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Versailles

Brettspiel Versailles - Foto von NSKN Games

blankVersailles von Andrei Novac (NSKN Games/Heidelberger Spieleverlag) ist ein innovatives Spiel für 2-5 Spieler, die in die Rolle von Baumeistern schlüpfen, so zumindest die Spielregel. Die Spieler aktivieren Arbeiter, sammeln Ressourcen, verbessern ihre Arbeitsmethoden und bauen am Palast vom Sonnenkönig. Altbekannte Zutaten also und nur bedingt innovativ, was ja aber nicht unbedingt schlecht sein muss.

Wie wird Versailles gespielt?

Während eines Spielzuges bewegt ein Spieler einen oder zwei Arbeiter um einen Schritt entlang einer vorgegebenen Richtung in einem Rundlauf. Das Feld, auf dem er landet, wird aktiviert und, je nachdem wie viele eigene Arbeiter dort stehen, mehr oder weniger gut ausgeführt. Steinbruch, Sägewerk und Goldmine versorgen die Spieler mit Ressourcen (Marmor, Holz und Gold). Die Gilde der Baumeister vergibt Schlossteile (mehr Arbeiter vergrößern die Auswahl). Die Gilde der Kunsthandwerker bietet Dekorationen an (auch hier: die besonders schönen Objekte verlangen mehr Arbeitskraft). In der Gilde der Alchimisten können Arbeiter verbessert werden. Zum einen steigt wahlweise der Ertrag auf den Ressourcenfeldern, zum anderen können Arbeiter auch in den Spielzügen der Mitspieler aktiviert werden. Der Start-/Zielbereich der Runde ist der Lieblingsplatz des Königs. Hier warten zwei weitere Arbeiter auf ihre Anstellung, und außerdem können sich Doppelzugplättchen reaktivieren. Mit diesen Plättchen zündet entweder ein einzelner Arbeiter seinen Turbo und läuft zwei Felder oder zwei Figuren gehen gemeinsam auf Wanderschaft. Die Aktivierung oder Überschreiten dieses Feldes löst bei Ludwig XIV einen Schlüsselreiz aus und er schreitet auf seinem persönlichen Weg ein Feld in Richtung Bauplatz. Sobald er dort ankommt, ist das Spiel beendet. Alternativ endet es, sobald nicht mehr genug Bauaufträge vorhanden sind oder das Schloss komplett fertig gestellt wurde.

Versailles – bauen für den König

Die zentrale Bauplatz in der Mitte des Rundlaufes ist von fast allen Feldern aus erreichbar (nur die drei letzten Felder bieten entweder keine Verbindung oder sind eine Einbahnstraße in die entgegengesetzte Richtung). Mittels gesammelter Ressourcen und Dekorationsobjekten werkeln die eingesetzten Arbeiter am Schloss und den Gartenanlagen. In Carcassonne-Manier werden Plättchen gelegt. Dabei muss natürlich passend gelegt werden – Innenbereich an Innenbereich, Außenbereich an Außenbereich. Im Laufe des Spieles wird es so immer schwieriger, passende Teile zu finden. Was die Spielregel dabei leider unterschlägt ist: Schlossteile müssen auch diagonal übereinstimmen. Achtet man nicht darauf, gibt es schnell Plätze, die nicht mehr bebaubar sind. So oder so ist es sehr häufig so, dass ein oder zwei frei Felder bleiben, weshalb das Spielende in der Regel durch das Erscheinen des wahrscheinlich nur leidlich zufriedenen Königs eingeleitet wird. Er hatte ja schließlich ein komplettes Schloss bestellt. Zu den im Laufe des Spieles angesammelten Punkten, werden dann noch Punkte für unverbaute Ressourcen, Deko- und Schlossteile addiert und der erfolgreichste Baumeister gewinnt.

Wie gut ist das Brettspiel Versailles?

Um noch einmal auf den Beginn der Rezension zurückzukommen: Versailles ist vieles, aber nicht innovativ. Es ist im Kern ein Rondellspiel, nur das hier mehrere Arbeiter (zwischen sechs und neun, je nach Spielerzahl) vorhanden sind, womit wir uns in die Nähe von klassischen Worker-Placement-Spielen begeben. Man findet sich schnell zurecht, der Einstieg fällt sehr leicht, die Aktionsmöglichkeiten sind klar verständlich (so man über einen vermeidbaren kleinen Fehler in der Spielanleitung bezüglich der Gilde der Alchimisten und einer nicht klar erkennbaren Richtung einer der Wege hinwegsieht). Durch die vermaledeiten Einbahnstraßen auf dem Spielplan muss mehrere Runden im Voraus geplant werden, wodurch ein wenig die spielerische Leichtigkeit verloren geht. Was benötige ich zum Bau? Zuallererst ein Schlossteil, dann brauche ich dazu passende Ressourcen und natürlich Dekorationsobjekte. Natürlich möchte ich auch jederzeit möglichst viele Arbeiter vor Ort haben um die Aktionen voll auszuschöpfen. Durch die Lage der Aktionsfelder ist auch die richtige Reihenfolge der Aktionen wichtig. Wenn ich mir gerade ein dringend benötigtes Dekoteil besorgen will und mir dann erst verspätet auffällt, dass mir Gold oder Marmor fehlen, ist das schlecht. Wenn sich dann noch alle Arbeiter weit entfernt herumtreiben, ist das sogar noch schlechter, und es dauert einige Runden, den Schaden zu beheben.

Interaktion kommt vor allem durch die Gilde der Alchimisten ins Spiel, wodurch man auch in die Züge der Mitspieler durchaus involviert ist. Gerade bei vier oder fünf Spielern ist es nahezu obligatorisch, sich hier zu betätigen, da es bei ansonsten maximal sechs Arbeitern sehr schwer wird, auf einen grünen Zweig zu kommen. Auch am Bauplatz und in bei den anvisierten Schlossteilen, kommen die Spieler sich gerne in Quere, wodurch Versailles einen, zumindest für diese Art Spiel, recht hohen Interaktionsgrad besitzt. Trotzdem ist das Spiel in kleinerer Spielerzahl besser, da es aufgrund der größeren Arbeiterschaft flexibler spielbar ist.

Das Thema, Material und der einfache Einstieg sprechen eine große Spielergruppe an, der große Optimierungsanteil ist hingegen Geschmackssache. Auch lässt einen das Spielende etwas unzufrieden zurück. Zu selten endete das Spiel mit einem vollständigen Schloss. Im Gegenteil, häufiger bleiben Felder frei und dann kann es sich sehr ziehen, zumindest wenn der König nicht schon direkt vor der Tür steht. So sind die letzten Runden gerne einmal wenig produktiv und nur noch darauf angelegt, ein paar Punkte durch schlichtes Einsammeln (Ressourcen, Schlossteile) zu besorgen. Alles in allem ist Versailles mit Sicherheit kein schlechtes Spiel, aber leider auch kein königliches Vergnügen.

Spielanleitung für Versailles

Infos zu Versailles

  • Titel: Versailles
  • Verlag: NSKN Games, Heidelberger Spieleverlag
  • Autor: Andrei Novac
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12-
  • Dauer in Minuten: 45-75
  • Jahrgang: 2014

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1 Kommentar

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Axel Bungart 27. Oktober 2015 at 13:34

Mich hat Versailles quasi im Vorbeigehen mit seinem toll gezeichneten Spielplan eingefangen. So haben wir eine (halbe) Testpartie auf der Messe gespielt und ich habe es mir gekauft.

Innovatives kann ich daran auch nichts wirklich finden, aber es macht – auch aufgrund seines stimmungsvollen Designs – Spaß, weil es rund läuft.

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