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Redakteur Ralph Querfurth über die Spielereihe EXIT Das Spiel

Die Reihe EXIT Das Spiel - Fotos von Kosmos

Kosmisch gute Escape-Spiele für Panikrätsler

blankRalph, Kosmos veröffentlicht in Kürze mehrere Spiele in der Reihe Exit – das Spiel, die du als Redakteur betreut hast. Dieses baut auf sogenannten Live Escape Games auf. Was sind diese Live Escape Games?
„Live Escape Games sind ein aktueller Trend, der weltweit und natürlich auch in Deutschland viele Menschen begeistert. Es geht darum, dass man sich als Gruppe in einen Raum einschließen lässt und dann 60 Minuten Zeit hat, um sich zu befreien. Dazu sucht man gemeinsam Hinweise und löst knifflige Rätsel, um Schlüssel oder Kombinationen für Zahlenschlösser zu finden. Es gibt ganz unterschiedliche thematische Settings für die Räume: Mal muss man den Ausbruch eines Virus verhindern, mal eine Bombe entschärfen. So ziemlich alles ist möglich. Der Kick entsteht über den Zeitdruck und dass man als Team zusammenarbeiten muss. Das klingt vielleicht erst mal nach Stress, ist aber ein absolut positives und erfüllendes Erlebnis. Immer wenn ein Rätsel erfolgreich gelöst wird, begeistert das die ganze Gruppe und man wird immer mehr gepusht, bis man schließlich jubelnd die Tür öffnen kann.
Der Ursprung dieser Räume liegt im Bereich der ‚Point & Click Adventure‘ (Computerspiele). Dieses Prinzip wurde nun in die reale Welt verlegt. In Deutschland gibt es inzwischen über 200 Anbieter und es werden immer mehr.“

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Wie müssen sich das Spieler nun bei den Exit-Spielen vorstellen? Müssen sie sich auch einschließen oder läuft alles am „Spielbrett“ ab? Wie funktioniert ein Exit-Spiel?
Ralph Querfurth„Unsere EXIT Spiele funktionieren ganz ähnlich wie reale Räume – nur eben ohne Raum. Zu Beginn stehen den Spielern lediglich eine Decodier-Scheibe und ein geheimnisvolles Buch inklusive Abbildung eines Raumes zur Verfügung. Die Anleitung erklärt das Spielprinzip und gibt eine kurze Einleitung in die Story, in die man als Gruppe geraten ist. Und dann geht es auch schon los. Es gibt Hinweise, Rätsel, Gegenstände und Türen zu entdecken. Mit Kombinationsgabe, Teamgeist und Kreativität löst man ein Rätsel nach dem anderen. Man kann sich aufteilen, sodass sich ein Teil der Gruppe mit der einen Fährte beschäftigt und der andere Teil mit anderen Hinweisen. Kommt man mal gar nicht weiter, kann man sich eine Hilfe-Karte anschauen. Je nach Erfahrungsgrad der Gruppe macht man das häufiger oder beschließt, dass Hilfe-Karten tabu sind. So kann jede Gruppe ganz für sich entscheiden, wie sie die EXIT Spiele spielen möchten und wie sie am meisten Spaß damit haben.“

Die Entwicklung unterscheidet sich sicherlich deutlich von anderen Spielen. Welche Besonderheiten mussten die Autoren und die Redaktion beachten, welche Hindernisse meistern?
„Eine besondere Herausforderung war die ‚Steuerung des Spiels‘. Es gibt ja keinen Spielleiter, der die Antworten kennt oder Hilfestellung geben kann. Die Spieler müssen aber natürlich prüfen können, ob ein ermittelter Code richtig oder falsch ist. Das wurde über eine Decodier-Scheibe gelöst, die wiederum auf Karten verlinkt. Auf diesen Karten steht dann, ob man daneben lag oder ob man den Gegenstand oder die Tür erfolgreich öffnen konnte und welche neuen Hinweise man findet.
Auch der Zeitdruck, der in den Live-Escape-Räumen sehr zur Spannung beiträgt, war für uns ein wichtiges Thema. Wir wollten aber kein Limit vorgeben, um den Spielern dann mitzuteilen, dass sie nun leider verloren haben. Stattdessen gibt es ein Bewertungssystem, in das die gestoppte Zeit und die benötigten Hilfe-Karten einfließen. Die Spieler können so 1 bis 10 Sterne erreichen. Es ist also auch hier ein Ziel, möglichst schnell durchzukommen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass wir selten so testintensive Spiele wie die EXIT Reihe hatten. Jeder Tester kann ein EXIT Spiel nur ein einziges Mal testen, da die Rätsel dann ja bekannt sind. Für jede geänderte Version haben wir neue Tester benötigt. Und wie viele Stunden die Autoren und wir in der Redaktion mit dem Basteln des zerstörten Spielmaterials verbracht haben, will ich gar nicht wissen …
Wir sind uns aber sicher, dass sich der Aufwand gelohnt hat.“

Während einer Partie müssen die Spieler je nach Spiel das enthaltene Material knicken, zerreißen oder beschreiben. Diese Zerstörung bedeutet zugleich, dass jedes Exit-Spiel nur einmal spielbar ist. Gab es keine Ansätze in der Entwicklung oder eine Alternative, um das Vergnügen – in anderen Gruppen – wiederholbar zu gestalten?
Decodierscheibe von Exit - Die verlassene Hütte - Foto von Kosmos„Wir hatten bei Kosmos verschiedene Ansätze für die EXIT Spiele. Dynamische Rätsel, die immer wieder anders sind und so eine Wiederspielbarkeit ermöglichen, klingen verlockend, waren aber nicht realisierbar bzw. wären es dann nur sehr unspektakuläre generische Rätsel geworden. Das war uns zu wenig.
Genau wie einen echten Escape-Raum, werde ich auch ein EXIT Spiel kein zweites Mal spielen – auch nicht mit einer anderen Gruppe. Denn ich kenne die Rätsel und Lösungswege nach dem ersten Spiel. Uns war es wichtig, dass dieses eine Spielerlebnis maximal spannend und besonders ist. Und die Möglichkeiten, die ein ‚Zerstören‘ des Spielmaterials mit sich bringt, sind enorm: Diese Rätsel sind die Highlights der Spiele. Das wurde uns in den zahlreichen Testpartien deutlich bestätigt.“

Ging diesem mutigen Schritt zu einem „Einwegspiel“ eine Diskussion im Verlag voraus? Wie groß war der interne Widerstand?
„Als wir das Konzept der EXIT Spiele auf einer Programmkonferenz vorgestellt haben, waren alle davon überzeugt. Es gab keinerlei Diskussion oder Widerstände. Klar war, dass wir die Besonderheit der Spiele direkt an die Endkunden und Händler kommunizieren müssen, was wir natürlich auch machen.“

Bei einem Handelspreis von voraussichtlich 12,99 Euro wird es viele kritische Stimmen geben. Häufig wird bei der Bemessung des Spielspaßes der Kinobesuch zitiert. Üblicherweise bieten Gesellschaftsspiele viele Stunden und viele Partien Spielspaß und liegen gegenüber Kino in der „Werthaltigkeit“ vorn. Bei Exit ist dieser auf eine Partie beschränkt. Was entgegnet Kosmos Kritikern, die den Preis gegenüber anderen Spielen oder einem Kinobesuch entsprechend überteuert finden?
Decodierscheibe von Exit - Das geheime Labor - Foto von Kosmos„Wir sehen einen UVP von 12,99 Euro für unsere Event-Spiele als keineswegs kritisch oder überteuert. Einfache Rätselbücher kosten oft etwa 10 Euro. Erfolgreiche Krimidinner-Boxen haben einen UVP von 35,99 Euro. Der Besuch eines echten Escape-Raums kostet ca. 100 Euro. Für den Vergleich mit einem Kinobesuch muss man berücksichtigen, dass Kino pro Person ca.10 Euro kostet. Wenn man sich als Gruppe ein EXIT-Spiel kauft, macht das z. B. im Spiel zu viert nur ca. 3 Euro für jeden.“

Die Serie startet mit drei Spielen. Welche drei sind das und um was geht es dabei – in aller Kürze – jeweils?
„In der Die verlassene Hütte suchen die Spieler nach einer Autopanne Unterschlupf für die Nacht. Am nächsten Morgen stellen sie fest, dass alle Türen und Fenster mit Schlössern verriegelt wurden. Einziger Anhaltspunkt um zu entkommen, sind ein Buch und eine merkwürdige Drehscheibe, die ihr unheimlicher Gastgeber hinterlassen hat.
In Grabkammer des Pharao besucht eine Reisegruppe während ihres Ägyptenurlaubs das Tal der Könige. Besonders das Grab des Tutanchamun zieht sie in seinen Bann. Im Inneren bemerken sie, dass sie den Rest der Gruppe verloren haben. Nach langem Umherirren finden sie eine mysteriöse Grabkammer. Plötzlich schließt sich die Steintüre hinter ihnen.
In Das geheimen Labor melden sich die Spieler als Probanden für eine medizinische Studie. Als sie im Labor ankommen, ist niemand dort. Plötzlich steigt Dampf aus einem Reagenzglas und allen wird schwindelig. Als die Gruppe wieder aufwacht, ist die Tür verschlossen und sie finden eine beunruhigende Botschaft.“

Die beiden Autoren bei allen drei Spielen waren Inka und Markus Brand. Was hat Kosmos dazu bewogen, zunächst keine weiteren Autoren einzubinden? War es Zufall? Hatten die beiden die Ideen?
Decodierscheibe von Exit - Grabkammer des Pharao - Foto von Kosmos„Meine Kollegin Sandra Dochtermann und ich sind auf den Trend der Live-Escape-Räume gestoßen und hatten die Idee für Spiele zu diesem Thema bei Kosmos. Das Konzept der Event-Spiele in diesem Format stammt ebenfalls von uns. Die Spiele sollten u. a. eine Decodier-Scheibe sowie ein Buch enthalten und Karten-gesteuert sein.
Wir arbeiten schon lange erfolgreich mit Inka und Markus Brand zusammen und wissen, wie kreativ und originell sie sind. Sie waren für uns und die EXIT Spiele die erste Wahl. Sie haben ein wunderbar funktionierendes System aus der Decodier-Scheibe und den Karten entwickelt und die zahlreichen cleveren Rätsel erdacht. Ein paar Rätselideen sind auch von Sandra und mir.
Ideal war natürlich, dass Inka und Markus bereits einen Escape-Raum besucht hatten, als wir sie angesprochen haben und davon absolut begeistert waren.“

Wird es in der Serie weitere Spiele geben – dann auch von anderen Autoren? Gibt es schon Resonaz vom Handel?
„Die Resonanz auf die Spiele ist sehr gut. Natürlich kommunizieren wir auch den Händlern gegenüber direkt, dass es Event-Spiele sind, die nur einmal gespielt werden. Und das wird auch im Handel bei diesem niedrigen Preispunkt völlig unproblematisch gesehen.
Wir werden die Reihe im Frühjahr 2017 mit weiteren Titeln fortsetzen. Die Themen wollen wir noch nicht verraten.
Die ersten drei Spiele wurden von Inka und Markus mit vielen genialen Rätseln super entwickelt. Darum möchten wir natürlich auch die weiteren Spiele gerne mit ihnen machen. Die EXIT Reihe ist sowohl für sie als auch für mich etwas ganz Besonderes. Wir hoffen, dass die Spiele vielen Brettspielern, Escape-Room-Fans, Geocachern und Rätsel-Fans Freude bereiten werden und dass wir noch einige Titel folgen lassen können.“

Webseite zur Spielereihe EXIT Das Spiel

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