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Spieleautor Peer Sylvester über North American Railways

Spielschachtel North American Railways - Foto von Spielworxx

Reine Eisenbahnfreiheit auf der Karte

blankPeer, Spielworxx präsentiert zur Spielemesse in Essen 2016 dein neues Kartenspiel North American Railways. Das Thema scheint klar zu sein. Worum geht es genau, bei diesem Eisenbahnspiel?
„Die Spieler kaufen Aktien von Eisenbahngesellschaften und agieren dann mit den Gesellschaften, um Städte anzuschließen. Dadurch generieren die Gesellschaften Einkommen und das wird an die Spieler ausgeschüttet. Ziel ist es reich zu werden.“

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Das klingt nach altbekannten Mustern. Du garnierst dein North American Railways sicher mit etwas Besonderem. Welches sind die wesentlichen Mechanismen, die das Spiel von anderen abgrenzen und für den Spielspaß sorgen?
„Da ist zum ersten natürlich, dass es ein Kartenspiel ist. Dadurch fehlt die topologische Komponente, die sonst zentral für den meisten Eisenbahnspielen ist. Umgesetzt wird das durch eine Auslage, aus der sich die Spieler immer nur ganz unten bedienen können – und das gilt sowohl für die Aktien als auch für die Städte.
Doch auch unter der Haube gibt es Originelles. Insbesondere sind die Spieler völlig frei in dem Preis, den sie für die Aktien kaufen wollen – allerdings bedeutet ein niedriger Preis eben auch wenig Geld für die Gesellschaft und wenig bis gar keine Möglichkeiten Städte anzuschließen. Will man zudem eine Aktie einer AG erwerben, von der jemand anderes der Besitzer ist, kann dieser die Aktie zum vorgeschlagenen Preis selbst kaufen.
Sowohl die Auslage als auch diese Preisfreiheit ist mir bislang noch nicht untergekommen. Außerdem ist das Spiel konzeptionell sehr ‚rein‘, will sagen, es gibt nur eine relativ geringe Menge an Regeln für ein doch sehr anspruchsvolles Spiel.“

Wie schwer war es, zwischen den vielen Eisenbahnspielen ein weiteres Spiel zu entwickeln, das eigenständig genug ist. Konntest du viel von anderen Spielen adaptieren oder war das eher hinderlich bei der Entwicklung?
„Mein Ziel war von Anfang an, das Feeling eines anspruchsvollen Eisenbahnspiel wie 18xx auf ein Kartenspiel zu übertragen, weil es so etwas noch nicht gab. Insofern fing die Eigenbständigkeit schon mit der Entwicklung an. 😉
Ich bin kein ‚Eisenbahn-Freak‘, spiele aber doch gerne Wirtschaftsspiele und kenne die wichtigeren Vertreter des Genres. Das ist schon hilfreich, weil man weiß, was es schon gibt, und auch weiß, welche Regeln und Varianten welche Auswirkungen haben.“

Welche Zielgruppe sprichst du mit North American Railways an. Spielworx steht ja für Veröffentlichungen für Kenner. Ist das auch diesmal so? Die Spieldauer deutet eher auf ein schnelles Spiel hin …
„Die Regeln sind einfach, die Spieldauer nicht lang, aber es ist ein knallhartes Wirtschaftsspiel, gerade weil man ja die Preise selbständig wählen muss. Ich bin der Überzeugung, dass Anspruch nicht von der Regelmenge oder Spieldauer abhängt, sondern von der Kniffligkeit der zu treffenden Entscheidungen. In diesem Sinne ist North American Railways ein ‚Kennerspiel'“

Welchen Spielansatz sollten Neulinge verfolgen? Hast du Tipps für die erste Partie? Worauf sollten Spieler achten, was vermeiden?
„Man sollte beim Kauf der ersten Aktien darauf achten, dass genug Geld in der Kasse ist, um in jedem Fall ein bis zwei Städte anschließen zu können. Können von einer AG lange Zeit keine Aktien mehr auf den Markt kommen, sollte man auch mehr für die Aktie bezahlen, da das Geld länger halten muss. Und man sollte sich nicht pleite spielen, damit man auf Angebote der Mitspieler reagieren kann. Das Geld geheim zu halten, ist unbedingt empfehlenswert!“

Du hast bisher sehr unterschiedliche Spiele veröffentlicht. Wie gehst du an eine Ausarbeitung von Ideen heran? Hast du Themen, die du umsetzen möchtest, wodurch sich viele Mechanismen und Spielarten ergeben? Oder arbeitest du mit einigen spannenden Mechanismen, die du um Details und Themen erweiterst?
„Ja. Soll heißen: Sowohl als auch.
Mein Ansatz ist immer Was gibt es noch nicht? Könnte das funktionieren? Würde mir das Spaß machen? Manchmal ist das ein spannendes Thema, manchmal ein Mechanismus und manchmal ein Konzept wie ‚Eisenbahnwirtschaftsspiel als Kartenspiel‘.“

Du bist Spieleautor und Blogger. Im Rahmen deiner Veröffentlichungen beleuchtest du immer wieder Spiele anderer Autoren. Wie gehst du mit deiner Doppelrolle dabei um. Grenzt du dich mit „Kollegenschelte“ eher aus oder eher ab? Darf man als Autor Spiele anderer kritisieren?
„Ich sehe nicht, warum nicht. Tatsächlich werde ich selbst lieber von Autoren kritisiert, als von Nicht-Autoren. Das mag mit der Gewohnheit zusammenhängen (viele Mitspieler aus meinen Testrunden sind selbst Autoren) oder weil sich Autoren oft besser mit Mechanismen auskennen und einen besseren Blick dafür haben, was genau sie denn stört, als Nichtautoren. Gegen sachliche Kritik habe ich eh nichts, aber was man manchmal an schlichtweg falschen Aussagen im Internet liest …
Davon ab ist die Spieleszene sowieso sehr stark vernetzt und die Rezensenten und Blogger, die ich kenne, sind alle irgendwie dort involviert. Der eine mag keine Spiele von Verlag X, der andere kann Autor Y nicht leiden. Da versuche ich, zumindest transparenter zu sein.“

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