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Autor Mac Gerdts über sein Spiel Die Prinzen von Machu Picchu

Die Prinzen von Machu Picchu von PD-Verlag

Opfern gegen die Entdeckung

Mac, der Titel deines neuen Spiels, Die Prinzen von Machu Picchu, klingt nach einem Spiel um das Thema Inkas. Um was geht es genau?
„Zum geschichtlichen Hintergrund: Als die goldgierigen Spanier das stolze Reich der Inka 1533 unterworfen hatten, war der Widerstand noch nicht gänzlich gebrochen. Nach einem blutigen Aufstand zogen sich die Inka 1537 in das Heilige Tal des Urubamba zurück. Dort konnten sie weiter ihre Herrschaft ausüben und ihre traditionellen Zeremonien pflegen, bis sie schließlich nach 18 Monaten auch dort von den Spaniern besiegt wurden. Machu Picchu, die berühmteste aller Inka-Stätten, liegt im Inneren des Heiligen Tals. Als die Stadt 1911 vom amerikanischen Forscher Hiram Bingham entdeckt wurde, war sie vom Dschungel überwuchert. Ihre Sonnenuhr war aber unversehrt, so dass Machu Picchu von den Spaniern vermutlich nie betreten wurde. Welche Rolle Machu Picchu zur Zeit des Widerstands tatsächlich gespielt hat, wird sich wohl nie zweifelsfrei klären lassen. Auf jeden Fall ist dies aber eine faszinierende Geschichte, um sie in ein Spiel umzusetzen!
Wir Spieler übernehmen die Rolle von Inkaprinzen, die vor den Spaniern nach Machu Picchu geflohen sind. Dort bauen wir mit unseren Arbeitern ein kleines Gemeinwesen auf, und unsere Priester und Sonnenjungfrauen versuchen, die Götter durch das Opfern von Lamas gnädig zu stimmen. Die Spanier sind bereits in der Nähe und kurz davor, Machu Picchu zu finden. Deshalb haben wir nur wenige Tage Zeit, um mit Hilfe göttlicher Macht die drohende Entdeckung zu verhindern! Wenn wir das Geheimnis der Stadt gemeinsam bewahren, wird derjenige, der am klügsten geopfert hat, zum neuen Inka ernannt. Falls die Stadt jedoch entdeckt wird, kommt es darauf an, den Spaniern am meisten Gold geben zu können. Das Spiel kann also auf zweierlei Weisen enden, mit jeweils unterschiedlichen Siegbedingungen. Ob Machu Picchu von den Spaniern tatsächlich entdeckt wird, hängt dabei entscheidend von unserem eigenen Arbeits- und Opferfleiß ab!“

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Du scheinst den Hintergrund gut zu kennen, wie bist du auf dieses Thema gekommen?
„Schon als Schüler hatten mich altamerikanische Kulturen fasziniert. Es gibt aber auch einen ganz persönlichen Grund, denn meine Frau Kathia kommt aus Peru! Deshalb wollte ich schon länger mal die Geschichte ihres Landes zum Thema eines Spiels machen. Wir haben Machu Picchu 2004 gemeinsam besucht, und ich glaube niemand, der einmal dort gewesen ist, kann sich der Faszination der verlorenen Stadt hoch in den Gipfeln der Anden entziehen!“

Wie setzt du das Thema im Spiel um, was macht den besonderen Reiz aus?
„Jeder Spieler hat eine Spielfigur, mit der er in Machu Picchu umherläuft und Aktionen auslöst. Das Besondere dabei: Immer wenn produziert oder geopfert wird, sind alle Spieler aktiv dabei, die im jeweiligen Stadtviertel eigene Arbeiter, oder im jeweiligen Tempelbezirk eigene Priester und Jungfrauen platziert haben. Mit unserem Spielzug lassen wir also auch die anderen Spieler gemeinsam mit uns produzieren und mit uns opfern. Die zweite Besonderheit: Jeder Arbeiter, Priester und jede Jungfrau kann nur einmal täglich aktiv werden. Das Spiel läuft in maximal 9 Tagen ab. Dabei kann es passieren, dass nicht alle Arbeiter, Priester und Jungfrauen auch tatsächlich jeden Tag aktiv werden können. Je mehr Tagewerke den Inkas jedoch verloren gehen, desto wahrscheinlicher wird die Entdeckung durch die Spanier. Drittens gibt es schließlich noch den Inkapfad, der auf den Gipfel führt. Je öfter wir, angetrieben durch unseren Opferfleiß, den Gipfel besteigen, desto mehr geheime Opferkarten können wir als Spieler auswählen, die uns schließlich die Siegpunkte bringen. Die Opferkarten bringen verdeckte Information und Unsicherheit ins Spiel. Das passt sehr gut zu einem Thema, bei dem jemand heimlich den Sieg der Spanier betreiben kann, und zu diesem Zweck schon mal etwas Gold beiseite legt.
Ein ganz besonderes Element des Spiels ist die alternative Siegbedingung. Die Spieler müssen sich entscheiden, auf welches der beiden Ereignisse sie hinarbeiten möchten. Sie müssen entweder viel Gold für die Spanier oder möglichst viele Punkte für den Inkasieg sammeln. Hierbei haben sie selber Einfluss auf den Ausgang, aber oft ist bis kurz vor Schluss des Spiels nicht klar, welche Seite gewinnen wird. Dies verleiht dem Spiel eine ganz besondere Spannung!“

Obwohl das aus Antike, Imperial und Hamburgum bekannte  Rondell fehlt, klingt der Spielmechanismus „Figur auf Platz setzen und dort vorgegebene Aktion ausführen“ so, als ob es im Hintergrund dennoch vorhanden ist. Wie sehr ist Die Prinzen von Machu Picchu in dieser Hinsicht anders als deine „Rondellspiele“?
„Während das Rondell für die einzelnen Aktionen nur über 8 Felder verfügt, stehen in Machu Picchu 15 Stadtviertel zur Verfügung, die betreten werden können und damit 15 verschiedene Aktionen auslösen. Und anders als bei einem Rondell gibt es keine festgelegte Reihenfolge der Aktionen, sondern lediglich Nachbarschaften. Selbst wer eine nicht benachbarte Aktion ausführen möchte, kann dies tun, indem er für die größere Entfernung bei der Bank ein Lama bezahlt. Damit stehen theoretisch sehr viel mehr Zugmöglichkeiten als bei einem Rondell zur Auswahl. Aber: Da Arbeiter, Priester und Jungfrauen nur einmal täglich aktiv werden können, schrumpfen die praktischen Zugmöglichkeiten im Laufe eines Tages immer mehr zusammen. Dieser Rhythmus von Tag und Nacht prägt das Spiel: Nach einer Erholungsphase in der Nacht stehen am nächsten Morgen wieder alle Züge zur Verfügung. Wann geht nun ein Tag zuende? Statt in der Stadt umherzuziehen, können die Spieler auch aussetzen und sich dabei bestimmte Ressourcen sichern, die in der Nacht ausgezahlt werden. Nachdem dreimal ausgesetzt wurde, wird die laufende Runde noch zuende gespielt und danach bricht die Nacht herein. Wir können also auf die Länge der Tage Einfluss nehmen, und müssen uns dabei auf den nächsten Morgen optimal vorbereiten. Dies geschieht durch eine gute Position auf dem Spielplan und durch das Beschaffen der notwendigen Ressourcen. Wer dabei nicht aufpasst, kann schnell auf dem falschen Fuß erwischt werden: Wenn z. B. die eigenen Arbeiter ihr Tagewerk vollbringen sollen, du sie aber nicht mit Mais bezahlen kannst, oder wenn deine Priester opfern dürfen, du aber keine Lamas mehr hast. Das ist nicht nur für dich selbst ärgerlich, sondern schadet auch noch der gesamten Inka-Gemeinschaft: Je öfter Arbeiter, Priester und Jungfrauen untätig bleiben, desto wahrscheinlicher wird die Entdeckung durch die Spanier!“

Das klingt so, als ob man viele Dinge beachten sollte. Welche Tipps für die erste Partie hast du?
„Wichtig ist es, sich mit mehreren Arbeitern zuerst eine wirtschaftliche Basis zu schaffen, damit eine gewisse regelmäßige Produktion gesichert ist. Dabei sollte die Nahrungsversorgung der eigenen Arbeiter stets im Auge behalten werden. Nach zwei bis drei Tagen wird es sinnvoll, auch Priestern und Jungfrauen anzuwerben, denn je früher sie aktiv werden, desto mehr können sie beim Beschaffen der Opferkarten helfen. Schließlich sollten die Spieler die Siegbedingungen ihrer Opferkarten stets im Auge behalten, und sich dabei gezielt auf wenige ausgewählte Bereiche konzentrieren. Wer keine Schwerpunkte setzt und versucht, auf allen Feldern gleichmäßig zu punkten, wird damit wenig Erfolg haben. Schwierig wird es natürlich dann, wenn mehrere Spieler gleichzeitig versuchen, dieselben Schwerpunkte zu setzen!“

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem PD-Verlag, der eher Bücher veröffentlicht und der schon bei deinem Spiel Hamburgum mit Eggert Spiele kooperiert hatte?
„Verleger Peter Dörsam ist ein langjähriger guter Freund von mir, ohne den schon Antike und Imperial nicht möglich gewesen wären. Denn auch diese beiden Spiele sind bereits in Kooperation zwischen dem PD-Verlag und Eggertspiele entstanden. Die Prinzen von Machu Picchu erscheint jetzt wie meine bisherigen Spiele im PD-Verlag, allerdings erstmals ohne eine Kooperation mit Eggertspiele.
Auf der Spielemesse in Essen werden wir das Spiel wie schon die Neuheiten der letzten Jahren in Halle 9 vorstellen (Stand 9-34). Hier kann man das Spiel ausprobieren und sich von mir auf deutsch, englisch oder (passend zu Peru) auch auf spanisch erklären lassen!“

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