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Spieleerfinder Guido Hoffmann über das Kinderspiel Gary Gouda

Gary Gouda von Haba

Mäuschen Nimmersatt und der dicke Laib/Leib

Guido, bei Haba erscheint zur Spielwarenmesse in Essen dein neues Spiel Gary Gouda. Kannst du uns bitte kurz darstellen, um was es bei diesem Kinderspiel thematisch geht?
„Das Thema ist einfach erklärt. Es geht um den Mäuserich Gary, der unendlich viel Hunger auf Käsestückchen hat. Die Szenerie ist ein Mäusehaus mit 16 Zimmern, die alle verbunden sind. Gary möchte sich möglichst viel Käse einverleiben um ihn in sein gegenüber liegendes Wohnzimmer zu bringen. Dabei wird er immer dicker. Das Dilemma ist dabei, dass die Mauselöcher, ohne dass es die Kinder sehen können, unterschiedlich hoch sind. Gary zwängt sich von Mauseloch zu Mauseloch, bis er entweder stecken bleibt oder die passenden Mauselöcher gefunden, hat um in sein Wohnzimmer zu gelangen. Zusätzlich lauert die Hauskatze Kiki ständig hinter einem der Mauselöcher.“

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Gary Gouda von HabaWie bist du auf diesen Titel gekommen? Welcher Gary stand Pate für das Spiel?
„Ursprünglich hatte ich einen anderen Titel. Leider war er schon an ein anderes Spiel vergeben. Die Überlegung zu dem neuen Titel war, dem Mäuserich einen witzigen Namen mit Bezug zu Käse zu geben, und er sollte gut ins Ohr gehen. Redaktionsintern wählte Haba daraus den Titel Gary Gouda.“

Wie wird die Handlung als Spiel umgesetzt. Welche Mechanismen sorgen für den Spaß?
„Die Spielschachtel bildet die Mäusewohnung. Man sieht 16 Zimmer mit 24 Mauselöchern, Gary den Mäuserich und Kiki die Hauskatze. Was sich unterhalb der Zimmer befindet, können die Kinder nicht sehen: Die Wände gehen in Wahrheit bis zum Schachtelboden. Wenn Gary mit ein oder mehr Käsestückchen durch ein Loch geschoben wird, drückt er das Loch mit samt Wand nach oben, um hindurch zu gelangen.Wenn er stecken bleibt, ist der Zug beendet. Die Enttäuschung, die Maus an den nächsten Spieler weitergeben zu müssen, wird durch die witzige Situation ausgeglichen. Gleichzeitig versuchen sich die Kinder zu merken, mit wie vielen Käsestückchen Gary durch das Loch gekommen ist oder mit wie vielen Käsestückchen er eben nicht durch kam.“

Guido Hoffmann von Guido HoffmannObwohl Gary Gouda als Kinderspiel per se leicht zu spielen sein müsste: Kannst du  einen Tipp geben, worauf Kinder oder auch Eltern beim Spielen besonders achten sollten? Gibt es Punkte, die für das Gewinnen besonders wichtig sind?
„Damit Gary nicht mit seinen Käsestückchen in den Mauselöchern stecken bleibt, sollten sich die Kinder im Verlauf des Spieles merken, wie viele Käsestückchen mit Gary durch welche Löcher passen. Es gibt Löcher, durch die Gary nur ohne Käse passt, und es gibt Löcher, durch die er mit einem, zwei, drei oder vier Käsestückchen hindurch kommt. Wichtig ist also vorausschauendes Denken, Merkvermögen und natürlich eine Prise Glück.“

Woher nimmst du deine Ideen für neue Kinderspiele? Wie gehst du an neue Spielideen heran, wenn du daraus ein Kinderspiel machen möchtest?
„Es gibt ein inneres Bild, das ich immer mit mir herum trage, in dem Kinder ein Spiel spielen, das ich nicht erkennen kann. Es macht ihnen sichtlich Spaß, und ich werde neugierig. Dabei stelle ich mir die Frage: Wie muss ein Spiel beschaffen sein, dass es solche Reaktionen hervorruft.
Zu Beginn einer Spielidee versuche ich zu spielen. Ich meine: Spielen mit Spielzeug. Nur, dass es sich nicht um übliches Spielzeug handelt, sondern um Klimbim – ausrangierte Einzelteile, Fundstücke, scheinbar Nutzloses und verschiedenste Materialien aller Art. Das Ganze schütte ich meistens auf dem Boden aus und versuche, möglichst zweckfrei ohne innere Vorgabe unterschiedlichste Ding in Verbindung zu bringen.
So entstehen durch die Hintertür die ersten Ideen, die von einem funktionierenden Spiel noch weit entfernt sind. Irgendwann setzt eine Verdichtung ein, die das Spiel prägt. Um auf neuartige Ideen zu kommen, braucht es für mich zwei Dinge. Erstens: Gewohntes Schauen unterbrechen zu können, um meine Umgebung genau beobachten zu können, und dazu gehören auch bestimmte Vorgänge in der Natur. Zweitens: Bewegung jeder Art. Bewegung kann sich dynamisch, gleichförmig, langsam, aber auch schnell darstellen. Es reizt mich immer wieder Bewegung als physikalisches Phänomen in ein Spiel zu integrieren.
Wichtig erscheint mir auch die Motivation zu einem Spiel. Die Intention zu Gary Gouda war eine spielerische Auseinandersetzung mit unserer Esskultur, und wie wir mit Nahrung umgehen. Herausgekommen ist ein nimmersattes, Käse schlemmendes Mäuschen, das seiner Versuchung nur schwer widerstehen kann.“

Worin unterscheiden sich deiner Meinung nach gute Kinderspiele von schlechten und wodurch gute Kinderspiele von guten Erwachsenenspielen?
Ein gutes Kinderspiel ist leicht erklärbar und sollte für Kinder optisch ableitbar sein. Wichtig ist die Umsetzung eines schlüssigen Themas. Es muss direkt und einfach angelegt sein. Jüngere Kinder, die noch keine Buchstaben lesen können, lesen trotzdem ihre Umwelt mit ihren Augen. Sie sollten auch sehen können, worum es in einem Spiel geht. Wenn ein Kind im Falle von Gary Gouda verschiedene Zimmer  mit Mauselöchern und Käsestückchen sieht, wird es gleich verstehen, dass die Maus durch die Löcher geschoben werden muss, um an den Käse zu gelangen.
Für mich ist ein gutes Kinderspiel auch immer ein gutes Familienspiel. Zwischen guten Kinderspielen und Erwachsenenspielen sehe ich weniger die Unterschiede als vielmehr die Gemeinsamkeiten beider Spielarten. Beide müssen thematisch griffig, spannend und spielerisch variabel sein.“

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