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Gesellschaftsspiele und ihr Wert

Der Wert eines Gesellschaftsspiels ist unbezahlbar

Zu teuer oder doch billig oder sogar günstig?

blankVordergründig sind Spiele ganz schön teuer geworden. Ich habe gerade gesehen, dass ich vor zwölf Jahren bereits einmal über das Thema Preispolitik und vor zweieinhalb Jahren über das Regalproblem im Handel berichtet habe. Wenn ich den Artikel über die Preise noch einmal lese, stelle ich fest, dass Gesellschaftsspiele heute das Niveau der DM-Preise von damals in Euro erreicht haben. Viele Spielefans stöhnen und ächzen und auch so mancher Normalkäufer wird im Zweifel das neueste Kinderspiel, Lernspiel oder Brettspiel nicht kaufen.

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Der Wert von Gesellschaftsspielen oder ihre Preise im Handel

Dazu habe ich aber eine ganz eigene Meinung. Zunächst einmal: Ich finde es zu kurz gedacht. Zwar ist es vordergründig erstaunlich, wie schnell die Preise für Spiele steigen. Aber andererseits tobt da draußen ein Preiskampf, der beim Verlag beginnt, im stationären Handel fortgesetzt wird und im Internet seine Zuspitzung findet. Das lässt sich wunderbar an Preisvergleichsseiten festmachen, die zum Teil erstaunliche Abweichungen bei den Preisen für Gesellschaftsspiele zeigen. Beispiele gefällig? Ein tiptoi-Stift von Ravensburger, der für Spiele wie Der Millionen-Coup ebenso erforderlich ist wie für spezielle Lernspiele oder die tiptoi-Kinderbücher des Branchenriesen kostet aktuell einzeln zwischen rund 27 und 55 Euro. Andere Beispiele sind das Kinderspiel SOS Affenalarm von Mattel (13 – 35 Euro) und das Spiel des Jahres von 2010, Dixit von Libellud (22 bis 43 Euro). So ist es bei sehr vielen Gesellschaftsspielen. Die Preise können natürlich täglich oder fast stündlich schwanken, aber die große Spanne zeigt auch, dass der Handel einen großen Einfluss auf die Preisgestaltung hat. Die Gründe sind vielfältig, ein günstiger Einkauf durch Masse oder Listenpreisreduzierung bei einem Händler, geringe Abnahmen zum vollen Einkaufspreis bei anderen Händlern. Dazwischen liegen dann noch Dinge wie Lagerräumung, Regalabverkauf oder Sonderangebote sowie Gruppendeals. All das führt zu einem Preisgefüge, das ein Normalkunde kaum noch durchblicken kann und zur Wahrnehmung führt, ein normal bepreistes Gesellschaftsspiel sei teuer.

Gesellschaftsspiele sind nicht teuer

Dennoch halte ich Gesellschaftsspiele nicht per se für zu teuer. Gemessen an dem, was sie bieten, sind sie sogar günstig. Dabei hinken Vergleiche mit Büchern und Kino immer etwas. Klar, Spiele bieten idealerweise über Jahre hinweg viel Spielspaß (jedenfalls, wenn man nicht zu den Neuheitenjägern gehört, die sich keine Zeit nehmen, ein Spiel häufiger als zwei-, dreimal zu spielen). Daher ist der Gegenwert gemessen am Lesen eines Buches oder am Besuch des Kinos (mit der Familie) schon gut. Also doch eine Bestsellerliste für Spiele?

Was kostet eine Spielidee?

Aber das verfehlt das Thema ein bisschen. Denn in Gesellschaftsspielen stecken viele Ideen, die kaum gewürdigt werden. Hinter jedem Spielvergnügen stecken ein Autor und eine Redaktion, deren Arbeit von Spielern – egal zu welcher Gruppe sie gehören – selten gewürdigt werden. Währen ein Buchautor bejubelt wird, ein Film eines Regisseurs lang erwartet ist, gibt es selten ein Warten auf ein Spiel, schon gar nicht das eines bestimmten Autors. Das wiederum ist ein Versäumnis der Verlage, aber auch ein Thema für einen anderen Blogbeitrag. Das Resultat ist jedoch, dass der Wert der Entwicklungsarbeit, mitunter selbst  die Urheberschaft nicht geschätzt wird. Das beklagt nicht zuletzt die Spieleautorenzunft. Wie oft liest man in Foren und Blogkommentaren von gestandenen Spielern, dass ein Spiel gemessen am Material viel zu teuer ist. Dabei wird komplett ausgeblendet, ob und wie viel Entwicklungsarbeit in einem, Gesellschaftsspiel steckt. Ganz abgesehen von der Überarbeitung und speziell bei den Kinderspielen in Außentest wie bei einer Kindergartengruppe.

Gesellschaftsspiele: einen anderen Blick auf den Wert

Nein, Spiele haben einen Wert. Einen, der weit über das Material hinausgeht. Die Basis des Spielspaßes ist die Entwicklungsarbeit eines feinen Mechanismus‘, die Ausbalancierung von Chancen und Risiken im Spiel, die Zuspitzung und Verknappung von Aktionen. Redaktionelle Arbeit, die Wahl des Materials und das Produkt als Ganzes sind nur die Verpackung. An dem gemessen gibt es kaum ein billigeres Freizeitvergnügen als ein schönes, gut gemachtes Gesellschaftsspiel. Und dann ist es egal, ob es im Handel 20, 40 oder 60 Euro kostet. Schnäppchen zu machen, ist natürlich erlaubt, aber beim Preis sollte jeder den ideellen Wert der Idee als Basis für das Spielvergnügen im Blick behalten. Denn das ist, womit wir alle spielen.

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1 Kommentar

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Gottfried Rath 28. Juni 2014 at 11:43

Meine Meinung zu diesen Gedanken – übrigens danke für diesen Artikel – ist, dass sich der Wert in der empfundenen Freude am Spiel festlegt. Was hilft ein Preiswertes Spiel, wenn es bedingt Freude bringt. Auf der anderen Seite verliert sich der Gedanke an den Preis, wenn ein Spiel vielleicht sogar über viele Jahre Zeiten der gemeinsamen Freude beim Spielen bringt. Überrascht bin ich trotzdem, welche großen Preisunterschiede bei Ihren Recherchen herausgekommen sind. Natürlich lohnt es da schon einmal, sich ausführicher im Internet zu informieren, welche Preise bei ein und demselben Produkt verlangt wird. Ich denke mir, dass in dieser Zeit mit den Möglichkeiten des Internets dieses Vorhaben ganz gut gelingen wird. Jedenfalls ist sowieso ein bewusstes kaufen von Spielen sinnvoll – also wird die Preisgestaltung der Anbieter miteinbezogen. Und das soll der Spielfreude keinen Abbruch tun 🙂 Liebe Grüße – Gottfried Rath von 123-kinderbuch.com

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