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Salty Ocean

Upon A Salty Ocean von Reich der Spiele

Upon A Salty Ocean

Wäre diese tolle Grafik von (Upon A) Salty Ocean nicht, hätten viele Freaks dieses Brettspiel auf den letzten Spielemessen wohl glatt übersehen. Das wäre ein Jammer, denn spielerisch bietet das italienische Produkt doch einiges, das erfahrene Spieler zu schätzen wissen und an das sich gestandene „Spielefamilien“ heranwagen können. Dazu ein recht unverbrauchtes Thema: Fischfang.

Salty Ocean, wie es kurz genannt werden darf, ist eines dieser Brettspiele, die irgendwie anmachen, auch wenn nicht alles perfekt ist. Es ist ziemlich fordernd und droht mit der Spielerpleite und zugleich eingängig und fast schon intuitiv spielbar. Es verzeiht keine Fehler, gibt aber immer wieder Raum, nach kleinen Fehlentscheidungen Anschluss zu gewinnen. Dazu die traumhafte Grafik, die allerdings leider beim Spiel etwas störend ist, da die geschwungene kleine Schrift und die Mini-Symbole kaum gut genug zu erkennen sind.

Doch worum geht es? Die Spieler schlüpfen bei Salty Ocean in die Rolle von Händlern, die Schiffe mit Salz aus den lokalen Salinen aufs Meer schicken, um dort reiche Fanggründe von Kabeljau und Hering zu finden und mit vollen Netzen zurückzukehren. Der verkaufte Fang bringt ordentlich Geld in die Kasse und mit diesem können weitere Schiffe gebaut, das Depot ausgeweitet und das eine oder andere Gebäude in der Stadt errichtet werden. Nach exakt fünf Runden, bei denen Wetter und Piraten die Fangfahrten beeinflussen und die Preisentwicklung allenfalls mittellang vorhersehbar sind, endet Upon A Salty Ocean und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten (= Geld).

Das Brettspiel wartet mit ein paar Feinheiten auf. Während der Marktmechanismus von Salty Ocean eher als rudimentär zu bezeichnen ist und die Aktionen eher wie in Worker-Placement-Spielen ausgeführt werden, ist der Aktionsmechanismus selbst das Herz des Spiels. Und dieser hat es in sich. Denn jede mögliche Aktion (Stadt ausbauen, Schiffe bauen, auf Fangfahrt gehen, Waren verladen und handeln) kostet bei der ersten Ausführung für den ersten Spieler nichts. Jeder weitere Spieler (alle spielen gemäß einer jede Runde neu ermittelten Reihenfolge reihum), der die gleiche Aktion ausführen möchte, bezahlt die Aktion mit einem Punkt (= Münze) mehr bis zu einem Maximum von zehn. Beispiel: Wer die Aktion „Stadt ausbauen“ das insgesamt vierte Mal in der Runde wählt, zahlt vier Punkte, um diese ausführen zu dürfen. Zusätzlich können die Aktionen an sich noch etwas Kosten. So wird es schnell recht teuer und, da alle versuchen, das Maximum an Aktionen aus ihrem Guthaben herauszupressen, geraten die Spieler bei Salty Ocean schnell ans Limit der Möglichkeiten und tappen in eine Schuldenfalle. Diese wiederum ist ebenfalls sehr elegant gelöst. Wer ins Minus rutscht, zahlt sofort einen Strafpunkt, wer am Ende einer Runde noch im Minus ist, einen Punkt Zinsen.

Der Aktionsmechanismus und das verfügbare Kapital machen bei Salty Ocean den Reiz der Optimierung aus. Wer schnell billig Salz laden und aufs Meer fahren kann, kann vielleicht auch vor der Konkurrenz den Fisch teuer verkaufen und damit den Preis drücken. Dafür kosten dann Aktionen in der Stadt schnell sehr viel mehr. Und die sind wichtig, um Salty Ocean gewinnen zu können. Denn ohne Erweiterung der Saline und des Depots sowie die Siegpunkte aus den Gebäuden wird kein Spieler bei diesem Brettspiel erfolgreich sein können. Gut, dass zumindest am Anfang der Runde der Spieler mit dem wenigsten Punkten (= Münzen) die erste Wahl hat und somit theoretisch aufholen kann. Gern geben deshalb Spieler auch am Rundenende noch etwas aus, um möglichst in der Folgerunde als erster an der Reihe zu sein.

Die Mechanismen bei Salty Ocean sind fein aufeinander abgestimmt. Das Spiel funktioniert im besten Sinne der Aussage. Es macht Spaß, das Gerangel um die ersten Aktionen mitzumachen und zum Schreck der Mitspieler diesen eine Aktion günstig wegzuschnappen und somit teuer zu machen. Zugleich erfordert Salty Ocean viel Grips, um nicht erbarmungslos den Punkten (= Geld) hinterherzulaufen. Planung ist das A und O, ohne dass man die möglichen Mitspieleraktionen außer Acht lassen darf. Das macht in voller Besetzung viel Spaß, auch wenn es bei notorischen Grüblern schnell statt 100 Minuten zum, Strategiespiel von drei Stunden ausarten kann, ohne dass die Spieler dabei an Planungsgewissheit gewinnen.

Zu dritt fällt der Spaß bei Salty Ocean etwas ab, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Richtig schlecht wird es zu zweit. Hier kann ein Spieler den ersten Fehler des Mitspielers so bestrafen, dass die Wertungsschere schon früh sichtbar und deutlich aufgeht. Ein weiterer Kritikpunkt ist die starke Punktewertung der Kathedrale. Diese zu bauen, kostet zwar auch viele Ressourcen, aber sie ist ein spielentscheidender Faktor. Etwas zu stark, da nur ein Spieler das Gebäude bis zum Ende ausbauen kann und dafür im Verhältnis satt Punkte kassiert.

Insgesamt ist Salty Ocean (GiochiX) ein tolles Brettspiel für vier Spieler mit Abstrichen zu dritt und einer Warnung für Zweier-Partien. Das Thema ist optisch schön in Szene gesetzt und mit ansprechenden Mechanismen umgesetzt. Für Salty Ocean gilt eine klare Empfehlung trotz der genannten Einschränkungen.
 

Infos zu Salty Ocean

  • Titel: Upon A Salty Ocean
  • Verlag: Giochix
  • Autor: Marco Pranzo
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 13
  • Dauer in Minuten: 100
  • Jahrgang: 2011

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