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Piepmatz

Piepmatz - Ausschnitt - Foto von Lookout Spiele

Piep, piep, piep … Nein, bei Piepmatz, dem Kartenspiel aus dem Hause Lookout Spiele, hat niemand eine Meise. Erstaunlicherweise. Denn auch die tummeln sich im Winter oft am Futterhäuschen. Bei Piepmatz von Matt Riddle und Ben Pinchback picken trotzdem keine Meisen, sondern Buchfinken, Spatzen, Goldammern und Co. Diese Piepmätze sind (nur?) goldiges Gewand für ein taktisches Kartenspiel um Paare und Mehrheiten.

Der Kampf um den Futterplatz: So spielt sich das Kartenspiel Piepmatz

Bei Piepmatz geht es darum, möglichst viele Vögel- und Körnerkarten in der richtigen Konstellation zu sammeln und so möglichst viele Siegpunkte zu bekommen. Zentral in der Auslage ist das Futterhäuschen. Dort gibt es je nach Spielerzahl zwei oder drei Futterplätze, die auch in der Startaufstellung mit je einem Vogel besetzt sind. Mittig darüber sind vier Körnerkarten (sowie ein Nachziehstapel) platziert, die unterschiedlich viele Punkte einbringen und gedanklich nach Position durchnummeriert werden (der Stapel bekommt die Nummer 5). Jeder hat zu Beginn jedes Zuges vier Handkarten (Vögel).

Wer an der Reihe ist, platziert eine davon unterhalb eines Futterplatzes (thematisch am Boden). Nun werden die Zahlenwerte der Vögel verglichen und eines von zwei Dingen passiert:

  • a) Sind alle am Boden sitzenden Vögel gemeinsam (!) stärker als der am Futterplatz, vertreiben sie ihn – er flattert in die persönliche Auslage des aktiven Spielers. Zusätzlich erhält dieser eine der Körnerkarten – abhängig von der Wertdifferenz der Vögel. Bei einer Differenz von fünf oder mehr zieht man direkt vom Stapel.
    Anschließend rückt der nächste Vogel an den Futterplatz auf, und zwar der stärkste von den am Boden sitzenden. Bei Gleichstand ist es der Vogel, der dem Futterhäuschen am nächsten sitzt.
  • b) Sind die am Boden sitzenden Vögel schwächer als der am Futterplatz, geschieht in der allgemeinen Auslage nichts. Der Spieler darf jedoch nach bestimmten Vorgaben eine seiner Handkarten in seine persönliche Auslage legen. Körner bekommt er dann keine.

Piepmatz - Material - Foto von Lookout Spiele

Manchmal kann das gut sein – dann nämlich, wenn Körnerkarten eine so genannte Ärgerkarte beinhalten, die Karten (und damit Siegpunkte) aus der persönlichen Auslage entfernen (thematisch sind die Ärgerkarten Eichhörnchen und Krähen). Siegpunkte gibt es am Ende für die Körnerkarten (eins bis drei) sowie für Vogelpärchen (Männlein und Weiblein) und für alle Vogelkarten, von deren Art man mehr als die Mitspieler in der persönlichen Auslage hat.

Goldige Goldammern, süße Piepmätze: Thema und Gestaltung bei Piepmatz

Bei einem im Grunde abstrakten (Karten-)Spiel wie Piepmatz ist das Thema oft nur übergestülpt. Piepmatz gelingt es jedoch, es nicht nur konsequent und charmant umzusetzen, sondern tatsächlich eng mit den Spielmechanismen zu verknüpfen: von den Körner klauenden Eichhörnchen über die Singvögel verjagenden Krähen bei den Ärgerkarten bis hin zu den am Futterplatz aufrückenden Vögeln nach Stärke.

Die Illustrationen von Mike Langman wirken ein wenig wie einem antiquarischen Vogellexikon entnommen; sie sind sehr detail- und naturgetreu (sogar die Eier als Siegpunktanzeiger entsprechen der jeweiligen Vogelart) und verleihen dem Ganzen einen wunderbar nostalgischen Charme.

Wer spielt gerne das Kartenspiel Piepmatz?

Titel, Aufmachung, Thema, Backcover-Text: Alles an Piepmatz signalisiert „locker-leichtes Familienspiel“. Das ist es allerdings nur bedingt. Ja, Piepmatz ist schnell gespielt, wenn man die Regeln einmal kennt. Ja, es gibt einen gewissen Glücksfaktor. Und ja, es eignet sich für Familien. Dennoch werden sich auch Kennerspieler mit Piepmatz nicht langweilen – dank einer taktischen Tiefe, die über das typische Familienkartenspiel hinausgeht. Und so manchem Gelegenheits- oder Familienspieler ist das vielleicht schon wieder zu viel der Vorausplanung. Dazu kommt noch ein relativ schwerer Einstieg; in der Anleitung liest sich alles erst mal komplexer als es ist.

Wie gut ist das Kartenspiel Piepmatz?

Piepmatz - Schachtel- Foto von Lookout SpieleEben die Vorausplanung ist allerdings essenziell. Das liegt auch an den vielen Abhängigkeiten. Langfristige strategische Planung ist nur bedingt möglich – schließlich sitzen die Piepmätze schon wieder ganz anders ums Futterhäuschen, bis man das nächste Mal an der Reihe ist. Trotzdem sollte man nicht einfach mal eben eine Karte spielen. Da gilt es nämlich neben den Ärgerkarten immer auch die Kettenreaktionen zu bedenken und sinnvoll für sich zu nutzen. Sobald ein neuer Vogel am Futterplatz sitzt, wird gleich noch einmal verglichen: Sind die übrigen Vögel am Boden immer noch stärker als der neue? Dann gibt es gleich noch ein Vögelchen-Wechsel-Dich – inklusive Körnerkarten. Das Ganze geht so lange, bis der neue Piepmatz auch wirklich der stärkste ist und seinen Platz behaupten kann. So mancher Spieler bekommt hier mehr als er wollte: die höchste Körnerkarte mit drei Siegpunkten – Juhu! – und noch gleich das Eichhörnchen und die Krähe dazu – Waaas? Mist, das habe ich völlig übersehen! –, weil auch Spatz und Gimpel noch vom Futterplatz vertrieben werden. Der Gimpel wird, kaum da, von der Krähe gleich wieder aus der persönlichen Auslage verjagt. Und auch die hohe Körnerkarte klaut das Eichhörnchen flugs wieder – und eine weitere dazu. Dumm gelaufen. Natürlich kann man auch Glück haben und das Eichhörnchen klaut nur niedrige Karten (der Sitznachbar zieht aus dem verdeckten persönlichen Körnerstapel).

Geschickte Taktiker wissen die Kettenreaktionen zu nutzen: Flugs die Goldammer geholt – endlich mehr Goldammern als die Gegner in der persönlichen Auslage –, anschließend noch das zum Pärchen fehlende Amselweibchen und weil’s so schön ist auch gleich das Gimpelmännchen, auf das der Mitspieler spekuliert. Und dazu jedes Mal eine Körnerkarte. Hach, wie schön! Gut geplant ist halb gewonnen. Aber auch gar nicht so leicht. Meist muss man dann doch auch eine schlechte Karte in Kauf nehmen, um einen insgesamt guten Zug zu machen. Da heißt es: Abwägen und taktieren. Und niemals nie eine Kettenreaktion übersehen.

Fazit: Lohnt sich das Kartenspiel Piepmatz?

Im Zusammenspiel mit dem Siegpunktsystem um Mehrheiten und Pärchen sorgen gerade die Kettenreaktionen dafür, dass Piepmatz ein taktisch anspruchsvolles Kartenspiel ist, das dank Ärgerkarten und Nachziehmechanismus dennoch auch Glückselemente enthält. Schön zu spielen, schön anzusehen (auch wenn der nostalgische Stil im wahrsten Sinne des Wortes nicht jedermanns Sache ist). Gleich noch eine Runde? Manchmal. Oft auch nicht. Piepmatz wird eher kein Dauerbrenner auf dem Spieletisch, aber ist doch ein nettes Spiel für zwischendurch. Ein Kartenspiel mit Anspruch, das auch mal Familien- und Kennerspieler an einen Tisch bringt. Und das ist doch was.blank

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Piepmatz

  • Titel: Piepmatz
  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor: Matt Riddle, Ben Pinchback
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2019

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