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Rolemaster: Zauberbuch

Rolemaster Zauberbuch - Foto von 13 Mann

Nach dem gelungenen Start von Rolemaster mit dem Grundregelwerk und dem Kampfhandbuch legt der Verlag ein weiteres, der neben dem Grundregelwerk auf insgesamt vier Grundbücher konzipierten Reihe vor: Das Zauberbuch. Damit existiert eine komplett überarbeitete deutsche Version und ultimative Ressource für die großen Bereich der Magie von Rolemaster: Die göttliche Magie (Leitmagie), die unbeherrschbare Magie (Essenz) und die Macht des Geistes (Mentalismus) in einem solide verarbeiteten und 272 Seiten umfassenden Hardcoverband. Im Interesse der Kunden hat sich der Verlag dazu entschlossen, auf die klassische Aufteilung der Zauberbücher zu verzichten, um ein alles umfassendes Zauberbuch – oder besser gesagt ein komplett überarbeitetes Kompendium – herauszubringen.

Die Optik. Insgesamt folgt auch der dritte Band der Reihe der gewohnten Optik seiner Vorgänger und erscheint als Hardcover mit Farbdruck, wobei an dieser Stelle auch die geänderte und bessere Papierqualität positiv erwähnt sei, die nach der Papierqualität im Grundregelwerk nunmehr das Blättern um einiges entspannter macht. Die Tabellen für kritische Treffer sind wiederum bewusst auf weißem Papier gedruckt, ebenso wie man hier weitgehend auf aufwendige grafische Elemente verzichtet hat. Man kann also getrost wiederum den Kopierer bemühen, um häufig verwendete Tabellen zu vervielfältigen, ohne dass dabei die spätere Lesbarkeit eingeschränkt wird.

Weiterhin gibt es erfreulich sparsam eingesetzte, aber gut gemachte Illustrationen im Buch, wahrscheinlich nicht zuletzt auch wegen dem äußerst universellen Hintergrund. Die Illustrationen im Zauberbuch stammen wiederum von Björn Lensig, Jason Engle und Lucio Parillo, allerdings hat man für diese Ausgabe auch Eric Lofgren, Patrick Reinemann und Tomek Schukalla verpflichten können. Die überaus pompös erscheinende Covergestaltung oblag erneut Lucio Parrilo und zeigt eine äußerst freizügige und offensichtlich magiebegabte junge Dame, die vor einem scheinbar schwer verletzten (wenn nicht sogar toten) Kämpfer kniet.

Insgesamt präsentiert sich das Zauberbuch für meinen Geschmack als weiteres Glanzstück der Reihe, wobei an dieser Stelle die zusätzliche Ausstattung mit zwei hilfreichen Lesebändchen in unterschiedlichen Farben, die das Lesen und oftmals notwendige Blättern ein wenig erleichtern, nicht vergessen werden soll.

Inhalt. Zunächst erfolgt auf zwei Seiten eine Einführung zur Orientierung in die Welt von Rolemaster und einige Ausführungen zum entsprechenden Einsatz des Zauberbuches, der mit Leitlinien und einer kurzen Erläuterung der drei Magiebereiche dem Leser einen ersten groben Überblick über den Inhalt des Buches vermittelt.

Die Regeln zum Thema Zaubern findet man zwar auch im Grundregelwerk, doch hat man der Vollständigkeit halber einige grundlegende Ausführungen zu diesem Thema aufgenommen. Die notwendigen Bedingungen für das automatische Wirken von Sprüchen und die Anwendung statistische Manöver sind nebst entsprechenden Tabellen und Erläuterungen ebenfalls noch einmal dargestellt.

Die üblichen Ereignisse, die einen Widerstandswurf erfordern, sind bei Rolemaster: Spruchangriffe, Gifte, Krankheiten und Furcht. Eine Tabelle für Widerstandswürfe bei Angriffen durch Zauberer gibt einen schnellen Überblick über die notwendigen Werte und Modifikatoren.

Bislang eigentlich noch nichts wirklich entscheidend Neues und ein Stück weit Wiederholung des Grundregelwerk, doch da Rolemaster für sich in Anspruch nimmt, ein überaus universell einsetzbares System zu sein, kann man das Zauberbuch nach seinen eigenen Vorstellungen auch „alleine“ einsetzen um seiner Kampagne die nötige Dosis Magie zu geben.

Im Kapitel „Berufe“ findet man eine umfassende Beschreibung der spielbaren magischen Berufe im System von Rolemaster. Neben bereits einigen vom Grundregelwerk bekannten enthält das Zauberbuch folgende Berufe: Animist, Barde, Heiler, Hexenmeister, Illusionist, Magent, Magier, Mentalist, Mönch, Mystiker, Paladin, Trickser, Waldläufer und Wundheiler.

Insgesamt stellen sich auch bei den Berufen keine großen Überraschungen ein, da es sich bei Rolemaster doch eigentlich um „klassische“ Fantasy handelt. Unter Umständen sticht vielleicht noch der Beruf Magent hervor: Magenten sind Teilmagiekundige, die den Magiebereich des Mentalismus mit dem Bereich der Waffe verbinden, wobei sich der Name Magent aus den zusammengesetzten Worten „Magie“ und „Agent“ ableitet.

Die Berufe Heiler, Hexenmeister und Mystiker gehören zu den so genannten Dualmagiekundigen. Dies ist überaus interessant, da diese Berufe zwei Magiebereiche miteinander kombinieren können. So kann zum Beispiel der Heiler die Bereiche Leitmagie und Mentalismus miteinander verbinden und hieraus entsprechende Magie wirken. Bedauerlicherweise erfolgt bei diesem Thema ein Verweis auf noch ausstehende andere Publikationen und die im Zauberbuch vorzufindenden Ausführungen sind nicht umfassend. Ähnliches gilt für die Listen mit den Ausbildungspaketen, bei denen bereits solche enthalten sind, die im noch ausstehenden Charakterhandbuch beschrieben werden sollen.

Ein weiteres Kapitel gibt einige allgemeine Richtlinien zum Umgang mit besonderen Situationen, die während eines Spiels aufkommen können, wenn Sprüche gewirkt werden. So geht es zum Beispiel um die Sprucherforschung, bei denen es Spielern offen steht, eigene Sprüche für ihre Charaktere zu kreieren, oder um die Kombination von Spruchwirkungen, Unsichtbarkeit und deren besondere Effekte, das Aufheben von Sprüchen, Illusionen, Flüche und Krankheiten und noch vieles mehr. Dieses Kapitel gibt eine Fülle von Antworten für Situationen, bei denen es in einer Rollenspielrunde durchaus um Leben und Tod gehen kann. Allerdings sollte man sich als Spielleiter auch die Freiheit nehmen – und wird dazu sogar zum Teil aufgefordert – diese Hinweise auf die spielerische Gestaltung und Umsetzung nach eigenen Maßstäben zu variieren. Auf jeden Fall erhält man in diesem Kapitel eine Fülle von Informationen und Anregungen im Bereich Magie.

Wer das sich das Grundregelwerk nicht anschaffen will oder kann und dennoch nicht auf die Vorzüge des Zauberbuch verzichten möchte oder es wie bereits erwähnt für sich alleine einsetzen will, ist mit in einem dafür speziellen Kapitel erwähnten Richtlinien gut bedient. Ähnlich wie in einem Grundregelwerk werden hier die wichtigsten Würfelkonventionen erklärt und auf Details, wie zum Beispiel Spruchlisten sowie das Wirken von Sprüchen und deren Abwicklung erläutert. Ein überaus stimmiges und rundes Kapitel, das eine schnelle und unproblematische Umsetzung des Zauberbuch für praktisch jeder nur denkbare Welt zulässt.

Wer Spruchlisten anwenden will, muss sie auch lesen können. Aus diesem Grund wird vor den eigentlichen drei Magiebüchern erklärt, wie die verschiedenen Codes, die den Spruchnamen in den Listen folgen zu „entschlüsseln“ sind. Daneben gibt es auch noch eine ausführliche graphische Darstellung, wo man was im Einzelnen in einer Spruchliste findet, sei es nun Name, Nummer, Spruchstufe, Wirkungsbereich, Dauer, Reichweite, Klasse oder noch zusätzliche Anmerkungen zu dem Spruch. Man mag vielleicht ein Stück weit über diese Erläuterungen lächeln, doch dürften diese dem Einsteiger das Leben um einiges erleichtern und sorgen für eine rasche Orientierung in dem folgenden, annähernd 2.000 Sprüche umfassenden Kompendium.

Ab Seite 58 folgt dann schließlich das Kernstück des Zauberbuches: Die Spruchlisten zu den drei Magie-Grundbüchern. Jede Magieart verfügt dabei über offene und geschlossene Spruchlisten, die jedem, der diesen Magiebereich nutzt, grundsätzlich zugänglich sind. Die offenen Listen sind für alle leicht zu erlernen, die geschlossenen nur für Zauberkundigen der jeweiligen Magieart. Diesen Spruchlisten schließen sich die Spezialspruchlisten der einzelnen Berufe an, die ausschließlich von diesen erworben werden können. Ergänzt werden die Spruchlisten in allen drei Magiebereichen durch „Böse Spruchlisten“ für „böse“ Zauberer, wobei für einen bösen Magiekundigen die bösen Spruchlisten seines jeweiligen Magiebereiches seine normalen Basisspruchlisten sind.

Den Anfang macht das Zauberbuch „Leitmagie“ mit seinen Listen zur offenen und geschlossenen Leitmagie, den Basislisten des Animisten, Klerikers, Paladins und des Waldläufers. Hieran schließt sich eine Liste „Böse Leitmagie“ an. Anschließend wird das Zauberbuch „Essenz“ nebst seinen Spruchlisten vorgestellt. Hierzu gehören die Spruchlisten für offene und geschlossene Essenz, die Basislisten des Illusionisten, des Magiers, des Mönchs und des Tricksers sowie die Liste „Böse Essenz“. Schließlich findet man das Zauberbuch „Mentalismus“, da die Basislisten der Dualmagiekundigen in den Bereich den Mentalismus fallen. Deshalb gibt es neben den Listen für offenen und geschlossenen Mentalismus und den Basislisten des Barden, des Magenten, des Mentalisten und des Wunderheilers natürlich auch eine Liste „Böser Mentalismus“. Die Basislisten der Dualmagiekundigen, dem Heiler, des Hexemeisters sowie des Mystikers schließen sich daran unmittelbar an.

Der Umfang und die Ausarbeitung der Spruchlisten mit seinen annähernd 2.000 Sprüchen lassen insgesamt keine Wünsche offen. Die einzelnen Sprüche sind gut erklärt und durch Anmerkungen, Verweise und gesonderte Textboxen vertieft werden.

Umfasste das Grundregelwerk in seinem Magieteil nur die Sprüche bis zur zehnten Stufe, kann nunmehr im Zauberbuch in jeder Spruchliste die Stufe 50 erreicht werden. Wer jetzt allerdings meint, jeder Liste verfüge 50 Zaubersprüche, den muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen: Je höher die Stufen werden, umso größer sind zum Teil die Sprünge zwischen den Zuordnungen. So ist beispielsweise der Spruch „Wahrhaftige Heilung“ der Stufe 30 zugeordnet und bis zur Stufe 50 mit seinem Spruch „Wahrhaftige Massen-Heilung“ gibt es keine weiteren Sprüche. Insofern stellt die Stufe 50 einen erreichbaren Maximalwert der Magiekunde dar.

Ein Tabellenteil setzt sich mit den Basis-Spruchangriffen und der Widerstandswürfe auseinander und wird ergänzt durch Tabellen für Blitzschlag, Eisstrahl, Feuerball, Feuerstrahl, Kältekugel, Schockstrahl und Wasserstrahl. Die Anwendung der Angriffstabellen wird eingehend erläutert und durch eine passende Graphik sinnvoll ergänzt. Tabellen zu kritischen Treffern und Spruchfehlern dürfen natürlich nicht fehlen und schließen sich unmittelbar an.

Ein ausführlicher Index, aus dem nicht zuletzt die passende Fundstelle für einen der zahlreichen „verlorenen“ Sprüche rekonstruiert werden kann, steht kurz vor Schluss dieses Bandes. Ob nun aus Platzgründen oder als Werbemaßnahme schließt sich noch eine kurzweilige, fünfseitige Einführung in die Grundlagen der Regeln des Grundregelwerks an. Wer sich rasch einlesen will oder aber mit dem System noch nicht sonderlich gut vertraut ist, kommt hier sicherlich auf seine Kosten – für Veteranen leider ein Stück weit verlorener Platz, den man vielleicht etwas besser hätte nutzen können.

Fazit. Das Zauberbuch ist in Sachen Verarbeitung und Layout ein weiterer absolut gelungener Band für Rolemaster. Wie bereits im Kampfhandbuch setzen die Macher erneut auf die Stärken des Spielsystems, die in einem durchdachten und logischen Aufbau der Regeln liegen und verzichten weiterhin auf unnötigen Schnickschnack, der sich auch im sparsamen Einsatz der gut gemachten und passenden Illustrationen niederschlägt. Wer den Bereich Magie in seinem Spiel vertiefen und Rolemaster als Standardsystem weiterführen möchte, wird um diesen Band letztlich nicht vorbei kommen, da das Zauberbuch ein Fülle von Spielmaterial und zahlreiche Optionen für Charaktere – sei es nun für die Spieler oder aber Nichtspielercharaktere –  bietet.

Einziger Mangel dürften die zahlreichen Hinweise auf noch nicht existierende weitere Bücher der Reihe, wie das Charakterhandbuch oder das Handbuch für den Spielleiter sein. Dies aber nur, da es mich neugierig auf die weitere Entwicklung des Systems gemacht hat und ich eigentlich keine Lust habe, noch lange auf deren Erscheinen zu warten. Angesichts des umfangreichen und hochwertigen Inhalts ist das Zauberbuch ein ziemlich gutes Produkt, an dem man lange seine Freude haben wird: absolute Kaufempfehlung!

Infos zu Rolemaster: Zauberbuch

  • Verlag: 13 Mann
  • Jahrgang: 2008

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