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Rajas Of The Ganges: The Dice Charmers

Rajas Of The Ganges: The Dice Charmers - Ausschnitt - Foto von HUCH

Rajas of the Ganges ist ein Kennerspiel aus dem Jahr 2017, das schon aus zwei Gründen besonders ist. Zum einen war es das hundertste Spiel des erfolgreichen Autorenehepaars Inka und Markus Brand. Zum anderen kenne ich kaum ein Brettspiel, das mehr Würfel enthält als Rajas of the Ganges – diverse Dice-Placement-Spiele wie die Marco PoloSpiele oder The Rise of Queensdale eingerechnet. Nun kommt eine Variante in der kleinen Schachtel. Und was läge für ein Spiel mit so vielen Würfeln näher als ein Roll & Write-Spiel? Rajas of the Ganges – Dice Charmers ist wieder für 2-5 Spieler und wieder aus dem Hause Huch! Und es kommt mit deutlich weniger Würfeln aus als sein Vorgänger. Wie Rajas of the Ganges spielt auch Dice Charmers im indischen Großmogulreich und dreht sich darum, die richtige Balance aus Ruhm und Geld zu erreichen.

Mit Roll & Write durch Indien: Erster Spielüberblick zu Rajas of the Ganges: Dice Charmers

Dass es statt eines großen Spielbretts nun für jeden Spieler ein Würfelblatt gibt, versteht sich bei einem Roll & Write von selbst. Die wesentlichen Elemente aus dem ursprünglichen Brettspiel finden sich auch hier wieder – besonders die typische Doppelleiste mitsamt Siegbedingung. Außen am Spielfeldrand (bzw. im Falle von Dice Charmers am Rand des persönlichen Würfelblatts) gibt es gleich zwei Siegpunktleisten, eine für Ruhm und eine für Geld. Treffen sich bei einem der Spieler beide Leisten, läutet das das Spielende ein. Gewonnen hat schließlich, wer die größte Überschneidung beider Leisten erreicht hat.  

Die Würfelblätter sind in vier Bereiche eingeteilt, die ihr vielleicht schon aus dem Brettspiel kennt: Fluss, Markt, Palast und Provinz. Jedem dieser Gebiete sind zwei Farbwürfel zugeordnet, die verschiedene Symbole zeigen. Reihum wählt jeder Spieler einen der gewürfelten Würfel aus und kann die zugehörige Aktion durchführen. Durch zu erreichende Boni beim Eintragen entstehen dabei oft Kettenreaktionen. Die Bereiche selbst ähneln denen im Brettspiel: Beim Fluss fahrt ihr mit einem (imaginären) Boot von links nach rechts, beim Markt erhaltet oder verkauft ihr Waren, im Palast gibt es diverse Helferfiguren und in der Provinz zeichnet ihr Wege ein, um eure Residenz mit anderen Gebäuden zu verbinden. Bei allen Bereichen geht es letztlich darum, Zusatzaktionen oder Boni sowie natürlich Siegpunkte und Geld zu bekommen.  

Eine Frage des Karmas

Bei all dem spielt sich Rajas of the Ganges: Dice Charmers größtenteils solitär, was aber für fast alle Roll & Write-Spiele gilt. Dafür ist die Downtime – ebenfalls typisch Roll & Write – relativ gering. Ein kleines interaktives Element gibt es aber: in Form eines Pappelefanten. Nachdem der Startspieler alle acht Würfel gewürfelt und seinen ausgewählt hat, legt er den zweiten Würfel dieser Farbe auf den Elefanten. Dieser ist für alle anderen Spieler für diese Runde „gesperrt“. Als Startspieler könnt ihr also auch gezielt die Möglichkeiten eurer Mitspieler beeinflussen. Ganz „weg“ ist der Würfel aber auch auf dem Elefanten nicht: Möchtet ihr als nachfolgender Spieler trotzdem darankommen (weil ihr zum Beispiel unbedingt einen grünen Würfel fürs Wegezeichnen braucht), könnt ihr dafür Karma ausgeben. Davon habt ihr zu Beginn bereits ein oder zwei (je nach Variante) und bekommt es im Verlauf des Spiels auch ab und zu über Boni. Ihr bekommt den Würfel dann aber nicht direkt vom Elefanten, sondern müsst neu würfeln – mit dem ersehnten Würfel vom Elefanten und einem weiteren einer anderen Farbe. Danach habt ihr nur noch die Wahl zwischen diesen beiden Würfeln, auch wenn euch nicht gefällt, was ihr gewürfelt habt. Der Würfel, den ihr nicht verwendet, kommt dann wieder auf den Elefanten. Womit ihr natürlich auch wieder die Möglichkeiten der euch nachfolgenden Spieler beeinflusst.

Rajas Of The Ganges: The Dice Charmers - Material - Foto von HUCH

Dice Charmers: Komplexes Kennerspiel als Roll & Write

Auch die Roll & Write-Variante zu Rajas of the Ganges ist eindeutig ein Kennerspiel und will auch nichts anderes sein. Es dauert eine Weile, bis man sich einen Überblick über alle Möglichkeiten und Regeln verschafft hat.

Besonders die Regel um das Wegebauen in der Provinz erschwerte in unseren Spielerunden oft den Einstieg. Das grundlegende Prinzip ist schnell verstanden, wie genau aber die beiden halben Wege eingesetzt werden dürfen (und wie eben nicht), sorgte doch immer wieder für Verwirrung. Verständlicher wäre das sicher, wenn es sich um tatsächliche Legeplättchen handeln würde und nicht nur um eingezeichnete Felder, die mit Bleistiftstrichen um Wege ergänzt werden. Hier wäre vielleicht eine andere Regelung geeigneter gewesen, die besser auf das Roll & Write-Format angepasst ist. Andererseits bieten gerade die beiden halben Wege viele taktische Möglichkeiten, die das Spiel durchaus bereichern. Und ist die Regel erst einmal richtig verstanden, funktioniert der Spielablauf auch reibungslos.

Neben den Regeln sind es vor allem die vielen Kettenreaktionen, die Rajas of the Ganges: Dice Charmers zum Kennerspiel machen. An vielen Stellen auf dem Würfelblatt gibt es Zusatzboni, wenn bestimmte Spalten vollständig ausgefüllt sind oder wenn ihr im Wegenetz der Provinz den Rand erreicht. Zu Spielbeginn werdet ihr dabei noch kaum Kettenzüge machen können, doch im weiteren Verlauf werden das immer mehr. Die Möglichkeiten dazu gilt es also gut im Blick zu behalten. Je mehr Aktionen und Boni ihr in einem Zug aneinanderreihen könnt, desto mehr kommt ihr auf den beiden Leisten voran. Oft ist es einfach eine Frage der Reihenfolge.

Auch sonst greifen viele Elemente eng ineinander und erfordern das richtige Timing. Da ist die Schriftrolle, die festlegt, welches Gebäude in der Provinz wie viele Punkte bringt. Über bestimmte Aktionen (etwa über einen der Helfer im Palast) könnt ihr das selbst bestimmen und die möglichen Punkte so nach und nach erhöhen. Wer das versäumt, hat schnell das Nachsehen. Ein anderes Beispiel: Über das Schifffahren gibt es die Möglichkeit, nicht nur Extrawege, sondern sogar Kreuzungen in die Provinz einzuzeichnen. Je nachdem, wo ihr mit eurem Wegenetz gerade seid, kann das besonders viele Boni bringen – oder fast nichts.

So manchem Gelegenheitsspieler könnte all das in Summe zu viel an aufmerksamer Vorausplanung sein, das kommt aber sehr auf den Spielertyp an. Wer gerne aus dem Bauch heraus spielt, wird das anders empfinden als jemand, der von vornherein gerne strategisch plant. Daher eignet sich Dice Charmers nicht pauschal nur für Vielspieler. Und auch spielerfahrene Familien mit älteren Kindern werden mit Dice Charmers zurechtkommen (der Verlag gibt die Altersangabe mit ab 12 an, was auch unserer Einschätzung entspricht). Abwechslung bietet die Variante auf der Würfelblatt-Rückseite, bei der insbesondere die Boni anders verteilt sind. Und beide Würfelblattseiten spielen sich in jeder Spielerbesetzung hervorragend, egal ob zu zweit oder in einer größeren Gruppe.

Rajas Of The Ganges: The Dice Charmers - Schachtel - Foto von HUCH

Lohnt sich das Würfelspiel Rajas of the Ganges: Dice Charmers?

Auch mit nur acht Würfeln ist Rajas of the Ganges: Dice Charmers eine sehr gelungene Umsetzung ins Roll & Write-Spiel. Das Feeling des großen Brettspiels bleibt dabei erhalten, dennoch ist es ein etwas anderes Spielerlebnis – weniger Schwergewicht, weniger Spieldauer, aber nicht weniger Spaß. Der Wiederspielreiz ist hoch und dank der kürzeren Spieldauer bietet es sich an, mehrere Partien nacheinander zu spielen. Und wenn ihr dann doch mal wieder mehr Würfel auf dem Tisch haben wollt, warum nicht einfach beides nacheinander spielen? Schließlich ist Rajas of the Ganges in beiden Versionen ein sehr gutes Spiel. Ob als Dice Charmers oder als großes Brettspiel.blank

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Rajas Of The Ganges: The Dice Charmers

  • Titel: Rajas of the Ganges: The Dice Charmers
  • Verlag: HUCH!
  • Autor: Inka Brand, Markus Brand
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 30-45
  • Jahrgang: 2020

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