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Venezia 2099

Brettspiel Venezia 2099 - Foto von Piatnik

blankVenedig muss untergehen. Was in der Realität äußerst wahrscheinlich ist, packt der Venezianer Leo Colovini in ein spannendes Familienspiel. Klar: Venedig geht unter, Schätze müssen gesammelt werden und am Ende gibt es einen Sieger nach Punkten. Das klingt nach Atlantis, spielt sich aber ganz anders.

Das Fazit für die schnelle Leserschaft

Gleich vorweg das Fazit in Kurzform: Venezia 2099 ist von Piatnik. Einem Verlag, der es in den letzten zehn Jahren geschafft hat, Spielefreaks mit komischen Themen und fehlenden „großen Autorenspielen“ zu vergraulen. Das hat sich aber geändert. Nach Golden Horn 2013 kommt mit Venezia 2099 gleich das nächste richtig gute Spiel von StudioGiochio, der Spieleschmiede von Leo Colovini, ins Programm. Ein Tipp-top-Familienspiel mit taktischem Anspruch und schönem Thema. Eine klare Empfehlung. Auch Freaks dürfen es mal ausprobieren.

Venezia 2099: durchdachtes Material in schlechten Farben

Über das Spielmaterial schreibe ich nicht oft. Meistens ist es passend. Bei Venezia 2099 will ich aber mal das Spielbrett herausheben. Das besteht aus vier ineinandersteckbaren Kunststoffteilen, die mit einem Gitterraster durchzogen sind. Erscheint erst wacklig, ist aber richtig cool. Der praktische Grund: Kleine Vertiefungen in allen Ecken der Gitter erlauben es den Spielern, die darauf zu legenden Plättchen mühelos hochzudrücken, um sie vom Brett zu nehmen. Eine tolle Lösung!

Der Wermutstropfen: Weniger toll ist die Farbgebung. Die Spielerfarben sind neben Blau und Orange die bei schwachem Licht schlecht unterscheidbaren Farben Weiß, Gelb und Natur. Das hätte besser sein können, nein: Müssen! Gleiches gilt für die in den Farbtönen ähnlichen Schatz- und Stadtplättchen. Besonders die Grüntöne sind zu nah beisammen.

So wird das Gesellschaftsspiel Venezia 2099 gespielt

Kurz gesagt: Ein Spielbrett besteht aus Stadtplättchen in verschiedenen Farben mit jeweils den Werten 2 bis 8 sowie X. Ein paar neutrale Plattformen sind auch dabei. Diese werden zufällig auf dem Gitter des Spielbrettes verteilt. Jeder Spieler erhält noch zwei Gondeln und ein paar Prophezeiungskarten. Letztere entsprechen den Werten und Farben der Stadtplättchen. Es kommen allerdings nicht alle Karten ins Spiel, ein paar werden in Abhängigkeit von der Spielerzahl nicht verteilt. Schließlich gibt es für alle Spieler noch ein paar Münzen und die Schatzplättchen (entsprechen der Stadtkartenfarben) werden neben das Spielbrett gelegt. Dann werden die Spielfiguren reihum nach bestimmten Regeln eingesetzt.

Bewegung in der untergehenden Lagunenstadt

Wer am Zug ist, bewegt optional eine seiner Figuren auf ein gerade oder diagonal liegendes, beliebig weit entferntes freies Plättchen. Voraussetzung: Keine Spielfigur und kein Wasser (untergeganger Stadtteil) ist im Weg. Dann darf der Spieler einen Schatz kaufen (warum nicht gegen Geld heben?). Und zwar einen Schatz in der Farbe, die einem Stadtplättchen entspricht, auf dem eine beliebige eigene Figur steht. Das kostet anfangs eine Münze, die dort abgelegt wird. Später kostet es jeweils eine Münze mehr, als auf diesem Plättchen bereits Münzen liegen. Damit ist auch klar, dass allein aus Kostengründen kein Spieler ewig auf seinen Plättchen stehen will. Geht auch nicht, denn dann kommt ja noch die Prophezeiung.

Von seinen Handkarten spielt der Spieler abschließend die aus, die den niedrigsten Wert hat (Farbe ggf. beliebig auswählbar). Dieser Stadtteil (Farbe und Wert vorgegeben) sinkt. Damit auch die darauf stehende Spielfigur und mögliche Münzen. Steht dort eine Figur, darf der betroffene Spieler diese durch eine seiner Gondeln retten. Schwierige Entscheidung, weil Gondeln auch einen Jokerzug auf ein beliebiges Feld ermöglichen. Wer hier rettet, reduziert so oder so die Optionen.

So sinkt Stadtplättchen um Stadtplättchen in die Fluten. Die mögliche Zielfelderzahl wird kleiner, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Spielfiguren ebenfalls sinken. Folglich versuchen viele Spieler, sich auf höherwertige, potenziell punkteträchtige  Stadtplättchen zu retten.

Wertung: Alles zählt, seltene Schätze besonders

Wozu das Ganze? Wegen der Wertung. Denn es gibt am Spielende Punkte. Nach einer etwas unübersichtlichen Zählweise werden übrige Münzen, der Wert der Stadtplättchen (guter Punktebringer!), auf denen noch eine eigene Spielfigur steht, und die Schätze gewertet. Spannend sind die Schätze. Denn es gibt mehr Punkte pro Schatz, wenn von der Farbe mehr Stadtplättchen untergegangen sind. Das macht die Schätze eben selten und sorgt für Würze im Spielverlauf. Die meisten Punkte küren den Sieger.

Wie gut ist Venezia 2099?

Ich war anfangs etwas skeptisch. Und tatsächlich benötigen die Spieler eine Weile, bis sie die taktischen Optionen erkennen. So bringt es nichts, nur auf hohen Stadtplättchen zu stehen oder fleißig Schätze in allen möglichen Farben zu sammeln. Es ist aber ebenso verkehrt, sich auf eine Farbe zu konzentrieren. Am Ende zählen die Beweglichkeit der Figuren und die zerstörerischen Optionen der eigenen Kartenhand. Hieraus müssen Kompromisse und die besten Züge gefunden werden. Das alles wirkt anfangs beliebiger, als es ist. Nach und nach erkennen die Spieler, was gute Züge sind, wann welcher Stadtteil besser untergeht. Auch wenn das Kartenglück oder Pech immer mitspielt: Venezia 2099 ist ein Brettspiel, bei dem Taktik und Timing äußerst wichtig sind.

Für wen eignet sich das Brettspiel Venezia 2099?

Kurz gesagt: Tipp für alle Spielertypen. Die Regeln sind simpel, nach den ersten Zügen eingängig. Die taktischen Optionen erschlagen nicht, geben aber bei gutem Timing den Ausschlag. Die Spielkarten bringen etwas Glück in das Spiel, aber auch das ist kalkulierbar und spricht besonders jüngere Spieler an. Diese spielen gern aus dem Bauch und halten dann zumindest mit. Daher ist Venezia 2099 ein schönes und einfaches Familienspiel, das eine breite Spielergruppe anspricht. Auch jüngere  Kinder (je nach Spielerfahrung ab ca. 7 Jahre) haben viel Spaß mit dem Gesellschaftsspiel. Freaks können sich damit auch anfreunden, wenn sie sich das Spiel am Ende vielleicht auch nicht kaufen würden. Ach ja: Eine besondere Regelanpassung für zwei Spieler macht das Spiel auch in dieser Besetzung attratktiv. Für mich ist das Brettspiel Venezia 2099 trotz der Farbgebung ein rundes Spielerlebnis. Zumindest das Anspielen lohnt sich.

Infos zu Venezia 2099

  • Titel: Venezia 2099
  • Verlag: Piatnik
  • Autor: Leo Colovini
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8-
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2014
  • Video:
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