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Der Tod spielt mit

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Wir müssen uns an den Abschied gewöhnen

Es ist immer tragisch und für alle Angehörigen und Freunde ein harter Schlag, wenn ein Mensch plötzlich verstirbt. Das gilt für das normale Leben wie für die Spieleszene. So geschehen vor wenigen Tagen, als Verleger Horst Rokitte von uns gegangen ist.

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Ich kannte Horst eigentlich nur über einen E-Mailkontakt. Dass er mir ganz kurz vor seinem Tod noch eine Information für eine Messeaktion schickte, wird plötzlich völlig nebensächlich. Es bleiben auch noch keine Fragen. Es geht eben noch nicht darum, was aus seinem kleinen Verlag und den Spielen wird, es geht erst einmal darum, dass seine Familie und seine Freunde diesen harten Schlag verarbeiten müssen. Denn der Tod spielt nicht nur mit, er schlägt auch plötzlich zu. Auch wenn ich ihn kaum kannte, ist die Nachricht von seinem Tod ein Schock. Nicht zuletzt erinnert sie daran, dass es jeden ständig und überall treffen kann. Er war noch nicht so alt, dass er damit rechnen musste. Und er stand gerade am Anfang mit seinem kleinen Spieleverlag.

In den letzten Jahren sind bereits einige Autoren, Verleger und Spiele-Journalisten verstorben. Und so traurig es immer ist, so groß der Verlust und so riesig der Schmerz bei Angehörigen, müssen wir uns doch daran gewöhnen, dass Menschen sterben. Jeder für sich muss damit klarkommen. Jeder wird älter und mit jedem Lebenstag steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bekannter, ein Freund oder ein Angehöriger aus dem Leben scheidet. Der eine zu früh, der andere zu seiner Zeit.

Das gilt auch für Menschen aus der Spieleszene. Eine Szene, die in den letzten rund 20 Jahren erheblich gewachsen ist. Autoren, Grafiker, Redakteure, Schreiber und Verleger gab es schon immer. Aber ihre Zahl hat gefühlt ganz erheblich zugenommen und viele von ihnen sind noch relativ jung. Mit den Autorenspielen haben Spiele ein Gesicht bekommen, das ihrer Erschaffer. Die moderne Kommunikationstechnik und die Medienlandschaft macht das alles noch einfacher. Diese Gesichter sind mehr oder weniger alle in einem guten Alter voller Lebenskraft. Aber mit jedem dieser Gesichter kann die Spieleszene auch wieder eines verlieren. Der Tod muss nur eine passende Karte auf den Tisch legen und seinen Sieg einfordern. Dass dieser düstere Mitspieler manchmal nach ganz eigenen Regeln spielt, die scheinbar unkontrollierbar und in keinem Regelwerk niedergeschrieben sind, macht das Spiel für die anderen Mitspieler nicht leichter.

Ob wir wollen oder nicht, wir werden in der Spieleszene dem Tod noch häufiger ins Auge schauen müssen. Er sitzt mit am Tisch und zockt mit uns. Mit diesem Wissen wird es vielleicht nicht leichter, den Verlust eines Mitspielers hinzunehmen. Vielleicht hilft es uns aber, einfach etwas fairer miteinander zu spielen. Denn niemand weiß, wo auf der Strecke zwischen Start und Ziel seine Figur steht und wann sein Spiel aus ist.

Wie plötzlich das Ende kommen kann, haben die letzten Tage mit aller Bitterkeit gezeigt. Da bleibt nur ein kurzer Abschiedsgruß: Mach’s gut, Horst, wo auch immer du jetzt spielst.

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1 Kommentar

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Frank Riemenschneider 9. Oktober 2010 at 10:20

Du hast mein Empfinden genau getroffen. Unsere Szene ist sehr persönlich und jeder kennt (zumindest von Emails/Facebook/Spielbox/Messen und, und, und) jeden. Man liest so eine schreckliche Meldung und denkt, das kann doch nicht sein.

 

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