Reich der Spiele

Splendor

Splendor - Gesellschaftsspiel von Space Cowboys Foto von Axel Bungart

Woran erinnert einen der Name Splendor? Denkt man da nicht unwillkürlich an „splendid“ (herrlich, großartig)? Zufall – oder gelungenes Naming?

Na, jedenfalls geht man schon mal mit einer gewissen positiven Assoziation an ein Spiel, dessen Kunstname nichts darüber aussagt, dass man Smaragde, Saphire, Rubine, Diamanten und Onyxe, kurz: Edelsteine, sammeln soll. Genauer gesagt sammelt man Edelsteinchips. Große, schwere Chips von Pokerchip-Qualität. Die sammelt man, maximal drei verschiedene oder zwei gleiche auf einmal pro Spielzug und tauscht sie gegen eine von zwölf Karten ein, die in drei Reihen offen ausliegen. Neben den Kosten der Karte ist auf deren oberen Rand jeweils ein Edelstein abgebildet und, je teurer die Karten werden, mehr und mehr Siegpunkte. Wer sich eine der offen ausliegenden Karten reservieren möchte, nimmt sie auf die Hand, um sie später in Ruhe ausspielen zu können und erhält wenigstens noch einen Goldchip, der als Joker dient. Dazu gesellen sich noch Karten mit Portraits von Adligen, die man zusätzlich erhalten kann, wenn man bestimmte Kombinationen von Karten mit Edelsteinen sammeln konnte. Sie bringen einem jeweils drei Zusatzpunkte. Wer Karten im Wert von mindestens fünfzehn Siegpunkten auslegen konnte, beendet das Spiel, um am Ende der Runde dann (hoffentlich) als Sieger hervorzugehen.

Spendor – ein reizvolles Gesellschaftsspiel?

Das Spielprinzip von Splendor ist bekannt. Ähnliche Mechanismen findet man in Giganten der Lüfte (Queen Games), das allerdings mit Würfeln gespielt wird. Wenn man dem Spiel ganz viel Liebes tun will, würde man glatt sagen, es sei ein einfaches Aufbauspiel. Aber ob ich ihm so viel Liebe zukommen lassen will … Irgendwie ist es banal, denn mehr als das oben Beschriebene (Chips nehmen und wieder abgeben) ist es tatsächlich nicht. Im Verlauf des Spiels zahlt man mehr und mehr „mit Karte“, denn für jeden Edelstein auf den eigenen ausliegenden Karten muss man beim Kauf neuer Karten einen Chip der entsprechenden Farbe weniger abgeben. Insofern sollte man sich schon die aktuelle Auslage und vor allem die Adligen-Kärtchen ansehen, um die zu sammelnden Karten darauf auszurichten. So kann man sich nach einer Weile auch Karten leisten, für die man sechs oder sieben Chips einer Farbe bezahlen muss. Anders ist das gar nicht zu bewerkstelligen, denn im Spiel zu zweit sind z. B. nur vier Chips jeder Farbe im Spiel. Nur: Wenn sich ein Spieler eine höherwertigere Karte prophylaktisch reserviert, auf die ein anderer seit Runden sammelt, kann so ein Plan unsanft ausgebremst werden.

Ähnlicher Spielverlauf – immer wieder

So muss man auch konstatieren, dass der Spielverlauf bei jeder Partie sehr ähnlich ist. Spannung kommt zwar auf, aber die gipfelt zunächst lediglich darin, dass man die Karte, für die man seit drei Runden Chips sammelt, auch bekommt – oder nicht. Was darüber hinaus durch das rechtzeitige Reservieren gleich schon wieder entspannt werden kann.

Nach einigen Partien wird klar, dass das Ziel – als erster 15 Punkte zu machen – nur durch eine optimale Zielführung erreicht wird. Die Betonung liegt nämlich auf „als erster„. D. h., wer zu viele Züge macht, also Karten sammelt, die ihm zwar anfangs etwas nutzen, bei den Adligenkarten aber nicht gefragt sind, wird kaum gewinnen können. Wer an dieser Art Optimierung Spaß hat, wird gut unterhalten. Mir wird das auf Dauer zu langweilig. Ob das durchaus ansprechende Material dem Verfall des Wiederspielreizes entgegenwirken kann, bezweifele ich.

 

Splendor besticht durch schönes Material

Die Jury hat in ihrer Begründung zur Nominierung zum Spiel des Jahres 2014 das schöne und qualitativ einwandfreie Material hervorgehoben, und da liegt sie richtig. Die massiven Kunststoffchips fassen sich gut an und sind einfach interessanter zu handhaben als Karten, die denselben Zweck erfüllt hätten. Die Motive der Karten sind eines Teils schön gezeichnet, verlieren jedoch durch die etwas uninspirierte Kopfleiste wieder an Attraktivität. Die Adligenkärtchen zeigen da schon mehr Ideenreichtum, denn auf ihnen sind historische Figuren wie Heinrich VIII., Isabella von Spanien und Mary Stuart abgebildet.

Wie gut ist Splendor wirklich?

Splendor wird von Spielern, die es das erste Mal spielen häufig falsch eingeschätzt. Die meisten fanden die erste Spielhälfte, in der man sich erst mal einen Grundstock an Karten besorgt, zu zäh. Und in der Tat dürfte besonders für Kinder diese Phase des Spiels zu langatmig sein. Aber Vorsicht: Es entscheidet sich gerade von Beginn an, ob man um den Sieg mitspielt, oder nicht. Wer hier schon Züge verplempert, muss später schon gehörig mehr Glück haben als seine Gegner, um zu gewinnen.

Trotz sehr einfacher und im Großen und Ganzen gut verständlicher Spielregel (Erklärzeit ca. fünf Minuten) zielt das Kartenspiel Splendor damit auf die etwas älteren Kinder und Erwachsene ab, die auch nicht über große Spielerfahrung verfügen müssen.

Bezüglich der eingangs gesponnenen Assoziation komme ich aber zu dem Schluss: Herrlich oder großartig ist für mich anders. Ach ja: Wer übrigens das Spiel noch gar nicht kennt, im Laden dann den Flavourtext auf der Rückseite liest, wo von Minen, Handelsimperien und von Schiffe entsenden (???) die Rede ist und das Spiel darauf hin kauft, wird möglicherweise eine böse Überraschung erleben. Bei allem Verständnis für die Einbettung eines eigentlich abstrakten Spiels in ein Thema, aber das ist schon Irreführung!

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Splendor

  • Titel: Splendor
  • Verlag: Space Cowboys
  • Autor: Marc André
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2014

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1 Kommentar

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Michael Weber 22. Juni 2014 at 17:52

Ich kann den Hype um Splendor überhaupt nicht verstehen. Das Spiel ist total banal, langweilig und ein simples Sammelspiel, das mit etwas Kopfrechnen zum Optimieren einlädt. Man versucht billige Karten aus der ersten Reihe zu bekommen, um dann die Karten mit großen Prestigepunkten quasi kostenlos zu „kaufen“ und auf dem Weg noch die Adeligen einzusacken. Das ist es. Fast. Bei Bedarf wird noch eine Karte für sich oder gegen andere geblockt. Und das ist so gut, dass es zum Spiel des Jahres nominiert wird. Himmel, es gibt so viele Spiele, die mehr SPAß machen! Splendor ist nicht fesselnd, auch nicht innovativ. Splendor ist im weiteren Sinne eine trockene Matheaufgabe, die in meinen Spielrunden ähnlich wie in denen von Axel total gefloppt ist.

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