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Münchner Spielwies’n 2006

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Spielbericht von Bayerns größtem Spielefest

Auf zur Wies’n nach München. Nein, nicht zum Oktoberfest, sondern zur Spielwies’n. Rund sechs Wochen nach dem größten Bierfest der Welt lockt schon im fünfzehnten Jahr Bayerns größtes Spielefest immer mehr Familien in das Otto-Lilienthal-Center. Und wieder hatten sie noch mehr Spielplatz und Spielbares, die über 40.000 Spieler, die an den drei Tagen (und Nächten) dem Ruf der umfassenden Ludothek, den Spieleberatern und den geräumigen Spieleflächen gefolgt waren. Wem die Suche nach einem Spieltisch zuviel wurde oder als Abwechslung zum reinen Spielen, dem bot sich genug andere Gelegenheit beim umfangreichen Rahmenprogramm und den Verlagsständen.

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Als sich um Samstag um 10 die Pforten öffneten, war ich um meinen vorderen Platz in der Schlange sehr froh. Unzählige Menschen füllten das Foyer und warteten geduldig auf Einlass. Die Veranstalter hatten aus dem vergangenen Jahr gelernt und mit zwei Etagenflächen dem Ansturm vorgebaut. Mit meiner Begleitung machte ich mich auf die Suche nach dem ersten Spiel du jour.

Ja, Herr und Meister führt die Abenteuergeschichten über das Happyend hinaus. Die besiegten Schurken, in Gestalt der Spieler, müssen sich dabei vor ihrem dunklen Meister für ihren Misserfolg rechtfertigen. Mit Hilfe von den Karten auf der Hand müssen sie sich eine Geschichte ausdenken. Hilfreich dabei sind in keiner Weise die kurzfristigen Einwürfe der Mitspieler, die die mühsam konstruierte Geschichte zum Einsturz zu bringen drohen. Eigentlich nur ein durch Karten unterstütztes Erzählspiel, reizt doch das ungewöhnliche Thema.

Das ungewöhnliche Spielmaterial bietet einen ersten Anreiz zum Spielen von Taluva. Auf einer sich nach und nach dreidimensional entwickelnden Insel gilt es, hölzerne Hütten, Tempel und Türme zu bauen. Die aus sehr starker Pappe gestanzten Plättchen aus drei zusammenhängenden Sechsecken lassen dabei die Spielfläche in die Höhe wachsen. Mit drei bis vier Spielern wird gebaut, überbaut und zerstört, was das Zeug hält. Die Grafik ist schön, aber klar erkennbar, die Spielsteine haptisch eine Freude. Das Spielprinzip bietet genügend Spieltiefe, auf der Spielfläche findet erfreulicherweise Interaktion statt. Mit eines der besten Spiele, die ich an diesem Tag gespielt hatte.

Der Nachfolger von Ausgerechnet Buxtehude ist Ausgerechnet Uppsala. Das Spielprinzip ist ohne Änderung übernommen worden, nur ist der Rahmen über ganz Europa gespannt. Wieder müssen Städte und Sehenswürdigkeiten geografisch geordnet werden und wieder macht die Auflösung genau so viel Spaß wie das Ausspielen der Karten. Der Dauerspielfaktor muss noch ermittelt werden, immerhin legt die begrenzte Anzahl von Karten statt geografischer Kenntnisse auch memorische Lösungen als Erfolgsrezept nahe.

Das Schicksal führt auf verschlungenen Pfaden durch das Leben, bei Tsuro können die Spieler diese Wege beeinflussen. Auf einem Spielbrett legen sie quadratische Plättchen mit den verschiedensten Kurven und Geraden aus. Darauf läuft die Spielfigur. Ziel ist es, als letzter die eigene Figur noch bewegen zu können. Was zunächst einfach erscheint, verlangt mit zunehmender Belegung der Spielfläche intensives Planen, um nicht in einer Sackgasse oder am Spielfeldrand zu enden. Die asiatische Aufmachung ist passend und sehr geschmackvoll, ein Spiel das auch optisch eine Freude ist. Selbst mit bis zu acht Spielern noch kurz genug um eine Revanche zu erlauben.

Die Energiekonferenz erscheint im Eigenverlag und auf der Spielwies’n bot sich die Gelegenheit, es mit dem Autor Johann Schmalwieder zu spielen und zu diskutieren. Optisch sowie vom Spielmechanismus her einfach liegt der Schwerpunkt auf der spielerischen Beschäftigung mit den verschiedenen ökologischen und Umweltfragen. Mehrere Jokermöglichkeiten bieten dennoch auch mehr als grundlegenden Spielspaß. Insbesondere die Möglichkeit, in Gruppen zu spielen, führt zu einer lebhaften Diskussion um die mitunter anspruchsvollen Fragen. Kinder und Jugendliche an die Ökothematik heranzuführen, fällt mit dem Spiel leicht. Kleinere Verbesserungen in der nächsten Auflage versprechen intuitiveres Handling und glätten einige Ecken und Kanten.

Schon reichlich aufgespielt, lasse ich mich noch zu einer Partie Top oder Flop einladen. Das Filmgeschäft mal ohne Glamour, eher wirtschaftlich gesehen. Die richtige Mischung ist wie im realen Showbiz das Nonplusultra. Die Regeln müssen sich erst einspielen und dann werden vielleicht auch Gewinnstrategien deutlich.

Justinian lockt auf dem Weg zum Ausgang mit stimmiger Grafik. Nicht nur das, auch das ganze Spiel ist stimmig, anspruchsvoll und verspricht dauerhaften Spielspass. Mit seinen Karten versucht man, Höflinge in der Rangordnung des Kaiserhofs nach oben zu bugsieren. Doch vernachlässigt man die Wertungsfelder und die sich immer wieder ändernden Werte der Hofschranzen, liegt man in der Punktewertung schnell hinten. Ein weiterer Edelstein im diesjährigen Programm.

Einen besseren Abschluss hätte ich mir für die Spielwies’n kaum wünschen können. Erschöpft aber gut unterhalten sitze ich mit meiner Begleitung in der S-Bahn und tragen den Termin Anfang November gleich wieder in den Kalender 2007 ein. Für echte Spieler gibt es um München im Herbst kein Vorbeikommen.

Webseite zur Münchner Spielwies’n

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