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Spiel ’10: Mängel waren unübersehbar

Zumindest die Infos über Spieleautiren waren gut organisiert

Eine moderne Organisation muss her

Seit fast drei Jahrzehnten wächst die Spielemesse in Essen immer weiter. Sie ist die weltweit bedeutendste Spiele-Veranstaltung überhaupt und zieht vor allem immer mehr ausländische Verlage, Autoren und Besucher nach Essen.

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Dieser Stellenwert bedarf aber einer professionellen Organisation und Abwicklung. So ist es nicht zu entschuldigen, dass am ersten Messetag unzählige Besucher rund 90 Minuten an den Kassen warten mussten, bis sie Einlass bekamen. Gründe? Ein neues Softwaresystem für die Kassen war anscheinend nicht für den Ernstfall überprüft worden. Es funktionierte schlicht nicht. Statt eine rasche alternative Lösung zu suchen, wurde versucht, den Fehler zu beheben. Das dauerte. Ebenso unverständlich, dass nur drei der vier Kassen am Haupteingang besetzt waren und Besucher nach langem Warten noch zu anderen Kassen geschickt wurden, wo sie sich erneut anstellen mussten. Mit Herbstferien und Softwareproblemen ist das nicht zu erklären. Hier ist die Organisation grandios gescheitert. Auch der Grund der Herbstferien in Nordrhein-Westfalen ist nur vorgeschoben, da die Spiel in den letzten Jahren fast immer in den Herbstferien lag. Immerhin wurden Konsequenzen gezogen und am nächsten Tag lief alles reibungslos und mit dem Willen, etwas Wiedergutmachung zu leisten.

Muss so etwas sein? Die Frage darf gestellt werden, denn auch bei der Pressekonferenz gingen Mikrofone nicht bzw. waren zu leise und ein Einspielerfilm war so laut, dass sogar die hier sonst eher vor sich hinnickenden Fachjournalisten plötzlich hellwach waren. Es war viel zu laut. Wenn die Technik vor einer Veranstaltung überprüft wird, kann so etwas normalerweise nicht passieren …

Ähnlich darf man vorsichtig fragen, warum der Lärmpegel durch musikalische Beschallung in der Galeria, der Kinderhalle, so laut war, dass in den Ruheecken keine Ruhe zu finden war. Hier hingen Hängematten zum Ausruhen. Nur, wie soll das gehen, wenn Lautsprecher jegliche Ruhe zerstören?

Wenigstens bei der Verpflegung wurde nachgebessert. Zu happigen Messepreisen gab es diesmal tatsächlich eine Miniauswahl für Vegetarier. Ein kleiner Salat hier, eine kleine Gemüsepizza dort und eine kleine Nudelpfanne da. Das ist aber dennoch in heutigen Zeiten zu wenig, zumal in der Vergangenheit durchaus auch mal echte Portionen zur Auswahl standen. Was ist so schwer daran, zumindest Nudeln mit Tomatensoße anzubieten?

Nein, die Organisation der Messe wird langsam, aber sicher der wachsenden Bedeutung und der Größe der Spiel in Essen nicht mehr gerecht. Dominique Metzler vom Merz Verlag, dem zuständigen Veranstalter der Spiel, hatte vor einigen Jahren in einem Interview gegenüber Reich der Spiele erklärt, die Spiel habe ein „Konzept ohne Änderungsbedarf“. Entsprechend wurden auch in den letzten zehn Jahren keine nenneswerten Dinge geändert bzw. verbessert. Das diesjährige Chaos an den Kassen und die andere kleinen Kritikpunkte sollten daher zum Anlass genommen werden, neu nachzudenken und einige Details den Anforderungen an eine Messe vom internationalen Format anzupassen. Es sind fast alles Kleinigkeiten, aber auch welche, die wirklich spürbare Verbesserungen mit sich brächten. So führte die aktuelle Begrenzung der Hallenkapazität einmal mehr bereits am Donnerstag zu dichtem Gedränge in den Gängen der Hallen, vom Wochenende nicht zu sprechen, als teilweise kein Vorwärtskommen ohne Ellbogen mehr möglich war. Immer mehr Besucher auf gleichem Raum, das kann nicht gut gehen. Warum können die Aussteller nicht auf wenigstens eine Halle mehr verteilt werden, um neue Laufwege zu schaffen und das Gedränge zu entzerren? Die nicht genutzten Messehallen geben das her und die eventuellen Mehrkosten sollten im Vergleich zum Ergebnis gering sein.

Ein Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeiten zwischen Messe und Veranstalter bringt hier nicht viel. Die Zuständigen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie sich nicht länger unbedarft im Erfolg sonnen können. Die kleinen, aber in der Summe erstaunlichen Mängel waren offensichtlich und dürfen sich nicht wiederholen. Moderner, durchdachter und vor allem sehr viel mehr besucherorientiert muss die Spiel zukünftig werden. Denn die Spielebegeisterten wollen hier spielen, kaufen und Spaß haben – nicht dicht an dicht um Luft kämpfen, stundenlang unerwartet an der Kasse warten oder andere organisatorische Mängel klaglos hinnehmen. Die Spiel hat weltweite Bedeutung. Das sollte sich auch an der Organisation bemerkbar machen.

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6 Kommentare

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Marc 25. Oktober 2010 at 09:25

An der Organisation hatte ich vor drei Jahren ja mal so meine Zweifel. Damals war ich Donnerstag als Presse gekommen (die Redaktion hatte die Idee für Essen erst kurzfristig) und wollte mich vor Ort – mit Brief und Siegel und telefonischer Ankündigunbg der Redaktion – akkreditieren. "Das geht im Pressezentrum", sagten mit Messemitarbeiter – aber das hatte zu. Die Akkreditierung war in der Halle am Verlagsstand. Da kam ich aber vor 10 Uhr nicht rein, weil ich keine Akkreditierung hatte. Ahh, ja … das Hauptmann von Köpenick-Dilemma.

Ich würde mir auch eine bessere Hallenausschilderung wünschen, da die Hallen für Neulinge sehr verschachtelte rüberkommen. Halle 11 (Teil der Doppelhalle 10/11) hatte ich trotz Essenerfahhung nur durch Vortasten gefunden. Und den Ein-/Ausgang Mitte (beim Herner Spielebus) erst nach langen suchen, dort warteten meine handylosen Mitfahrer.

Eventuell würde zusätzlich zum roten Punkt (sie sind hier) noch ein Blickrichtungshinweis helfen.

 

(Die Captch-Eingabe zickt ja ziemlich rum)

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D. Lorenzen 25. Oktober 2010 at 11:22

Dem kann ich als Besucher so nur Zustimmen und auf Änderung hoffen

Wenn man sich Urlaub nimmt um die Spiel bereits Donnerstags zu genießen, einen Anfahrtsweg von 500km hat, um sich dann geschlagene 2 Stunden in der Kälte eine Eintrittskarte zu „erschieben“ oder mit bereits erworbenen Tickets keinen Durchlass findet, dann ist das schlicht inakzeptabel.

Familien verließen frustriert die Menschentrauben weil Kinder (und auch Erwachsene) einfach mal mussten. Andere hatten es gut gemeint und ihre Jacke bereits im Auto gelassen um den „Wartespaß“ erst richtig zu genießen.

Genial war auch die Szene als nach langer Wartezeit endlich ein Mitarbeiter die vierte Kasse am Eingang der Halle 5 besetzte und sich sodann in Allerseelen Ruhe erst mal, sagen wir mal, „bereit“ machte.

Sorry, aber das ganze Szenario war weder familienfreundlich noch professionell im Sinne der „weltgrößten“ Spielemesse. Erlebter Donnerstag ist uns jedenfalls keine 26,- Euro für eine Familienkarte wert…

Wir sind jedenfalls nicht bereit, derartiges nächstes Jahr zu wiederholen!!!

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Mark 25. Oktober 2010 at 11:32

Dass es durch die neuen Kassensysteme zu erheblichen Wartezeiten kommt, ist sehr ärgerlich. Gerade, wenn man ein neues Kassensystem zum ersten Mal im Praxisbetrieb testen will, sollte man mit Problemen rechnen, und ein Backup-Konzept (beispielsweise – wie die Jahre zuvor – fertig gedruckte Eintrittskarten, die ohne Computerkasse aufgegeben werden können) zur Verfügung halten, um bei solchen Problemen auf ein bewährtes und funktionierendes System zurückfallen zu können.

Ich frag mich aber auch, warum am Donnerstag weniger Kassen auf waren als am Freitag. Gerade wer Dauerkarten nutzt, kauft diese doch am ersten Tag, an dem er die Messe besucht- und das ist meiner Wahrnehmung nach bei den meisten doch der Donnerstag. Ist meine Wahrnehmung so falsch oder ignoriert der Veranstalter diese Erfahrung aus früheren Jahren, weil es bisher trotzdem immer neue Besucherrekorde gegeben hat?

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Michael Primus 25. Oktober 2010 at 13:36

Wir waren eine der Familien die lange anstehen mussten. Erträglich war es nur mit der nötigen Portion Galgenhumor. Für uns als 5-köpfige Famile (das älteste Kind 14) sind die Eintrittspreise eine weiteres nicht unerhebliches Ärgernis. Ich weiß nicht warum, aber mehr als 2 Kinder pro Familie scheint sich niemand vorstellen zu können oder warum sind die Familienkarten limitiert? So sind für einen Tag mal eben 34,- Euro Eintritt fällig. An einem Tag wird man aber keinem gerecht, weil einem die Zeit fehlt mit den Kindern ausgiebig zu testen und als Erwachsener kommt man auch nicht dazu etwas vernünftig anzuspielen. Also geht man einen 2. Tag zur Messe und wieder 34,- Euro. Das sind sicherlich keine Reichtümer, aber aus der Portokasse kommt das auch nicht….

Letztendlich bleiben die zukünftigen "Kunden" auf der Strecke. Unsere Kinder spielen sehr gerne und wir nutzen die Messe auch um für die Weihnachtszeit schon mal ein wenig die Wünsche unsere Kinder abzustecken, aber so macht das echt keinen Spass. Alle die die ausstellen, wollen auch verkaufen…..funktioniert aber nur bedingt, wenn man sein Geld an der Kasse abgeben muss. DAs ist jetzt überspitzt dargestellt, trifft aber den Kern.

Für alle die im nächstenJahr Eintrittskarten vorbestellen wollen, kann ich nur empfehlen die Nebenkosten im Auge zu behalten. Eine Studenteneintrittskarte im Vorverkauf mit Versand wird mal eben um 5 Euro teurer. Das ist ein Aufschlag von 50%. Da helfen nur Sammelbestellungen.

Glückauf Michael

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Messebesucher 25. Oktober 2010 at 20:30

Der Service der Messe Essen für die Spiel ist doch schon seit Jahren schlecht Das Spielvolk sind halt nur Freaks und verrückte die kann mann mit schlechten Service abspeißen – seit Jahren! Dieses Jahr ist es halt mal wieder ausgeufert. Eine Frechheit sondersgleichen.

1. Die Lange Schlange an der Kasse war dieses Jahr ein Highlight der besonderen art – vieleicht diesmal extrem genug das der Merz Verlag sich mal überlegt ob mann da mal bei Der Messe Essen auf den Tisch haut – In Welche Messehalle die Spieler quer durch Deutschland fahren ist ihnen vermutlich egal – mal nur so als denkanstoß

2. Kartenknippser – Wieso stehen am Eingang Ost (4 Doppeltüren + Seiteneingang) um 10:00 gerade mal 4 Kartenknippser? das ist schon seit Jahren so.

3. Wieso wird der Ausstellerseiteneingang nicht deutlich abgegrenzt und für Händler freigehalten?

4. Gadarobenabwicklung Anstellen in drei Reihen – und dann komm ich nimmer weg weil vorne kein "ausgang" abgetrennt wird und muss da wieder durch die Massen

5. Wieso wird am Messesonntag der Ausgang auf eine offene Tür am Ausgang Ost limitiert?

 Ich frage mich ob die Fachmessen dort genau so unterirdisch organisieren.

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Leser 29. Oktober 2010 at 08:47

Die Besucher halten sich überwiegend an das Rauchverbot in den Hallen.

Ganz anders sieht es bei den Ausstellern aus. Besonders die Anbieter von gebrauchten Spielen (Halle 4) und die Anbieter von Rollenspielen (Halle 6) rauchen munter weiter. Sogar innerhalb des Standes vom Friehelm Merz (Halle 11) wird geraucht.

Wenn ich mir ein paar Spiele gekauft habe, bringe ich diese zum Auto; diese Gelegenheit nutze ich meist für einen Imbiß in der 5 Minuten entfernten Rüttenscheider Str., wo es genügend Auswahl (Bäckerei, Cafe, Döner…) gibt. Beim Essen an den diversen Ständen auf der Messe habe ich über mehrere Jahre hinweg die Erfahrung gemacht, wenn ich mehr als ein Produkt bestelle, wird meist ein überhöhter Preis verlangt. So häufig wie mir dies passiert ist, kann es kaum Zufall sein.

 

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