Reich der Spiele

Lübeck

Lübeck von Reich der Spiele

Ein Hansespiel. Wieder einmal. Und doch ist Lübeck (dlp games) ein ganz passables und zugängliches Spiel. Die Spieler versuchen, ihre Händlerfiguren auf Schiffe unterzubringen, die über Ost- und Nordsee schippern und dabei halbwegs verlässlichen Routen folgen. Unterwegs werden Geschäfte gemacht. Wem dies am besten gelingt, der gewinnt das Spiel.

Der Ablauf ist überschaubar und gleichzeitig trickreich. Zu Beginn jeder Runde werden Kartenpäckchen gebildet. Jeweils zwei mehr als Spieler am Tisch sitzen. Von diesen Päckchen nimmt sich jeder Spieler eines. Die anderen bleiben liegen für die kommende Runde. In der nächsten Runde werden dann wiederum entsprechend viele Päckchen gebildet, aber mit jeweils einer Karte mehr. So wird das Spiel immer dynamischer und die Möglichkeiten der Spieler steigen jede Runde.

Nach dem Wählen der Päckchen bestimmt der zuletzt wählende, welcher Spieler beginnt. Reihum setzen die Spieler nun entweder ihre Figuren auf die in Lübeck startenden Schiffe oder spielen Karten aus. Die Karten zeigen in der Regel Handelshäfen und gelten sozusagen als Ticket zum Hafen oder/und als Handelsgut, was dort verkauft werden kann. Das funktioniert folgendermaßen: Wenn ein Spieler beispielsweise eine Karte für Danzig legt, dar er – sofern sich einer seiner Händler mit einem Schiff in dieser Stadt befindet – in Danzig diese Karte als Handelsware verkaufen. Der auf den Karten aufgedruckte Betrag ist der Gewinn. Oder er darf ein Schiff vom direkten Hafen vor Danzig nach Danzig versetzen und die Karte als Gewinn umsetzen.

Dieses Versetzen der Schiffe durch Karten ist für den Spielmechanismus von immenser Bedeutung, da die Schiffe im Uhrzeigersinn feste Routen fahren. Mit den Karten kann ein Schiff immer maximal ein Hafen weiterbewegt werden. Wenn ein Schiff mehrere Spielerfiguren trägt, passiert es deshalb häufig, dass ein Spieler im gewünschten Hafen seine Warenkarten nicht mehr löschen kann, da ein Mitspieler mit dem Schiff längst den nächsten Hafen angesteuert hat.

Macht nichts? Doch! Denn jede Runde läuft solange, bis alle Spieler gepasst haben. Das ist aber nur möglich, wenn man das Limit von drei Handkarten einhält. Hat man zu viele Karten auf der Hand, muss man diese entweder in den passenden Häfen löschen oder aber gegen Minuspunkte abgeben. Genau hier liegt das taktische Spielproblem. Man kann sich passende Kartenpäckchen am Rundenanfang aussuchen – wenn man Glück hat -, aber man muss diese auch loswerden. Hier kommen die Mitspieler und ein nicht unerheblicher Ärgerfaktor ins Spiel. Immer wieder ist das Schiff schneller (oder auch mal langsamer!), als man möchte. Die richtigen Karten im richtigen Moment zu haben und loszuwerden, ist eine kleine Kunst bei diesem Spiel. Es lässt sich alles planen, aber nicht die Aktion der Mitspieler …

Wer jetzt denkt, man könnte doch einfach mit seiner Figur ein weiteres Schiff in Lübeck starten, liegt zwar richtig. Allerdings stehen nur sehr wenige Schiffe zur Verfügung, sodass es immer wieder zu ungewünschten Schiffsbewegungen kommt. Ein paar Sonderkarten bringen weiteren Pepp in das Spiel, das nach zwei Kartendurchläufen mit dem Spieler mit den meisten Punkten als Sieger endet.

Lübeck ist wahrlich kein großes, abendfüllendes Spiel. Aber es ist bei absoluter Familientauglichkeit kniffelig und macht jede Menge Spaß. Die Spielanleitung ist gut und leicht verständlich. Getrübt wird dieser Eindruck vom Material. Habe ich über den nicht optimal verklebten Spielplan noch hinwegsehen können und die ungewöhnliche und zunächst schlecht erscheinende Kartenqualität nach mehreren Spielen sogar als robust schätzen gelernt, sind die Schiffe unter aller Kanone. Selbst mit einer Schere wäre das Ausstanzen wohl eine kleine Bastelkunst gewesen. Die Perforation jedenfalls ist ein schlechter Witz gewesen. Der Gesamteindruck des Materials lässt verwundern, schreiben wir doch das Jahr 2009. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst in gestandenen Spielerrunden Lübeck durchaus zu gefallen wusste und das Spiel einen äußerst schönen Mechanismus beinhaltet. Klasse zum Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends.

Infos zu Lübeck

  • Titel: Lübeck
  • Verlag: dlp games
  • Autor: Reiner Stockhausen
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Jahrgang: 2009

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