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Love Letter

Kartenspiel Love Letter - Foto von Reich der Spiele

blankDie Geschichte von Love Letter ist schön. Die Prinzessin soll vermählt werden und die Spieler versuchen, ihr einen Liebesbrief zukommen zu lassen. Der Sieger wird ihr Herz erobern. Schmilzt sie erst dahin, hat auch der König ein Einsehen und rückt von seiner Idee ab, selbst einen Kandidaten auszusuchen. Zumindest ist das die Kurzfassung.

Auf dem Weg wird bei Love Letter von Autor Seiji Kanai (Pegasus Spiele) in einem Ausscheidungsspiel Karte um Karte gespielt. Denn jede Runde gewinnt der Sieger ein Herz. Wer als Erster eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl von Herzen erhalten hat, gewinnt das Kartenspiel, das Herz der Prinzessin und im Weiteren auch das märchenhafte Königreich für sich. Märchenhaft sind auch die hübschen Illustrationen der Spielkarten. Pluspunkt für die beiden Grafiker Andrew Hepworth und Jeffrey Himmelman.

So wird Love Letter gespielt

Das Spielprinzip ist dermaßen reduziert, dass es fast als minimalistisch zu bezeichnen ist. Zum Kartenspiel gehören neben den Herzen in schöner Holzform gerade einmal 16 Karten. Auf diesen Karten sind acht verschiedene Charaktere zu sehen, wie sie am Hof vorkommen. Neben der Prinzessin als höchste Karte gehören Gräfin, König, Prinz, Zofe, Baron, Priester und Wächterin in verschiedener Anzahl dazu. Alle Karten haben einen Wert und besondere Funktionen, die zum Tragen kommen, wenn ein Spieler sie ausspielt. Zum Beispiel ist es möglich, die Karte eines Mitspielers anzusehen, mit ihm zu tauschen, sich vor Angriffen zu schützen oder eine Karte zu erraten und so den Mitspieler zum Ablegen zu zwingen.

Jeder Spieler erhält eine Karte. Wer am Zug ist, zieht eine Karte vom Stapel nach und wählt eine, die er ausspielt. Die besondere Fähigkeit kommt sofort zum Tragen. Dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Das ist alles.

Das passiert beim Spielen von Love Letter

Die Karten sollten so ausgespielt werden, dass der Spieler eine möglichst hohe Karte behält. Das ist nicht immer ganz einfach und manchmal sogar unmöglich. Denn bestimmte Kartenkombinationen erfordern das Ausspielen einer bestimmten der beiden Karten. Die wenigen Karten gewinnbringend einzusetzen, ist Inhalt des Spiels. Es bringt eine ganze Menge, mit einer Priester-Karte die Karte eines Mitspielers anzusehen, zu sehen, was er selbst danach ausspielt und im nächsten Zug mit der Wächterin seine Karte zu erraten. Denn dann scheidet er aus der laufenden Runde aus. Andererseits ist es echt blöd, die Prinzessin auf der Hand zu haben und diese zu verlieren, weil ein Mitspieler das mit einem Prinzen fordert. Die richtige Karte zur richtigen Zeit hilft dabei, alle Mitspieler zu eliminieren oder/und am Ende der Runde die höchste Karte auf der Hand zu haben. Denn in beiden Fällen gewinnt man das Herz für die laufende Runde.

Wie gut ist Love Letter?

Die ersten Rezensionen und Meinungen in einschlägigen Foren waren überwiegend sehr positiv. Love Letter sei ein Kartenspiel, das fantastisch reduziert einen riesigen Spielspaß biete. An dieser Stelle kommt von mir ein dickes Husten. Denn irgendwie kann ich nur dem ersten Teil zustimmen.

Es ist in der Tat faszinierend, wie stark Seiji Kanai das Kartenspiel auf das Minimum reduziert hat. Hallo? 16 Karten, jeweils zwei am Zug auf der Hand? Weniger geht wohl kaum. Genau daraus entsteht nun aber auch ein Konflikt mit dem Spielspaß. Wo die einen riesigen Spielspaß verspüren, immer die richtige Karte einzusetzen und passende Kombos zu optimieren, fühlten sich meine Mitspieler und ich selbst gespielt. Da wiegt selbst ein Ausscheiden aus der laufenden Runde nebensächlich.

Wie soll Spielspaß aufkommen, wenn stets nur zwei Karten zur Verfügung stehen und diese nach dem Zufallsprinzip gezogen sind? Klar, ein lustiges Spiel muss nicht immer Planung verlangen, an einen Aufwärmer oder Absacker sind andere Anforderungen zu stellen als an ein abendfüllendes Brettspiel. Aber bei Love letter reduziert sich die Entscheidung des Spielers im Prinzip darauf, zwischen Not und Elend so zu wählen, dass er die aktuelle Runde überlebt. Das mögen einige gut finden, andere vielleicht sogar taktisch, aber für mich minimiert es nicht nur den Spaß, sondern auch das Spiel als Ganzes. In diesem Sinne ist Love Letter meiner Meinung nach kaputtminimiert.

Andererseits lässt das reduzierte Spielmaterial reichlich Luft für Erweiterungen und die einfachen Regeln bieten einen sehr schnellen Einstieg. Nur was nutzt es, wenn – wie bei meinen Spielerunden in verschiedenen Altersgruppen und mit verschiedenen Spielertypen immer wieder empfunden – Love Letter keiner spannend genug findet, mehrere Versuche zu starten, das Herz der Prinzessin zu erobern? Love Letter ist nicht einfach, elegant und spannend, sondern ein banaler Zeitvertreib ohne Tiefgang und Spielspaß, aber als Produkt immerhin exzellent ausstaffiert.

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Love Letter

  • Titel: Love Letter
  • Verlag: Pegasus Spiele, AEG/Aldereac Entertainment Group
  • Autor: Seiji Kanai
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 20-30
  • Jahrgang: 2013
  • Video:
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1 Kommentar

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Axel Bungart 10. April 2014 at 15:14

Irgendwie stimmt das schon, aber wir haben es neulich das erste Mal gespielt, und was soll ich sagen: Wir hatten Spaß! Vielleicht, weil zwei Runden nacheinander derselbe Spieler einen Baron spielte, zweimal denselben anderen Spieler auswählte – und zweimal an dessen Gräfin scheiterte. Vielleicht, weil die Erfahrung zeigte, dass man, wenn nur noch zwei Spieler überig sind, besser keinen König spielt, wenn man selbst eine Wächterin auf der Hand hatte. Zum Totlachen. Aber das passiert einem wohl auch nur einmal… Ich hätte auch nie gedacht, dass man bei Anno (Domini) Spaß haben kann. Axel

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