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Interview mit Grafiker und Autor Harald Lieske

Harald Lieske von Reich der Spiele

Illustrationen zum Spielen

Harald, wie kommt man eigentlich dazu, Spiele zu illustrieren, und welche Spiele sind von dir grafisch bearbeitet worden?
„Ich spiele und ich zeichne gern. Das Zeichnen wollte ich schon früh zu meinem Beruf machen. Während meines Studiums habe ich dann begonnen, beide Leidenschaften miteinander zu verbinden – ich habe mir meine eigenen Spieleprototypen gebastelt und komplett illustriert. Ein Spiel zu illustrieren, bedeutet für mich einfach den maximalen Spaß an der Arbeit. Mit meinen Prototypen bin ich auf das Autorentreffen in Göttingen gefahren. Dort habe ich dann die ersten Kontakte zu Verlagen bekommen – so kam es zu meiner ersten Auftragsarbeit. Die bisher von mir illustrierten und derzeit schon veröffentlichten Spiele sind bei Kronberger Spiele Cronberg, Bonobo Beach und die Spielinhalte von Lost Valley sowie Piratengold bei Ludo Art, Australia bei Ravensburger und mein Das Gold der Inka bei Queen Games. Weitere werden im Herbst 2005 veröffentlicht.“

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Wenn du ein Spiel illustrieren sollst, hast du strenge Vorgaben oder kannst du dich relativ frei entfalten?
„Bisher hat sich das sehr unterschiedlich gestaltet. Bei manchen Spielen waren schon sehr konkrete Vorstellungen da, was wo und wie dargestellt werden soll. Manchmal bestimmt einfach das Thema des Spiels den Rahmen, zu dem ich dann Vorschläge mache, oder aber ich bin in das Festlegen des Themas mit eingebunden. Der erste Schritt zu einer Spielillustration besteht in mehreren Skizzen, in denen ich Vorschläge unterbreite, wie ich mir die Gestaltung des Spiels bezüglich Motivwahl, Bildaufbau und Farbgebung vorstellen könnte und arbeite diese gegebenenfalls um, wenn Änderungswünsche durch die Auftraggeber bestehen. Erst wenn für die Entwurfsskizzen grünes Licht gegeben wird, beginne ich mit der eigentlichen Umsetzung der Illustrationen. Spätere kleinere Änderungswünsche sind dabei nicht ausgeschlossen und stellen auch normalerweise kein Problem dar. Natürlich mache ich auch meinerseits Änderungsvorschläge, wenn ich konkrete Vorgaben habe, ich aber andere Ideen dazu habe. Es geht für mich jedoch nicht darum, möglichst meine eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
So sollte sich eigentlich sicher stellen lassen, dass eine Illustration entsteht, mit der alle Seiten zufrieden sind.“

Hast du das Gefühl, dass Illustratoren von den Verlagen und der Spieleszene ausreichend gewürdigt werden?
„Nicht leicht zu beantworten. Jeder Spieler und jeder Verlag hat wahrscheinlich seinen eigenen Geschmack, was Art und Technik der Illustration betrifft, ob sie gefällt oder nicht. Ich denke, dass die Illustration eines Spiels eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, ob ein Spiel angenommen wird, oder nicht – dies jedoch eher im Verborgenen. Die Hauptaufgabe einer Illustration ist natürlich, dass sie funktioniert, also den Spieler nicht irreführt oder es dem Spieler erschwert, den Mechanismus des Spiels zu verstehen, die richtigen Ablageplätze zu finden, die Laufwege direkt wahrzunehmen et cetera. Natürlich freut es mich, wenn ich darüber hinaus Reaktionen auf meine Illustrationen bekomme, sowohl positive als auch negative (wenn sie denn konstruktiv sind und nicht: „Ich kann das Bild nicht leiden – die Figur hat Segelohren und ich kann Segelohren nicht ausstehen“). Erfreulich finde ich, wenn bei Spielbesprechungen neben dem Verlag, dem Autor und den Spieldaten auch der Illustrator genannt wird.“

Gibt es deiner Meinung nach zu vermeidende „Todsünden“ bei der Gestaltung von Spielen die negativen Reaktionen hervorrufen?
„Na ja – „Todsünden“ … Ein Mehrpersonenspiel sollte natürlich nicht in nur einer Farbe gestaltet werden; Kartentexte sollten schon auf die Karten passen und nicht eine Zweipunkt-Schriftgröße erzwingen; für Felder, auf denen vier Figuren stehen sollen, sollte natürlich Platz für vier Figuren eingeplant werden; Marker, die auf den Plan gelegt werden, sollten groß genug bemessen sein, damit die eventuell darauf befindlichen Motive/Zahlenwerte oder ähnliches auch erkannt werden können – um ein paar Beispiele zu nennen, die mir spontan dazu einfallen.“

Hast du dir schon die Grafikarbeit geteilt – zum Beispiel Spielplan und Schachtel von dir, Karten von einem Dritten? Wie funktioniert dabei die Abstimmung der optischen Grundlinie?
„Ich habe bisher noch nicht im Team an einer Grafik gearbeitet, könnte mir dies jedoch durchaus gut vorstellen – insofern habe ich diesbezüglich noch keine Erfahrungswerte.“

Mit welchen Stilen/Ausdrucksformen arbeitest du am liebsten, was ist deine bevorzugte Technik?
„Ich arbeite bisher (fast) ausschließlich auf Papier. Sehr gerne mische ich Techniken wie Aquarell-/ Gouachefarbe und Buntstift. Jedoch bestimmt mitunter das Motiv die Technik. So können auch Tuschefeder, Airbrush, Acryl- oder Ölfarben zum Einsatz kommen.“

Kann man sagen, wie lange es dauert, ein Spiel mit zum Beispiel Schachtel, Spielbrett und etwa 30 Karten zu illustrieren? Was davon setzt du am liebsten optisch um?
„Das hängt vom Inhalt ab, der illustriert werden soll. Bei 30 Spielkarten, die 30 verschiedene Charaktere abbilden sollen, dauert es natürlich länger als bei fünf verschiedenen Gegenständen in sechs Spielerfarben. Ich kann nicht sagen, dass ich ein einzelnes Element wie Schachtel, Plan oder Karte am liebsten illustriere – mich interessiert eine stimmige Gesamtheit der Spielgestaltung.
Grob gesagt arbeite ich etwa drei bis sechs Wochen an einem Spiel – je nach Umfang und Aufwand der Illustrationen.“

Würdest du Illustrationen für Spiele als Kunst bezeichnen? Immerhin sind sie Produkte einer künstlerischen Schaffensphase.
„Jein. Natürlich sind Spielillustrationen eine künstlerische Arbeit. Jeder Illustrator hat seine eigene Technik, einen eigenen Strich, einen eigenen Stil.
Auf der anderen Seite sind Spielillustrationen für mich auch Gebrauchsgrafiken – sie müssen sich an dem Inhalt orientieren und diesen transportieren – folgen also bestimmten Vorgaben. Ich würde mich selbst eher als ausführendes Werkzeug denn als Künstler sehen.“

Webseite von Harald Lieske

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