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Crowdfunding für das Spiel Stimmvieh

Kartenspiel Stimmvieh mit Klaus Lange, Andrea Meyer und Daniel Müllenbach - Foto Bewitched Spiele

Andrea Meyer über politische Neuauflagen von Kartenspielen

blankAndrea, du bittest derzeit um eine Crowdfunding-Finanzierung für eine Neuauflage deines Kartenspiels Stimmvieh. Zunächst einmal: Worum geht es bei diesem Spiel und wie wird es – in aller Kürze – gespielt?
Stimmvieh ist ein Kartenspiel, in dem 3-4 SpielerInnen ab 12 versuchen, die meisten Parteispenden zu sammeln. Die beiden, die die meisten Wählerstimmen sammeln, dürfen dabei ihre Spenden verdoppeln. Reihum spielen alle je eine Einflusskarte und nehmen dafür eine Stimmen- oder Spendenkarte. Mit meiner Entscheidung, welche Karte ich spiele, beeinflusse ich auch die Auswahl meiner Nachbarin. Daraus ergeben sich spannende Dilemmata.“

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Warum glaubst du, dass die Neuauflage von Stimmvieh sinnvoll ist?
„Ich bin über die Jahre immer wieder angesprochen worden, ob es Stimmvieh noch gibt bzw. wann es das Spiel wieder geben wird. Es gab auch schon Vorarbeiten für eine Auflage bei einem ausländischen Verlag. Für mich ist aber die Hauptsache, dass ich gerne ein Spiel machen möchte, in dessen Gestaltung sich möglichst viele Menschen einbringen können. Hintergrund ist, dass ich mich zuletzt viel mit Governance, also ‚besserem Regieren‘ befasst habe. Die thematische Möglichkeit bietet mir Stimmvieh, deshalb habe ich mich für die Neuauflage zum jetzigen Zeitpunkt entschieden.  „

Wie werden sich die alte und die neue Auflage von Stimmvieh unterscheiden?
„Das Spiel kam 1998 gut an, aus heutiger Sicht gab es aber – wie vermutlich bei vielen Spielen – Verbesserungspotenzial. Insbesondere das Spiel zu dritt und zu fünft funktionierte suboptimal. das habe ich verändert, indem ich die Fünfer-Version gestrichen und die Dreier-Version zu einer Vierer-Version mit Dummy gemacht habe. Das macht die Dreier-Version sehr spannend, weil jede/r jeweils dreimal über die Aktion von Angelus – das ist der Dummy – bestimmt.
Die Qualität des Materials soll bei der Neuauflage (natürlich) besser werden. Die Karten haben ein Großformat – 70×110 mm, und sind wie die Anleitung beidseitig vierfarbig. Die alte Auflage war handgebastelt und schwarz auf farbigen Karton gedruckt – die 110 Karten pro Spiel habe ich mit FreundInnen handsortiert und konfektioniert, die Anleitung war schwarz-weiß kopiert und getackert.
Für die grafische Gestaltung der Neuauflage habe ich mit dem Fotografen Klaus Lange und dem Grafiker Daniel Müllenbach ein Team gefunden, von dessen Ideen und Fähigkeiten ich mir viel verspreche. Die alte Auflage hatte mir netterweise Wolfgang Panning grafisch gestaltet.“

Die Produktion ist abhängig vom Erfolg des Crowdfunding auf Startnext. Warum wählst du den Weg über Crowdfunding und nicht den einer regulären Veröffentlichung auf Bewitched Spiele?
„Ich arbeite hauptberuflich in der Politik und bin auch privat politisch interessiert. Deshalb twittere ich z.B. unter @andreacmeyer. Ich möchte, dass die einzelnen Karten in Stimmvieh Raum für politische Botschaften bieten. Themen wie die Kontrolle des Internets, die Gleichberechtigung, der Gerechtigkeit bei der Entlohnung, Klimaschutz und Energiewende sollen ins Spiel kommen und so Identifikationsmöglichkeiten bieten. Wenn jemand im Spiel eine bestimmte Stimmenkarte nur deshalb nimmt, weil ihn die politische Botschaft anspricht, oder sich weigert, eine Spendenkarte von einer unliebsamen (fiktiven) Organisation anzunehmen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Damit das Spiel aber tatsächlich politische Diskussionen spiegelt, brauche ich die Beteiligung möglichst vieler Menschen. Und das geht am besten über ein Crowdfunding.“

Prototyp der Karten von Stimmvieh - Foto Andrea MeyerIn welchen Punkten unterscheidet sich die Arbeit für dich bei einer regulären Veröffentlichung und bei einer Veröffentlichung durch Crowdfunding?
„Der Prozess ist eigentlich genau umgedreht. Bei den meisten meiner Spiele habe ich erst kurz vor oder teilweise nach der Veröffentlichung darüber nachgedacht, wie ich das Spiel am besten vermarkte. Oft fehlte dann nach großem Zeitdruck bei der Herstellung und der anstrengenden Messe in Essen auch einfach die Kraft, noch groß die Werbetrommel zu rühren. Die Spiele mussten dann quasi für sich selbst sprechen – was nur teilweise gelungen ist und inzwischen fast unmöglich ist bei der unglaublichen Zahl neuer Spiele, die jedes Jahr erscheinen.
Beim Crowdfunding ist es so, dass das Marketing vorher die Veröffentlichung überhaupt erst möglich macht. Gelingt es, kann ich mich voll und ganz auf Gestaltung und Herstellung konzentrieren und weiß bereits sicher, dass das Spiel eine Zielgruppe hat, nämlich meine Unterstützer/innen. Schwierig dabei ist aber, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was genau diejenigen, die das Projekt gut finden, aber (noch) nicht unterstützen, brauchen, um das Spiel mit zu finanzieren.“

Viel Wert legst du auf Grafik und Atmosphäre des Spiels. Warum sind dir beide Punkte so wichtig und wie werden sie umgesetzt?
„Es gibt jedes Jahr in Essen rund 700 neue Spiele. Die meisten davon sind professionell produziert, Unterschiede gibt es im Wesentlichen in der Qualität der Anleitung und im Spielerlebnis, das Autor/in und Verlag kreiert haben. Erzählt das Spiel eine Geschichte, kreiert es eine Atmosphäre, schafft es etwas Einzigartiges? Bekomme ich Identifikationsangebote? Natürlich kann ich den x-ten Dominion-Klon spielen, aber hat das einen Mehrwert? Ich glaube nicht. Wenn sich Menschen die Mühe machen, sich eine Anleitung zu erarbeiten, dann sollte das Spiel dafür eine Belohnung bieten – in Form eines tollen Spielerlebnisses, von dem man bestenfalls auch noch Jahre später berichten kann.“

Logo von Bewitched SpieleWelche Vorteile hat das Projekt für die Unterstützer? Gibt es zum Beispiel Stretch Goals?
„Die Unterstützer/innen bekommen die Möglichkeit, die Karten und die Schachtel mitzugestalten. Sie können Wahlkampfslogans vorschlagen, darüber und über Parteispender abstimmen und sich selbst als Politiker/in verewigen. Es gibt keine Stretch Goals, denn mir geht es vor allem um die Partizipation.“

Wie können Interessierte die Produktion von Stimmvieh unterstützen und sich ggf. darüber hinaus einbringen?
Das Crowdfunding bei Startnext läuft noch bis 21.07. um 23.59 Uhr. Bis dahin können Interessent/inn/en sich Dankeschöns aussuchen und mit der zugesagten Summe die Produktion von Stimmvieh unterstützen. Außerdem hilft es natürlich, anderen von dem Projekt zu erzählen, damit möglichst viele die Gelegenheit haben, sich zu beteiligen. Eine Teilnahme ist schon mit 3,- € möglich, dafür bekommt man an vielen Orten noch nicht einmal mehr einen Kaffee.
Ist das Projekt erfolgreich, werden die Unterstützer/innen dann umgehend aufgefordert, Slogans und Fotos an mich zu senden.
Anschließend gibt es eine Online-Abstimmung über die Slogans und die Parteispender/innen, die ich mir gerade – teils mit Hilfe anderer Twitterer/innen – ausdenke. So werden die Unterstützer/innen z.B. zwischen den potenzielle Parteispender/innen Badische Motorenwerke,  Fnord, Mazotashi und Smirk wählen können. Gewisse Ähnlichkeiten mit real existierenden Parteispendern sind dabei natürlich nicht ausgeschlossen.
Die Fotos der Kandidat/inn/en, der vier Parteivorsitzenden und des (schon fest stehenden) Kanzlerkandidaten wird Klaus im Obama-Stil bearbeiten, Daniel integriert sie dann in die Einflusskarten und ins Schachteldesign.
Daneben interessiert mich natürlich jederzeit Feedback, welche Fragen noch offen sind zu dem Spiel, der Gestaltung oder dem Ablauf – einfach per Email an info@bewitched-spiele.de.“

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