurchlauf. Die Spieler werden nun zu Kritikern über die Zeichnungen der Mitspieler. Jeder muss das ihm vorliegende Bild bewerten. Und zwar anhand von zehn Kriterien, die selbst der Meister beim Erklären nicht kannte. Dieser liest nun alle zehn Punkte vor. Für jedes gezeichnete und erkennbare Detail gibt es einen Punkt. Hat wenigstens ein Spieler das Detail zu Papier gebracht, bekommt auch der Meister einen Punkt. Das war es abgesehen von einem zufällig bestimmten Detail, bei dem es Bonuspunkte geben kann, auch schon.

 

Ist das ein Spiel? Ja und nein. Ja, weil es Spaß macht, möglichst rasch das zu zeichnen, was der Meister beschreibt. Dass dabei der Mann mit dem Nadelstreifenanzug und den drei Knöpfen und der Nelke im Knopfloch, mit Gesicht, Schnauzbart, Schuhen und Melone auf dem Kopf  mal eben zum Strichmännchen mutiert, hebt einerseits die Stimmung, andererseits gibt es hier schnell mal Zoff. Hat der Meister es nicht gut genug erklärt, bekommt zwar keiner Punkte, also auch keinen Vorteil, wer aber nur halb hinhört, überhört solche Details schnell. Es ist also ein kreatives Konzentrationsspiel, weniger eins für Künstler. Und deshalb das Nein. Es ist irgendwie kein richtiges Spiel, weil das Spielerische einfach fehlt: Für untalentierte Nichtskönner oder penetrante Falschhörer oder Leute, die sich schlecht konzentrieren können, oder  Menschen, die allzu hart mit den künstlerischen Ergüssen der Mitspieler ins Punktegericht gehen, oder Meister, die absolut nicht vernünftig beschreiben können und so das Bild für die Zeichner "zerstören" – für all diese Menschen ist Identik nichts, schon gar nicht aber ein Spiel.

 

Identik polarisiert und erfreut nur Menschen, die sich darauf einlassen. Zugleich hält es erhebliches Konfliktpotenzial beim Bewerten der Details bereit. Und nicht nur das, sondern auch die Chance, beliebten Mitspielern Punkte zuzuschachern oder als Meister absichtlich schlecht zu beschreiben, um einen Punktevorsprung zu behalten. Da, wo Activity und Konsorten Partyspiele für gute Laune oder eben Kreativitätsspielhasser sind, aber eben ein halbwegs fairer Wettbewerb, mutiert Identik zum Spiel, bei dem bei sehr vielen Zeichnungen nach Gutdünken Punkte gegeben und verweigert werden können. Das kann so weit gehen, dass schlimmstenfalls der Spielerrat befragt werden muss oder die Stimmung zerstört wird. So witzig Identik ist, so gefährlich ist es aber auch für den Frieden am Spieltisch.

 

Identik selbst macht Spaß. Aber nur denen, die so etwas mögen. Es ist witzig, die schwerfälligen oder guten Beschreibungen des Meisters als Herausforderung anzusehen, zu bemerken, dass die anderen Spieler es selbst nicht besser zeichnen können, und  den Meister dabei zu ertappen, dass er alle wesentlichen Details versehentlich ignoriert hat.  Identik bietet die neue Herausforderung, (nur) das zeichnen zu müssen, was jemand erklärt, der nicht weiß, welche Details aus einem umfangreichen Bild er beschreiben muss. Dieser innovative Ansatz macht Identik aber keinesfalls zu einem hochklassigen Spiel.

Infos zu Identik

  • Titel: Identik
  • Verlag: Asmodee
  • Autor: William P. Jacobson, Armanda A. Kohout
  • Spieleranzahl (von bis): 3
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2009

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