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Jan Beckert über sein Colorante

Colorante von Reich der Spiele

Buntes „Um-die-Ecke-Denken“

Jan, wie bist du auf die Idee für Colorante gekommen und wie ist es zu einem Verlag gekommen, der eher für Knobeleien bekannt ist?
“ Wie jetzt Colorante genau entstand, ist wirklich schwierig zu beschreiben. Ich sah eines Abends das Spiel geistig vor mir schweben, klingt komisch, war aber so. Ich hatte den Hauptmechanismus des Spieles einfach irgendwie im Kopf, so als wäre es eine höhere Inspiration gewesen. Ich sah die Farben und das Spielbrett, und war fasziniert von der Idee, nicht nur Schwarz und Weiß wie zum Beispiel beim Schach, sondern vier Farben quadratisch angeordnet auf einem Spielbrett zu haben, und dass die farbigen Felder mit den Zugmöglichkeiten zusammenhängen. Danach arbeitete ich die Idee weiter aus, bis das Spiel letztendlich entstand. Mit dem Namen Colorante war es irgendwie ähnlich, ich hatte diesen Namen plötzlich im Kopf ohne bewusst zu wissen, dass Colorante eigentlich auch Farbe im Spanischen bedeutet. Ich stellte das Spiel dann auch bei Philos vor, da dieser Verlag schon mein erstes Spiel, das runde Backgammon Backaro, in einer schönen Holzumsetzung realisiert und veröffentlicht hat und auch Strategiespiele im Programm hat. Da wurde dann ein Prototyp von Colorante untersucht und getestet und kam anscheinend so gut an, dass es Philos veröffentlichte.“

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Mit Colorante bringst du gegenüber den typischen abstrakten Zweipersonenspielen, die mit schwarzen und weißen Figuren auskommen, vier zusätzliche Farben ins Spiel. Überfordert das den durchschnittlichen Spieler nicht? Für wen hast du das Spiel erfunden?
„Es gibt ja im Grunde immer noch Schwarz und Weiß beziehungsweise Braun und Beige, um die Spielsteine des Gegners unterscheiden zu können. Die zusätzlichen Farben dienen zur Navigation der Spielsteine auf dem Spielfeld. Ich denke, dass Colorante ähnlich anspruchsvoll wie Schach zum Beispiel ist. Ob es jetzt den durchschnittlichen Spieler überfordert, glaube ich eigentlich nicht unbedingt. Aber genauso wie zum Beispiel Schach den einen oder anderen Spieler überfordern könnte, wird es Colorante können. Es ist eine reine Übungssache, denn wir wissen ja alle: Übung macht den Meister!
Da ich ein Liebhaber von abstrakten Strategiespielen bin und sehr gerne Spiele ohne Thema wie zum Beispiel Abalone, Gipf, oder Tactix spiele, denke ich, dass Colorante auch für die Spieler von mir erfunden wurde, die solche abstrakten Strategiespiele auch mögen, aber für alle anderen Menschen natürlich auch. Ansonsten glaube ich, dass vielen abstrakten Strategiespielen etwas Zeitloses innewohnt, weil die Regeln einfach simpel sind und es kein Thema gibt. Möglicherweise könnte aus dem einen oder anderem abstrakten Strategiespiel sogar wirklich einmal ein zukünftiger Klassiker werden, der im Jahr 2500 immer noch gespielt wird, wer weiß?!“

Welches ist deiner Meinung nach der Hauptmechanismus von Colorante, der dem Spiel so unglaublich viele taktische Möglichkeiten verleiht?
„Die vier Farben sind das Geheimnis, welche so viele taktischen Möglichkeiten bieten. Ich selbst als Erfinder von Colorante, habe ehrlich gesagt noch überhaupt keine Ahnung, und kann es auch nicht absehen, wie viele verschiedene taktische Möglichkeiten und Strategien noch überhaupt so möglich sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sogar Bücher darüber schreiben könnte.“

Sehr wichtig ist bereits die Startaufstellung. Welchen Tipp würdest du hier Spielern geben, die vor ihren ersten Partien stehen?
„Die Startaufstellung entsteht ja im Eigentlichen rein zufällig, kann aber auch ganz bewusst platziert werden. Und je nach Aufstellung kann das eine Partie verkürzen oder auch verlängern. Als Tipp würde ich eine möglichst abwechslungsreich bunte Startposition wählen, um möglichst viele Schlagmöglichkeiten zu erhalten. Dieser Tipp könnte aber in dem Fall schon wieder völlig falsch sein, wenn der Gegner seine Steine zum Beispiel nur einfarbig nach vorne oder ganz anders ausrichten würde. Beide Spieler könnten jedoch auch bei der Startaufstellung darauf achten, dass die Spielsteine, mehr oder weniger sich schon in einer gegenseitigen Schlagposition befinden, um dann das zur Ausrichtung benötigte drehen am Rand zu reduzieren. Seine Steine währen eines Spielverlaufs am Rand zu drehen, wird jedoch bei jeder Partie nötig sein, um sie auf gegnerische Steine auszurichten. Ansonsten ist es aber auch das Spannende, nicht zu wissen, auf welchen Stein es der Gegner abgesehen hat, wenn er am Rand gerade einen seiner Spielsteine dreht.“

Und worauf ist im Spielverlauf besonders zu achten?
„Man sollte im Spielverlauf auf jeden Fall alle seine eigenen Steine und die des Gegners mit geschärftem Blick ‚abscannen‘ und abgleichen, um die eigenen Schlagmöglichkeiten sowie die des Gegners im Überblick zu haben und auch möglichst vorhersehen zu können. Colorante zu spielen, erfordert im wortwörtlichen Sinne auch ein ‚Um-die-Ecke-Denken‘. Dennoch ist mir aufgefallen, dass immer wieder Schlagmöglichkeiten von beiden Spielern übersehen werden, was sich dann entweder in einer versäumten Schlagchance oder im Verlust eines eigenen Steines äußert. Wer das möglichst vollständig in den Griff bekommt, der ist auf dem besten Weg, ein Colorante-Meister zu werden.“

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