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Aus den Tiefen unserer Leserschaft

„Schon einmal etwas von Anstand gehört?“

blankWir haben viele Leser. Zehntausende, nein sogar Hunderttausende. Unsere Leser liegen uns sehr am Herzen. Nicht nur als Leser unserer Artikel. Nein, auch als Menschen. Daher kümmern wir uns. Nicht immer sofort, aber wir geben unser Bestes, um Fragen zu klären, Hilfen zu geben oder einfach nur Informationen weiterzuleiten. Oft genug sitzen wir dabei deutlich länger an einer Aufgabe, als wir es durch unser Hobby uns selbst gegenüber rechtfertigen können. Wir machen das aber im Rahmen unserer Möglichkeiten gern.

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Es gibt aber Grenzen. Und zwar dann, wenn wir Ersatzteile liefern sollen, ein Rezensionsexemplar zusenden sollen oder sogar eine Bestellung bearbeiten müssen. Dabei heißt es bei uns im Impressum vor den Kontaktdaten, dass wir ein Online-Magazin(!) sind. Und in unseren FAQ weisen wir mehrfach deutlich darauf hin, dass wir kein Shop sind. Hersteller eh nicht.

Daher ignorieren wir solche Anfragen in der Regel. Es bringt nichts. Denn Menschen, die glauben, wir könnten, dürften oder müssten unverzüglich was auch immer liefern, verstehen nicht, dass wir das nicht können und wollen. Allerdings gibt es immer wieder vordergründig kuriose, hintergründig aber richtig anstrengende Mailwechsel. Heute möchte ich mal drei Beispiele geben, wie einige Menschen so ticken. Ein Augenzwinkern ist dabei, aber auch etwas Rauch, der aus einigen Körperöffnungen drängt. Denn das, was wir teilweise an Leserpost bekommen, ist an der Grenze zum Nachvollziehbaren. Nein, es liegt dahinter!

Beispiel 1: Bitte um Rezensionsexemplare

Also ehrlich. Wenn ein angeblicher Journalist (!) uns um ein Rezensionsexemplar von Verlag X bittet, fragen wir uns, wie dieser Mensch arbeitet. Warum wendet er sich nicht an den Verlag, sondern an ein Online-Magazin? Steht Journalismus nicht mehr für Recherche? Besonders spannend wird es aber, wenn wir nicht auf solche Fragen reagieren (es sind wirklich zu viele Mails, die in solche Kategorien fallen) und der Journalist dann penetrant nachfragt. „Dann muss ich davon ausgehen, dass Sie nicht daran interessiert sind, Ihr Spiel bei uns zu platzieren. Wir werden die Lücke mit einem Produkt der Konkurrenz füllen.“ Also eine Drohung auch noch … Wir sind fassungslos über die „Kompetenz“ angeblicher Kollegen. Erst recht, wenn diese an offene Verteiler in Massenabfertigung verschickt werden. Zumindest wissen wir nun, wie schwer es unsere Presse-Ansprechpartner bei den Spieleverlagen tatsächlich haben.

Beispiel 2: Bitte um Lieferung von zehn Spielen X zum Datum Y an Händler Z

Okay, wären wir ein Shop, würden wir jubeln. Wenn es aber in der Mail heißt, dass die Lieferung für das Datum Y bereits notiert ist, sträuben sich nicht nur die Nackenhaare. Es ist eine Antwort erforderlich. Mit dem Hinweis, dass wir nicht liefern werden und mit einem Link auf unsere erklärenden FAQ sollte das eigentlich erledigt sein. Wenn wir das gedacht haben, haben wir die Rechnung aber nicht mit dem Besteller gemacht. Der Ton in einer weiteren Mail wird rauer, Hinweis auf das Recht als Buchladen, Produkte zu beziehen und dass der Termin einzuhalten sei, lassen uns fast verrückt werden. Es folgt nach der dritten Hinweismail, dass wir nicht liefern ein „Bitte bestätigen Sie mir endlich den Liefertermin“. Himmel! Was bringt diesen Menschen dazu, nicht zu verstehen? Und dann: Eine weitere Mail macht uns auf den Rechtsweg bei Missachtung der Bestellung aufmerksam …

Beispiel 3: Bitte senden Sie mir folgende Ersatzteile zum Spiel X

Gut, diese Anfragen gibt es häufiger. Lustig wird es aber, wenn ein „Kunde“ bei Missachtung seiner Anfrage in einer weiteren Mail um Zusendung und eine Antwort bittet. Wir antworten dann. In der Regel hat sich das dann alles erledigt, das Missverständnis ist aus dem Weg geräumt. Zuletzt gab es einen Fall, bei dem wir einfach mal nachgefragt haben. Es hieß zunächst in etwa: „Bitte senden Sie mir diese Liste mit Ersatzteilen für folgendes Spiel aus Ihrem Verlagsprogramm.“ Da wir nicht geantwortet haben, kam eine Erinnerungsmail. Im Betreff: Beschwerde zur Vorlage bei der Geschäftsführung oder dem Beschwerdemanagement. Inhalt in aller Kürze zusammengefasst: Eine nachdrückliche Erinnerung mit dem Hinweis, dass schon die Höflichkeit eine Antwort gebiete.

Okay, wir antworten. Wir haben nun wissen wollen, wie jemand auf die absurde Idee komme, er hätte ein Spiel aus unserem (!) Verlagsprogramm. Wie ihr ja wisst, sind wir weder Verlag, noch der in der Mail genannte Hersteller, noch ein Shop. Die Antwort war erschütternd. Man werde sich jetzt wegen der rotzfrechen Antwort bei der Geschäftsführung beschweren und fragt dann gleich mal, ob wir schon mal etwas von Anstand gehört hätten. Auf unsere Bitte, die Intention der Anfrage zu erklären, wurden wir gebeten, den Absender (!) nicht mehr mit E-Mails zu belästigen.

Mehr Zeit für Wichtiges: Spiele, Leidenschaft, Leben

Es ist für die Masse unsere Leser vermutlich nicht einmal besonders erheiternd, diesen Text zu lesen. Dazu müssten wir konkrete Passagen aus den E-Mails zitieren. Auch anonymisiert wäre das aus unserer Sicht nicht okay. Vielleicht wäre es dann aber auch nicht lustiger.

Wir möchten an dieser Stelle daher einfach darauf hinweisen, welch obskure Anfragen, Bitten und Erwartungen an unsere Redaktion herangetragen werden. Das mag ein Spiegelbild unserer Zeit sein, in der Egotrips und Ellenbogen dazu führen, dass ein angemessener Umgangston und ein rücksichtsvolles Verhalten nicht mehr gefragt zu sein scheinen. Von der schwindenden Lesekompetenz ganz zu schweigen. Wir bedauern das sehr. Denn das alles kostet Zeit. Erst recht, wenn wir die – kein Scherz – dreistellige Zahl von Anfragen im Jahr nach Geld- und besonders Sachspenden (natürlich in Form unserer -!- Spiele) für die Tombola des Vereins oder Kindergartens alle beantworten würden. Für solche Aktivitäten könnten wir einen ganzen Minijob schaffen, der sich ausschließlich mit Absagen entsprechender Anfragen beschäftigt.

In diesem Sinne mag der Blick in die Tiefen unserer Leserschaft zumindest erhellend sein. Keineswegs möchten wir uns aber über Leserpost beschweren. Die erfreut uns immer ganz besonders. Ganz gleich, ob es ein Kommentar, Lob oder Kritik ist. Anfragen wie die oben genannten werden wir aber weiter ignorieren.

Damit wünschen wir uns sehr, dass wir alle – unsere Leser und wir – in Zukunft mehr Zeit für Wichtiges haben. Mehr Zeit für Spiele. Mehr Zeit für Leidenschaft. Mehr Zeit für das Leben.

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3 Kommentare

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Günter Cornett 4. Januar 2016 at 14:55

rattatttatataatttaaa … so mag es klingen, wenn Django sein Magazin entleert.

Meist aber ist es in einem Magazin eher still, weil dort Waren gelagert werden.

Magazin ist ein aus dem Arabischen stammendes Wort und meint soviel wie Schatzkammer.

 

Regelmäßig erscheinende Zeitschriften nennt man auch Magazin (aber 3 Ausgaben seit 2003 ist doch eine eher mäßige denn reguläre Interpretation des Begriffes regelmäßig).

Und dass so mancher Letzteres so gar nicht auf dem Schirm hat, sondern sich darüber freut, dass er ein – offensichtlich verlagsübergreifendes – Lager für Ersatzteile gefunden hat, nachdem er eine Suchmaschine mit entsprechenden Begriffen gefüttert hat, kann ich durchaus nachvollziehen.

 

Klar ist die dahinter stehende Anspruchshaltung unverschämt. Und zumindest von einem Journalisten sollte man erwarten, dass er weiß, an wen er sich wendet. Allerdings dürfte damit klar sein, das es sich nicht um einen Journalisten handelt und schon gar nicht um einen Leser, sondern um einen Rezensionsexemplar-Abgreifer, den ich dann auch nicht zu ‚unserer Leserschaft‘ zählen möchte.

 

Es gibt einige Unsitten, per Internet in verschiedenen Bereichen alles Mögliche abzugreifen, was man irgendwie zu Geld machen kann. Diese Leute zu ‚unserer Leserschaft‘ zu zählen, ist so, als würde ein Laden organisierte Diebesbanden zu ‚unserer Kundschaft‘ zählen.

 

Ein paar Beispiele:

  • Falsche Redaktionsbüros: Eine Zeitlang baten ‚Redaktionsbüros‘ um Rezensionsexemplare. Sie waren alle beim selben Provider gehostet, lagen in Norddeutschland, hatten keine Telefonnummer im Impressum und nannten nicht das Medium, für das sie schrieben. Auch auf Anfrage wurde uns vom Bambus Spieleverlag die Nennung verweigert, aus Datenschutzgründen … Der gleiche Aufbau der Seiten machte für uns klar, dass dahinter wohl die gleichen Leute steckten.
  • Gewinnspiel-Lösungen verbreiten bzw. Mehrfacheinsendungen: Bei einem Gewinnspiel, dass wir vor 15 Jahren veranstalteten, hatten 109 von den 153 Lösungen exakt die selben Schreibfehler (und das waren einige).
  • Eine Bitte um ein – natürlich kostenloses – Hochzeitsgeschenk
  • Tombola-Veranstalter für tatsächlich oder vermeintlich gemeinnützige Zwecke zähle ich persönlich zumindest teilweise auch dazu, zumindest wenn sie nicht nur bedruckte Kugelschreiber, sondern kostenlose Spiele per Rundschreiben wollen. Als wären Spiele Wegwerfartikel und als wäre es egal, wer welches Spiel bekommt – das ist eine Geringschätzung dem Spiel gegenüber. Aber oftmals steckt dahinter sowas wie eine gute Absicht.

 

Was ist mit denen, die Ersatzteilservice wörtlich nehmen und sich beim Spiele-Magazin nur in der Adresse bzw. der von uns gemeinten Wortbedeutung irren? Die Anspruchshaltung ist natürlich etwas schräg, aber von höflich-freundlich bis plump-direkt gibt es ein weites Spektrum. Als Spieleverlag freut man sich nicht unbedingt darüber, man sollte es aber akzeptieren, zumal die plumpe Anfrage oftmals klarer zum Ausdruck bringt, worum es geht und somit allen Beteiligten zeit spart.

 

Wenn das Online-Magazin häufiger als nur ganz selten mal für ein Ersatzteil-Lager gehalten wird, dann sollten wir überlegen, was wir gemäß unserem journalistischen Anspruch besser machen können: Streichung des Begriffes Magazin, regelmäßige Erscheinungsweise, ein zeitungsgemäßeres Erscheinungsbild insbesondere der Startseite, … ?

 

 

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Eberhard 24. Januar 2016 at 19:00

Wenn ich den Artikel so durchlese, beschleicht mich der Verdacht, dass Ihre Antworten an die entsprechenden Personen weniger erläuternd, als viel mehr etwas lauernd sind. Trifft das zu, oder ist das nur der gekürzten Wiedergabe zu verdanken?

Falls es zutrifft, fordert das natürlich weitere Missverständnisse und exkalierenden Verlaufg geradezu heraus! Auch die generelle Linie einer Nicht-Antwort ist wenig zielführend. Sinnvoller wäre doch eher ein Standard-Text des Inhalts, dass derjenige leider irrtümlich bei einem Magazin, also quasi einer Zeitung bestellt hat und nicht dort, wo er eigentlich wollte, nämlich bei einem Shop oder Spiele-Verlag, es sich also um ein Versehen seinerseits handelt, dass Sie natürlich, nett wie Sie sind, gern aufklären. Danach dann noch die Bitte, sich doch bei weiter bestehendem Interesse an den korrekten SPIELE-Verlag oder Online-SHOP zu wenden und die Sache sollte in den allermeisten Fällen erledigt sein.

Kann sein, dass ich was übersehe oder falsch deute, aber so verstehe ich das Lamentieren nicht so ganz.

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Michael Weber 24. Januar 2016 at 23:58

Ich denke nicht, dass aus dem Artikel herauszulesen ist, dass wir provozieren. Zum Rest gibt es Antworten im Text.

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