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Mystery Express

Mystery Express von Reich der Spiele

Die Begegnung mit dem Mystery Express weckt auf Anhieb Assoziationen mit der berühmten Zugverbindung Richtung Orient. Die Aufmachung und Ausstattung des Spiels sind grossartig und machen Lust auf alles Nachfolgende, das leider den hohen Erwartungen allerdings nicht gerecht zu werden vermag.

Der grosse Spielplan zeigt einen Zug mit mehreren Wagen und Abteilen im Überblick, eine symbolisierte Darstellung der Strecke von Paris nach Istanbul sowie einige Ablegeplätze für Spielkarten. Letztere gibt es in fünf Kategorien mit Detailangaben zum Mord selber (Ort, Verdächtige, Motiv und Hergang der Tat; nachfolgend zusammenfassend Tatkarten genannt) und der Uhrzeit des Geschehens. Von jeder Sorte wird eine Karte gezogen und verdeckt unter den Spielplan gelegt. Anschließend werden die Zeitkarten separat neben dem Brett deponiert und alle übrigen gemischt und an die Spieler ausgeteilt bzw. auf die Ablegeplätze des Spielplans gelegt. Zum Schluss erhalten die Spieler noch je eine Rollenkarte mit einer individuellen Sonderfähigkeit ihrer Figur, bevor die Fahrt mit dem Mystery Express beginnen kann.

Tatkarten sind zwei-, Zeitkarten gar dreifach vorhanden. Da erstere im Verlauf des Spiels mehrmals die Hand wechseln können, ist ein Kartenpaar nur dann mit Sicherheit als Element des Verbrechens auszuschliessen, wenn beide (!) Karten in ein und derselben (!!) Runde eingesehen werden konnten und damit klar ist, dass keine davon unter dem Spielbrett liegen kann. Dazu bedarf es einiger Spielerfahrung und Planung, was dem Spiel eine gewisse Einstiegshürde schafft, die erst einmal überwunden werden muss.

Um Einblick in fremde Tatkarten zu erhalten, haben die Spieler mit ihren Figuren auf dem Spielbrett die einzelnen Abteile des Mystery Express aufzusuchen. Jedes von ihnen erlaubt eine spezifische Aktion, die von mehr oder weniger großem Nutzen sein können. Im Raucherwagen beispielsweise haben zwei Mitspieler je eine Handkarte der gewünschten Kategorie im Tausch gegen eine beliebige eigene herauszurücken, im Salon müssen sämtliche Spieler je eine Karte frei ersichtlich aufdecken, während im Speisewagen ausgewählte Spieler je Karten unterschiedlicher Kategorien herausgeben sollen. Aufgedeckte oder ausgetauschte Karten landem auf dem individuellen Ablagestapel der Spieler, von wo sie nach Abschluss der Spielrunde wieder auf die Hand genommen werden. Mit ihren Sonderfähigkeiten können die Spieler dabei eine zusätzliche Tatkarte eines anderen Spielers anschauen oder eine zusätzliche Aktion in einem der Zugwagen ausführen.

Das alles liefert mehr oder weniger wertvolle Hinweise auf die Karten, die im Spiel und damit nicht unter dem Brett sind. Allerdings ist das Ganze nur nützlich, wenn im selben Spielzug komplette Kartenpaare zusammen kommen, da die einzelnen Karten in der nächten Runde schon wieder an einen anderen Spieler übergegangen sein können. Dabei den Über- und Durchblick zu behalten, ist ziemlich anspruchsvoll, selbst wenn die Spieler fortlaufend Notizen auf einem Ermittlungsbogen machen dürfen.

Die Zeitkarten kommen in drei vorgegebenen Phasen der Fahrt im Mystery Express zum Einsatz. Sie werden dabei auf drei unterschiedliche Arten aufgedeckt, wobei ausnahmsweise nichts notiert werden darf. Auch hier gilt es herauszufinden, welche der Karten fehlt, um auf die Lösung unter dem Spielbrett schließen zu können. Kurz vor Schluss können die Spieler ihre vorläufigen Verdächtigungen auf einem speziellen Telegrammzettel notieren, bevor das Spiel mit der Einfahrt des Mystery Express im Bahnhof von Istanbul zu Ende geht. Die Karten werden unter dem Spielbrett hervorgeholt und einzeln aufgedeckt, worauf gewinnt, wer die meisten Elemente des Verbrechens richtig ermittelt hat. Bei Gleichstand entscheiden die Telegramme von unterwegs, wobei richtige Tipps Plus-, falsche dagegen Minuspunkte ergeben. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass niemand sämtliche Elemente der Tat erraten hat, was aber keine Rolle spielt für den Ausgang des Spiels.

Die Fahrt im Mystery Express ist ein wahrer Augenschmaus. Leider ist das Spiel selber dann eher weniger ein Vergnügen. Kleine Überlegungsfehler beim Planen der eigenen Aktionen oder unglückliche Kartenkonstellationen können ganze Spielzüge unbrauchbar machen und Resultate liefern, die nicht weiterhelfen und zu Ohnmachtsgefühlen und Frustration führen. Nicht selten läuft das Ganze zudem zeitlich ziemlich aus dem Ruder, indem eine Partie durchaus zwei bis drei Stunden dauern kann. Spielspaß oder gar Lust auf eine Revanchepartie entstehen so eigentlich nie. Schade um das prächtige Spielmaterial, das Besseres verdient hätte.

Infos zu Mystery Express

  • Titel: Mystery Express
  • Verlag: Days Of Wonder
  • Autor: Serge Laget, Antoine Bauza
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2010

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