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Spieleerfinder Martin Schlegel über das Spiel Sauschwer

Sauschwer von Zoch Verlag

Was wiegt mehr: 100 Sauschwer oder 1 Barack Obama?

Martin, mit Andrea Meyer zusammen hast du das Spiel Sauschwer entwickelt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und bei welchem Verlag wird das Spiel erscheinen?
„Wir kennen uns seit einigen Jahren. Ich hatte ein Bluff- und Schätzspiel mit einem – wie ich dachte – ausgesprochen interessanten Punktemechanismus entwickelt. Als ich das Spiel dann Andrea zeigte, hat sie mir – höflich gesagt – den Kopf gewaschen: Zu kompliziert, zu verkopft, nicht intuitiv. Dann hat sie dran gearbeitet, so wurde was draus.
Nun kommt es in Essen bei Zoch raus.“

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Sauschwer heißt das Spiel. Geht es um Gewichte?
„Es geht um besondere Gewichte, die man sich gut vorstellen und zumindest grob schätzen kann, zum Beispiel die erste Digitalkamera, der Commodore 64, Pulverschnee, 100 Fußbälle nach DFB-Norm oder der Fleischverbrauch pro Kopf und Jahr. Die Gewichte liegen alle zwischen 1 und 200 kg, das macht es besonders interessant.“

Wie kamt ihr auf den Titel Sauschwer?
„Wir gar nicht. Bei uns lief das Spiel als Helmuts Hammer, weil der Hammer vorkommt, den Helmut Kohl bei der Grundsteinlegung zum Bundeskanzleramt benutzte. Dann hieß es auch – leicht doppeldeutig – Elvis‘ Stuhl, weil nach dem Gewicht des Stuhls gefragt wurde, auf dem Elvis Presley in Deutschland beim Friseur saß. Die Zoch-Redaktion hat in einer Kreativitätsrunde aus mehreren Ideen Sauschwer gewählt.“

Kannst du bitte kurz den Spielablauf von Sauschwer erklären, sodass sich Interessierte ein Bild machen können?
„Jeder hat ein paar dieser Gewichtskarten vor sich liegen. Er wählt eine aus und legt sie auf die Seite der Waage, die der vorherige Spieler als ‚leichter‘ bezeichnet hat. Dann sagt er, auf welcher Seite nun insgesamt mehr Gewicht liegt.
Jeder Spieler kann diese Aussage anzweifeln. Dann legen sich alle fest, welche Seite schwerer ist. Wer recht hat, bekommt Punkte.“

Bluff- und Schätzspiele gibt es mit Anno Domini oder Schätzen Sie mal einige. Was macht Sauschwer zu etwas Besonderem? Wie grenzt es sich von diesen Beispielen ab?
„Das Spiel mit Gewichten birgt ungemeinen Spaß. Man steht ja beispielsweise vor der Frage: Was ist schwerer? 64 Ausgaben der Spielbox plus 1.000 Bundeswehrtaschentücher plus Ikea-Regal Billy oder eine durchschnittliche Lehrkraft plus 10.000 Bienen. Da kann man mit gut vorgetragenem Halbwissen und Bluff bestens glänzen.
Dazu kommt: Mit jeder Karte ist wieder offen, was richtig ist, anders als z. B. bei Anno Domini. Außerdem: Wie viele Punkte man bekommt, ergibt sich erst bei der Abstimmung. Tippen alle richtig, gibt’s nichts. Ist man der einzige Richtig-Tipper, sieht die Welt viel schöner aus.“

Wie fandet ihr die Begriffe für so ein Spiel und woher kennt ihr die Gewichte?
„Recherche heißt immer: 1.000 Quellen anzapfen. Natürlich das übliche, also Wikipedia und Büchereien. Dann haben wir eine Reihe von Museen angeschrieben, wobei hier das Problem besteht, dass die ganz viel über ihre Exponate wissen – das Gewicht aber nicht. Da bin ich Herrn Kreutzer vom Bonner Haus der Geschichte besonders dankbar, der die Spielidee toll fand und extra für uns einige Sachen auf die Waage geschoben hat.
Bei der Recherche bekommt man auch mit, was für eine Geheimniskrämerei manch eine Firma betreibt. So wollte ein Autohersteller partout nicht angeben, wie schwer Reifen, Motor und Getriebe sind. Da werden Sachen geheimgehalten, die die Konkurrenten doch ohnehin wissen.“

Kannst du als Autor den Spielern bitte einen Tipp geben, wie sie an ihre erste Partie herangehen sollen? Gibt es trotz des leichten Zugangs Fettnäpfchen oder einen goldenen Weg, um Sauschwer zu gewinnen?
„Für die erste wie alle weiteren Partien gilt: Einfach locker bleiben. Fettnäpfchen sehe ich keine. Einen goldenen Weg zum Sieg gibt es: Alle Karten auswendig lernen! Aber Spaß macht das nicht.“

Das klingt nach viel Spaß! Bei welchen Spielergruppen siehst du die Zielgruppe für Sauschwer? Wer wird mit dem Spiel den meisten Spaß haben?
„Oje, ich entwickle Spiele nicht für Zielgruppen, sondern für mich. Mir muss das Spiel Spaß machen und wenn ein Verlag das Spiel gut findet, finde ich das bestens.
Das Spiel wird – glaube ich – denen gefallen, die etwas Lockeres suchen, bei dem es nicht ernst zugeht, bei dem viel geredet und gelacht werden kann. Und bei dem das Gewinnen nicht die Hauptsache ist.
Es ist also ganz anders als das eben bei Mücke-Spiele erschienene Atacama. Eindeutig. Bei Atacama sitzen die Spieler konzentriert am Tisch und grübeln. Bei Atacama qualmen die Köpfe, bei Sauschwer sind die Lachmuskeln aktiv.“

Sicher habt ihr noch ein paar Gewichte in der Hinterhand. Gibt es Ergänzungslieferungen?
„Material ist da. Aber ich denke, ein einarmiger Handstand ist einfacher als die Beantwortung dieser Frage. Oder anders: Wenn alle Leser eurer Seite das Spiel kaufen, steigt die Chance auf eine Erweiterung.“

Wenn Sauschwer so viel mit Gewichten zu tun hat, was wiegt eigentlich mehr: 100 Sauschwer oder 1 Barack Obama?
„Der amerikanische Präsident führt!“

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