Reich der Spiele

Tschach

Tschach von Heidelberger Spieleverlag

Es gibt mehr als nur Schwarz und Weiß!

Schach ist bekanntlich eine recht kopflastige Angelegenheit, die sich unter Turnierspielern über mehrere Stunden hinziehen kann. Wer statt solcher Turniere eher Blitzschach-Partien bevorzugt oder wem diese "Sportart" bislang zu trocken war, für den gibt es Tschach. An den eigentlichen Schach-Regeln ändert sich zwar nichts, durch das Ausspielen von Aktionskarten wird aber jeder Partie ordentlich aufgemischt.

Tschach selbst beinhaltet nur die 52 Aktionskarten, von denen jeder Spieler stets fünf auf der Hand hält. Das notwendige Brett sowie die 32 normalen Figuren werden vorausgesetzt. (Doch welcher Haushalt hat nicht wenigstens eine klassische Spielesammlung im Haus?)

Auf den Karten befindet sich neben einer witzigen Illustration ein Aktionstext sowie die Information, wann die Karte ausgespielt werden darf. Manche ersetzen sogar den eigenen Zug komplett. Zu beachten ist außerdem, dass pro Zug nur eine einzige Aktionskarte eingesetzt werden darf. Pro eigenem und gegnerischem Zug. Wird keine gespielt, darf auch eine abgeworfen werden, was spätestens dann nützlich ist, wenn sich nicht mehr alle eigenen Figuren auf dem Brett befinden.

Außerdem darf mit dem Ausspielen einer Karte keine Matt-Stellung erzwungen werden, sodass die Karten "nur" einen unterstützenden Charakter haben. Diese "Unterstützung" kann bisweilen haarsträubende Auswirkungen auf das Geschehen nehmen. Da nimmt der König einfach mal Urlaub und verläßt für eine Runde das Brett. Ein Läufer zettelt einen Putsch an und ernennt sich selbst zum neuen Regenten. Ein schwarzes Loch taucht auf und vernichtet eines der 64 Spielfelder für den Rest des Spiels. Totgeglaubte Figuren stehen wieder auf, andere teleportieren sich über das Spielfeld. Ein Terroristen-Turm kommt angerauscht und sprengt sich selbst samt der benachbarten feindlichen Dame in die Luft … Da ist es manchmal gut, eine Gegenkarte auf der Hand zu haben, um die unter Umständen verheerenden Auswirkungen zu unterbinden.

Die Gestaltung der Karten ist witzig und dem chaotischen Geschehen angemessen. Ein herkömmliches Schachspiel kommt mit dem Einsatz der Tschach-Karten jedenfalls nicht mehr zustande. Die unkalkulierbaren Auswüchse genialer Schaffenskraft machen jeden Ansatz zunichte, über mehrere Züge zu planen oder gar ein Positionsspiel zu forcieren. Bei Tschach wird eine Materialschlacht gespielt – statt durchdachter Winkelzüge entscheiden überraschende Kartentexte über Erfolg und Niederlage.

Die meisten Texte setzen allerdings ein wenig Bewegungsfreiheit voraus, die zu Spielbeginn noch nicht gegeben ist. Folglich kommen die Karten nur schleppend ins Spiel – die Eröffnungsphase läuft weitestgehend "ungestört". Nach dem großen Schlagabtausch sammeln sich zum Spielende dann wieder Karten an, die nicht mehr ausgespielt werden können. Weil die Figuren längst geschlagen wurden. In dieser Phase häufen sich dann die Abwürfe.

Doch nicht nur das. Häufig führt das chaotische Treiben auf dem Brett zu derart ausgeglichenen Zuständen, dass sich das Endspiel deutlich hinauszögert. Wenn kaum noch Figuren übrig sind, ist es halt deutlich schwerer den Gegner matt zu setzen. Vor allem, wenn dieser sich immer wieder mittels irgendwelcher Tricks aus der Bedrohung entfernen kann. Ein typischer Verlauf sieht so aus: zehn Minuten Spieleröffnung, 20 Minuten Gemetzel, 30 Minuten Endspiel.

Allerdings bringt es auch nichts, nur auf gute Karten zu hoffen um den Gegner damit plattzumachen. Der beliebte Trick, sich selbst in eine ausweglose Lage zu bringen (zum Beispiel durch Kamikaze-Aktionen oder Selbst-Schlagen), um dann für drei Runden die Seite tauschen zu dürfen und innerhalb dieser drei Runden den überraschten Gegner festzunageln, ist genauso hinterhältig wie riskant. Denn er geht nach hinten los, wenn der Gegenspieler die Wirkung der Karte neutralisieren kann. Es sei denn, eine weitere starke Karte zwingt ihn unmittelbar zuvor seine (hoffentlich einzige) Abwehrkarte zu verpulvern …

Tschach ist also tatsächlich ein ziemlich planloses Gemetzel mit Schachfiguren. Ist es deswegen doof? Nö. Ganz und gar nicht. Die Aktionen sind einfach zu unterhaltsam! Tschach macht aus Schach etwas ganz anderes, nämlich ein phasenweise sehr lustiges Abtauschspiel, das außer den Bewegungsregeln nichts mehr mit ihm zu tun hat.

Wer zu Hause noch ein Schachspiel herumstehen hat, obwohl es eigentlich nie gespielt wird, sollte sich Tschach einmal näher ansehen. Statt sich schweigend anzustarren und über den nächsten Zug zu grübeln bietet das Kartenspiel ein ganz neues Spielerlebnis. Mit Tschach wird Schach lustig und viel kurzweiliger. Eingefleischte Turnierspieler mögen an Ketzerei denken, doch allen anderen kann sie ans Herz gelegt werden: Tschach, die Schach-Erweiterung.

 

Infos zu Tschach

  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag
  • Autor: Bruno Faidutti, Pierre Clequin
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2008

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