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Russian Railroads

Russian Railroads - Spielaufbau - Foto von Hans im Glück

Russian Railroads ist ein Brettspiel von H. Ohley und L. Orgler. Die beiden sind alte Hasen im Eisenbahnspielbereich und entwickelten unter anderem diverse Varianten der 18xx-Reihe. Dabei handelt es sich um ein komplexes und anspruchsvolles Wirtschaftsspielsystem, in welchem Bahnnetze in unterschiedlichen Ländern aufgebaut werden und die Spieler über den Transport und den Aktienhandel Geld verdienen.

Worum geht es beim Strategiespiel Russian Railroads?

In ihrem neuen Werk Russian Railroads, bei Hans im Glück erschienen, ist der Eisenbahnbau in Russland das Thema. Drei Streckenziele sind vorgegeben, jeweils von Moskau aus kann eine Verbindung nach Kiew, St. Petersburg und Wladiwostok gebaut werden. Von jedem Spieler. Es ist ungewöhnlich, sich bis zu vier parallele Strecken in Richtung einer Stadt vorzustellen. Die Spieler bauen nicht auf einer gemeinsamen Karte, jeder hat ein eigenes Tableau. Alle Strecken sind linear und lösen beim Erreichen bestimmter Felder zusätzliche Punkte, Arbeiter, Schienen oder Ereignisse aus. Den Streckenbau, das Vorwärtsziehen bestimmter Schienenmarker, wird in typischer Manier auf dem zentralen Hauptplan durch das Einsetzen von Arbeitern gesteuert . Von den fünf Schienentypen ist der erste nur reiner Auslöser, die besseren bringen in den Wertungsrunden die Punkte, nur müssen diese wie in einer Perlenschnur erst das Vorrücken der vorderen abwarten.

Die Strecke von Moskau nach Wladiwostok hat knapp 10.000 km. Im Spiel dauert es auch seine Zeit, um bis dorthin zu kommen. Einmal angelangt, wird die „edelste“ der Schienenarten frei geschaltet und auch sofort zwei Felder auf den Weg gebracht, was für einige Punkte sorgt. Diese dann noch flott voran zu treiben, das ist eine hohe Kunst bei Russian Railroads, da zumeist die Zeit dann schon knapp ist.

Spielablauf von Russian Railroads: Worker Placement auf der Eisenbahn

Die Einsetzmöglichkeiten der Arbeiter jedes Spielers umfassen verschiedene Bereiche, wobei das Vorrücken der Schienen einer der wichtigsten Aspekte ist. Hierbei auf den Weg nach Wladiwostok völlig zu verzichten, erscheint kaum vorstellbar, da die schickeren Schienen alle nur von dieser Strecke frei gegeben werden, auch für die anderen beiden. Oft sind die Wirkungen bestimmter Felder der Strecken von den Reichweiten der Loks abhängig. Diese sind ebenfalls über den Einsatz der Arbeiter erhältlich. Die Reichweiten erhöhen sich mit jedem besseren Loktyp, welche nach und nach ins Spiel kommen. Somit herrscht in diesem Bereich ständiger Modernisierungsdruck. Die industrielle Weiterentwicklung verläuft in ähnlicher Struktur, analog zum Schienenbau. Aber ohne die Errichtung von Fabriken wird diese ständig ausgebremst. Die Ingenieurkarten sind noch von besonderer Wichtigkeit. Sie geben ein persönliches Einsatzfeld für die Arbeiter und zum Spielende einen satten Bonus für die beiden Erstplatzierten.

Wie gut ist das Brettspiel Russian Railroads?

Einen wesentlichen Teil der Spannung bei Russian Railroads macht die Ungewissheit aus: Geht der eigene Plan auf, reichen die gesammelten Punkte? Das Einsammeln erfolgt asynchron. Über die Industrie geht es rasch, auch so mancher genutzte Ingenieur gibt zügig Punkte in kleinen Mengen. Der Ausbau der Schienen schüttet zumeist erst in den letzten beiden Runden üppig die Punkte aus. Die Extrakarten sind ebenfalls für ca. 20-30 Punkte gut. Über die Angemessenheit der Punkte für die Mehrheit an Ingenieuren am Schluss gab es in meinen Runden oft kontroverse Debatten. Überhaupt ist die Punkteausschüttung grenzwertig inflationär. 300-400 davon aufaddieren artet fast schon in Arbeit aus. Was ist da das neue Spiel Die Arena von Tash-Kalar für ein genügsames Gegenbeispiel, bei sechs gesammelten Punkten ist Schluss.

Spieldauerproblem mit Optimierern

Die Meinungen im und nach dem Spiel waren nicht einhellig. Von schöner Herausforderung bis dröge Punktesammelei, war alles dabei. Russian Railroads bietet viele Möglichkeiten, das macht es abwechslungsreich, öffnet damit aber auch der Neigung, alles durchkalkulieren zu wollen, Tür und Tor. Bei vier Spielern kann somit die gefühlte Spielzeit explodieren. Eine Herausforderung ist Russian Railroads sicher, Gehirnschmalz von Nöten. Das Spiel zu zweit ist zügiger und auch wenn es auf einem eigenen Spielplan hierfür weniger Einsetzmöglichkeiten gibt, so empfand ich die Spannung im Spiel mit mehr Spielern höher und reizvoller.

Ein Brettspiel für Spieleexperten, die Punkte optimieren möchten

Der Grad von direkter Interaktion ist bei diesem Strategiespiel gering und beschränkt sich auf den Wettlauf und die Wegnahme von Aktionsmöglichkeiten des Hauptspielplans. Russian Railroads hat die kleine Schwäche, dass es konzentriert auf einen Schwerpunkt gespielt werden muss, wenn man gewinnen will. Aus dem Bauch heraus zu spielen, etwas auszuprobieren, im Spielverlauf die Richtung zu wechseln, diese Spielweise bleibt nur dann spannend, wenn alle so spielen. Unter dem Strich ist dieses Strategiespiel anspruchsvolle Kost, die verwöhnte Spieler zu fesseln weiß, im Kern ein abstraktes Rechenspiel ist und nur wenig mit dem Thema Eisenbahnspiel zu tun hat.

Infos zu Russian Railroads

  • Titel: Russian Railroads
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Helmut Ohley, Leonhard Orgler
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2013
  • Video:
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6 Kommentare

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Bernhard Zaugg 11. Mai 2014 at 21:09

Unglaublich vielfältig, hoch komplex und dennoch sehr anschaulich und überraschend gut überblickbar; mit Sicherheit eines der besten Spiele der letzten Zeit!

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Hendrik Breuer 30. Januar 2015 at 02:17

Was genauso gut ist: Five Tribes! Zu dem Spiel kannst du genau den gleichen Kommentar verfassen. Zwei exzellente Spiele!

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Frank Riemenschneider 31. Januar 2015 at 08:12

Ok. Dann geht  Five Tribes (oder 5T :-)) völlig an mir vorbei. Ich spiele es, aber nicht so gerne. Man lebt von den Fehlern des vorherigen Mitspielers. Blickt der die Möglichkeiten nicht, habe ich sehr leichtes Spiel. 

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Hendrik Breuer 31. Januar 2015 at 13:47

Ich finde sogar ganz reizvoll, dass nicht immer alle alles sehen, sonst könnte man das Spiel ja auch komplett ausrechnen. Zumindest wenn die Spieler in etwa gleich stark sind, hält sich das ja ganz gut die Waage. Und wenn alle plötzlich hoch bieten und man selbst nicht checkt warum, finde ich das ein ganz lustiges und stressiges Element. Dass man am Ende anderen Vorlagen liefern muss, einfach weil es immer weniger Meeple auf dem Plan gibt, kann nicht verhindert werden und gehört zum Design. Auch das macht Spaß bei in etwa gleichstarken Spielern, wie ich finde.

Und überhaupt: Die Spielerreihenfolöge ist ja in jeder Runde anders, sodass es kein Vorteil ist, links neben einem schwachen Spieler zu sitzen, was ja gelegentlich andere Spiele schwer erträglich macht.

Du siehst also: Ich bin ein Fan!

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Hendrik Breuer 31. Januar 2015 at 13:50

Spar dir deine Kommentare am besten für mein Spielgefühl auf;-) Kommt ganz bald!

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Frank Riemenschneider 31. Januar 2015 at 14:30

Habe ich schon gelesen 🙂

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