Reich der Spiele

Oddville

„Das ist ja fast wie …“ – wer kennt nicht die mehr oder weniger spontanen Ausrufe, bei denen unterschiedliche Spiele in einen gemeinsamen Kontext gestellt werden, den sie oft nur auf den ersten Blick oder überhaupt kaum haben? Die Siedler von Catan sind regelmässige Opfer solcher Quervergleiche, ebenso Eile mit Weile bzw. Mensch ärgere dich nicht oder auch Carcassonne. Und tatsächlich glaubten gleich mehrere meiner Testpersonen bei OddVille Spuren von Carcassonne entdeckt zu können, was einerseits durchaus nachvollziehbar, andererseits aber halt doch ziemlich falsch ist (wie dies überhaupt in solchen Momenten recht häufig der Fall zu sein pflegt …).

Zwar werden bei OddVille durchaus Plättchen in eine gemeinsame Auslage in der Tischmitte gelegt, wobei auf den korrekten Anschluss allfälliger Straßenverbindungen geachtet werden muss. Daneben aber hat OddVille zahlreiche Eigenheiten, die es genügend von Carcassonne abheben, weshalb nachfolgend keine weiteren Hinweise auf das Spiel des Jahres 2001 mehr gemacht werden sollen; versprochen!

Bei OddVille gilt es also in einer gemeinsamen Auslage in der Tischmitte eine Stadt zu bauen und dabei die meisten Siebpunkte zu sammeln. Dazu erhalten alle zu Beginn der Partie einen identischen Satz Handkarten und einen Rohstoff nach eigener Wahl, der auf einem kleinen Tableau markiert wird. Dann werden sechs Gebäudekarten nebeneinander und eine weitere als „Zentrum“ (das allerdings stets am Rand der späteren Stadt bleiben wird) ausgelegt, bevor es bereits losgehen schon kann.

In jedem Zug kann bei OddVille eine Handkarte ausgespielt werden, auf denen stets dieselben drei Aktionen vermerkt sind, wovon eine ausgeführt werden darf. Sie erlauben es, nach Wahl des Spielers Geld aufzunehmen, einen weiteren Rohstoff auf dem separaten Tableau zu markieren oder eine Gebäudekarte zu erwerben, wobei die Aktionen unterschiedlich mächtig sind. Um zu verhindern, dass immer dieselbe Karte ausgespielt wird, muss beim Wiederaufnehmen auf die Hand für jede sich dort noch befindliche Karte ein Geld abgegegeben werden. Das zwingt auf elegante Weise dazu, auch schwächere Karten möglichst sinnvoll einzusetzen …

Anstelle einer Hand- kann allerdings auch eine der zuvor erworbenen Gebäudekarten ausgespielt und in der Tischmitte an die wachsende Stadt angelegt werden. Dabei muss das Wegnetz intakt bleiben und dürfen Sträßchen nicht ins Niemandsland führen. Der Bauherr markiert seine Karte mit einem Spielstein, nachdem er die für den Bau benötigten Baustoffe bzw. die jeweiligen Markierungssteine vom entsprechenden Tableau entfernt hat. Anschließend erhält er eine Belohnung gemäss den Angaben auf der eben ausgelegten Gebäudekarte. Das können entweder ein neuerlicher Baustoff, Geld oder Siegpunkte sein, allenfalls auch aufgrund der umliegenden Karten, an die das neue Gebäude angelegt wurde.

Auf einigen Gebäuden sind zusätzlich Wappen abgebildet, die ein spezielles Gildenplättchen eintragen. Zwei identische dürfen sofort gegen die oberste Personenkarte der jeweiligen Gilde eingetauscht werden, die in einer separaten Auslage bereitliegen. Sie verschaffen unterschiedlichste Vorteile wie das Vergünstigen von Gebäudekarten oder tragen Geld ein oder einen sonstigen Nutzen im weiteren Verlauf der Partie. Allerdings hat es immer zu wenig Gildenkarten für alle Mitspieler. Kann einer daher seine Plättchen in eine Gildenkarte eintauschen, ohne dass eine solche bereitliegt, müssen alle Spieler ihre Karten zurückgeben, worauf der aktive die erste des neuen Nachziehstapels erhält. So ist sichergestellt, dass die besonderen Eigenschaften und Vorteile im Verlauf einer Partie OddVille wechseln. Ausserdem kann wunderbar taktiert werden mit dem Zeitpunkt, wann genau die Gebäudekarten mit einem der Wappen zum Ausbau der Stadt verwendet werden.

Hat ein Spieler so die sechste Gebäudekarte ausgelegt, bedeutet dies das sofortige Ende der Partie (alternativ dazu kann im Sinne einer Hausregel auch die laufende Runde noch abgeschlossen werden), worauf eine kurze Schlusswertung folgt. Punkte gibt es für die ausgespielten Gebäudekarten entsprechend den darauf vermerkten Bedingungen. Einige profitieren von den unmittelbar angrenzenden Gebäuden, andere von Karten, die irgendwo in der Stadt ausliegen. Zusätzlich tragen die Gildenkarten ihrem aktuellen Besitzer Punkte ein, ebenso jeder noch auf dem Tableau verbliebene Rohstoffmarker. Gewinner ist bei OddVille, wer die meisten Punkte hat, bei Gleichstand jener Spieler, der das Spielende ausgelöst hat oder am nächsten neben diesem sitzt.

OddVille von What’s your Game bietet so erstaunlich viel Spiel in einer kleinen Schachtel. Trickreich ist beispielsweise das Ausspielen von Gebäudekarten mit Gildenwäppchen, wenn die Gegner so zum Abgeben ihrer zuvor erworbenen Gildenkarten gezwungen werden können. Ebenso gibt es auf dem Rohstofftableau Raum für hübsche Winkelzüge aufgrund der Zuschläge, die dort unter Umständen entrichtet werden müssen. Ausserdem werden im Verlauf des Legespiels allmählich die Markierungssteine knapp, so dass selbst deren Einsatz gut geplant werden muss. Überhaupt ist für genügend Abwechslung gesorgt, da zu Beginn stets ein paar Gildenkarten ausgesondert werden, so dass in jeder Partie stets eine andere Auswahl zur Verfügung steht.

Das bedingt einige taktische Flexibilität und einen guten Überblick über das Geschehen, die man dem schienbar kleinen Spiel gar nicht zugetraut hätte. Das alles weckt regelmäßig Lust auf eine sofortige Revanchepartie, die nicht zuletzt auch dank der sehr überblickbaren Dauer einer Partie OddVille jederzeit möglich ist und gerne gewährt wird.

Infos zu Oddville

  • Titel: Oddville
  • Verlag: What's Your Game
  • Autor: Carlo Lavezzi
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30 - 60
  • Jahrgang: 2012

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