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Inka und Markus Brand über das Spiel Saint Malo

Saint Malo von Ravensburger/aleaspiele

Würfel in der Hand, Priaten im Blick und über den Tellerrand geschaut

Inka und Markus, ihr veröffentlicht im Herbst Saint Malo bei aleaspiele. Könnt ihr bitte kurz beschreiben, um was es im Spiel thematisch geht, wie die Idee entstanden ist und wie es zu dem Namen kam?
„Bei Saint Malo geht es darum, eine kleine Stadt am Meer zu errichten und sie zu bevölkern. Es gibt Personen aus verschiedenen Berufsgruppen, die alle den einen oder anderen Vorteil mitbringen. Zudem muss man die herannahenden Piraten im Auge behalten – ein Angriff ohne entsprechende Verteidigung kostet viele Siegpunkte. Wer seine Stadt am punkteträchtigsten ausbaut, gewinnt. Den Titel hat das Spiel selbst vorgeschrieben. Nachdem die Spielthematik feststand, musste eine alte Stadt gefunden werden, die zum einen über eine Festung bzw. Stadtmauer verfügt, die zum anderen am Meer liegt und außerdem auch aus Sicht der Kirche eine nicht unwichtige Bedeutung spielt. Gemeinsam mit Stefan Brück haben wir uns dann auf die Suche nach einer passenden Stadt gemacht und sind mit Saint Malo schnell fündig geworden.
Was wir erst im Nachhinein erfahren haben: Unser Autoren-Kollege Roberto Fraga lebt mit seiner Familie in Saint Malo und veranstaltet dort einmal jährlich Ende August ein großes Spieleevent. Wie schön es doch wäre, wenn nächstes Jahr im August Saint Malo in Saint Malo auf den Tisch käme!“

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Mit welchen Hauptmechanismen setzt ihr das alles bei Saint Malo um, welche bringen den meisten Spielspaß?
Bei Saint Malo erhält jeder Spieler ein eigenes Tableau, auf dem er seine Stadt, die im Laufe des Spiels entsteht, einzeichnet. Dazu würfeln die Spieler mit fünf Würfeln. Sie dürfen die Würfel bis zu drei Mal werfen und entscheiden sich anschließend für eines der gewürfelten Symbole. Die Symbole sind an Aktionen geknüpft, die den Spielern folgenden Optionen ermöglichen: Eine von insgesamt sieben verschiedenen  Personen zieht in die Stadt ein und bringt dem Spieler Vorteile, eine Stadtmauer zum Schutz vor den Piraten wird errichtet, eine Kirche wird gebaut, der Markt wird mit Waren beliefert, um später Geld einzubringen oder Holz zum Bau von Häusern wird herangeschafft. Das Gut, Gebäude oder die Person, die gewählt wurde, wird anschließend auf dem Spielertableau eingezeichnet. Sind nach dem letzten Wurf zudem Piratensymbole auf den Würfeln sichtbar, werden diese zusätzlich ausgewertet. Ein baldiger Angriff der Piraten wird dadurch immer wahrscheinlicher. Wie bei den meisten Würfelspielen, ist auch hier das Mitfiebern auf den perfekten Wurf sehr reizvoll … (Ich brauche dringend einen Händler, hoffentlich habe ich genug Personen-Symbole im nächsten Wurf). Hier gibt es natürlich auch Mittel und Wege die Würfel nach dem Wurf noch einmal zu verändern – sofern man denn genug Gold besitzt … Uns macht es jedes Mal wieder viel Spaß, das eigene Saint Malo zu planen, zu bauen und das Beste aus den Würfen herauszuholen – auch wenn man oft umdenken und spontan reagieren muss, weil die Würfel mal wieder nicht so wollen, wie man es will.“

Das Spiel ist mit 2/10 auf der alea-Skala eingestuft. D. h., es ist ein wenig komplexes Spiel. Wie leicht zugänglich ist es denn?
„Das Spiel hat einen einfachen Zugang. Auf jedem Würfel sind sechs verschiedene Symbole. Wenn man die Bedeutung dieser Symbole kennt, kann man eigentlich schon loslegen. Einzig bei den Personensymbolen hat man verschiedene Möglichkeiten, aber dazu gibt es eine Übersicht in der Tischmitte, auf der man jederzeit nachschauen kann, welche Personen es gibt und was man mit ihnen anfangen kann. Also, es ist in der Tat nicht schwer und gut mit der Familie zu spielen.“

Gibt es dennoch Dinge, auf die Spieler in der ersten Partie Saint Malo achten sollten, um nicht schnell ins Hintertreffen zu geraten?
„Die Spieler sollten die Piraten im Auge behalten – die ersten Angriffe sind schwach, aber sie werden im weiteren Spielverlauf immer stärker. Hat man von Anfang an keine Verteidigung aufgebaut, ist es schwer, später noch nachzurüsten. Aber jedes Spiel ist anders. Oft bleiben die Piratenangriffe auch lange Zeit aus, sodass zu viel verwandte Energie im Bereich Verteidigung für den Spielausgang schädlich sein könnte. Es gilt gut abzuwägen, ob die Piraten gefährlich werden können oder nicht. Übrigens können die Mitspieler auch  Piratensymbole mit Absicht herauslegen und so einen schnellen Angriff provozieren.
Zusätzlich sollte man immer ein paar Goldstücke in der Bank haben. Mit Gold kann man die Würfel (leider nicht die Piraten) beeinflussen und sich oftmals einen großen Vorteil verschaffen – wer kein Gold hat, ist dem Schicksal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“

Saint Malo sollte bereits im Frühjahr veröffentlicht werden. Es gab Probleme mit den im Spiel enthaltenen Stiften. Was war das Problem und wie wurde es gelöst?
„Für Spielzeug – und dazu zählen eben auch die Spiele – gelten immer schärfere Vorschriften in puncto Sicherheit und Gesundheit der Endverbraucher. Ab dem kommenden Jahr greift eine neue Richtlinie bezüglich der Tinte in Filzschreibern. Diese darf nicht mehr entflammbar sein und sollte beim Verzehr nicht zu  gesundheitlichen Folgeschäden führen.
Ravensburger arbeitet hier zum Glück sehr vorausschauend und professionell. Niemand hätte etwas davon gehabt, wenn das Spiel im Februar auf den Markt gekommen wäre und nächstes Jahr wieder aus den Regalen verschwinden müsste, nur weil die Stifte dann nicht mehr der Norm entsprächen. Nun kann das Spiel jeder getrost mit nach Hause nehmen, weil die Kinder 60 Jahre ununterbrochen an der Tinte nuckeln könnten, ohne dass mit gesundheitlichen Folgen zu rechnen wäre. Und wenn jemand auf die Idee käme, die brennenden Kerzen auf seiner Geburtstagstorte mit den Filzstiften zu bemalen, dann wäre auch das – ohne Sorge um eine eventuelle Explosion – möglich. Trotz allem möchten wir darauf hinweisen, dass beide hier erwähnten Beispiele nicht zur Nachahmung empfohlen sind, schließlich färbt sich die Zunge nach wie vor schwarz und Kunststoff schmilzt über der offenen Flamme!“

Ihr seid als Autorenpaar inzwischen recht erfolgreich. Gibt es eine gewisse Arbeitsteilung bei euch? Wer macht was oder ist das vom Spiel abhängig?
„Da Markus ja hauptberuflich in der Versicherungsbranche unterwegs ist, gibt es tatsächlich eine Aufgabenteilung bei uns. Abends – also nach der ‚richtigen Arbeit‘ – sitzen wir dann zusammen und sind gemeinsam kreativ. Die Spielideen reifen also in Teamarbeit. Das, was wir dann abends so zu Papier gebracht haben (wir skizzieren ja die meisten unserer Ideen auf Schmierblättern), setzt Inka dann tagsüber um. Sie bastelt die Prototypen, schreibt die Regeln und kümmert sich um die Testrunden.“

Ihr erfindet Spiele für Kinder und für Erwachsene. Diese reichen von sehr leicht erlernbar bis hin zu komplexen Regelwerken. Wie schafft ihr es, diese Bandbreite immer wieder auszufüllen?
„Wir wollten uns nie wirklich festlegen oder festlegen lassen. Uns ist es immer wichtig, genau das zu erfinden, worauf wir gerade Lust haben und wofür uns auch Ideen im Kopf rumschwirren. Mal sind es die Kinderspiele, die uns große Freude bereiten, mal aber auch so komplexe Spiele, wie beispielsweise ein Village.
Es wäre natürlich schön, ewig diese Bandbreite bedienen zu können, aber dafür müssen dann auch die entsprechenden Einfälle her.
Wir machen uns da aber auch keinen Druck. Wenn jetzt längere Zeit mal kein komplexes Spiel dabei ist, dann ist das eben so. Druck wäre für unsere kreative Arbeit vermutlich wirklich schädlich und würde unser ‚Hobby‘ – was das Spieleerfinden ja immer noch ist – tatsächlich zur ‚Arbeit‘ machen und darunter würde dann vermutlich auch die Qualität leiden. Es muss jederzeit Spaß machen und darf nicht zur Verpflichtung werden, dann läuft es irgendwie ganz von allein.“

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