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Porträt: Bambus Spieleverlag

Logo des Bambus Spieleverlags von Bambus Spieleverlag

Zu Besuch bei einem Kleinverlag

Der Bambus Spieleverlag aus Hannover ist ein kleiner Verlag, der aber eine ganze Reihe von großen Spielen im Programm hat. Wir haben die örtliche Nähe genutzt, um mal persönlich bei Bambus vorbeizuschauen.

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Kiste voller Einzelteile von Reich der SpieleAls wir mit Volker Schäfer, die eine menschliche Hälfte des Verlages, zum Lager des Verlages gingen, waren wir schwer beeindruckt: eine ganze LKW-Flotte, ein riesiges Industriegebäude auf einem großen Gelände standen vor uns. Ha, genug gestaunt. Bambus hat nur einen kleinen Raum in dem Gebäude einer großen Spedition und Druckerei angemietet. Allerdings kann der Verlag die Logistik des Unternehmens mit nutzen. Der Versand der Bambus-Spiele wird komplett von dem Unternehmen übernommen. Dadurch ist eine professionelle und zügige Auslieferung der Spiele gewährleistet. Zum Lager von Bambus gehören Regale voller Kisten, in denen die einzelnen Materialien der Spiele stecken. Grund hierfür ist, dass die Produktion der Spiele nicht über eine Firma läuft, sondern der Bambus-Verlag die Einzelteile je nach Qualität und Preis bei unterschiedlichen Herstellern anfertigen lässt. Manko dabei ist die Mehrarbeit in der Bambus-Zentrale. Die Spiele werden vor Ort per Hand zusammengestellt. Aus einer Kiste das Spielbrett, aus der nächsten die Würfel, aus der letzten die Figuren. Das alles in die Spielschachtel von der nächsten Palette … Für solche Aktionen (Konfektionierungsparties) kommt dann Günter Cornett, die zweite menschliche Hälfte des Verlags, aus Berlin nach Hannover.

Volker mit einer Palette Nanuuk von Reich der SpieleHandarbeit sind die Spiele inzwischen zwar nicht mehr, aber in ihnen steckt immer noch sichtbar die Liebe zum Detail. Am deutlichsten wird das bei dem Spiel „So ein Zirkus“, das Volker aus Mundstücken für Kohlenmonoxid-Testgeräte entwickelt hat. „Damit kannst Du bestimmt nichts anfangen“ sagte ein Bekannter zu ihm. Derart herausgefordert entstanden aus den Röhrchen nach und nach Clowns, durch die das Spiel den Namen erhielt. Wer aber meint, dass Spiele-Erfinder nur solche Probleme lösen müssen, unterschätzt die Entwicklung eines Prototyps. Gerade bei „So ein Zirkus“ gab es eine ganze Menge ungewollter Probleme. Die Holzrohlinge für die Clowns hatten die falsche Breite, weil die Holzkugeln, die während des Spiels in die Clowns gesteckt werden müssen, erst zu schmal waren. Da es für die Rohmaterialien beider Spielmaterialien Standardmaße gibt, die so nicht zusammenpassten, musste eine Zwischenlösung gefunden werden. Dadurch musste aber auch die Größe der Spielbrettfelder noch einmal geändert werden. Würden die Materialien nicht aufeinander abgestimmt werden, könnte das Spiel entweder nicht spielbar oder einfach viel zu teuer werden. Durch ihre kleinen Auflagen können sich die Bambus-Macher aber eh schon keine Dumping-Verkaufspreise leisten. Dafür kann der Kunde sicher sein, dass die Spiele mit aller Liebe gestaltet sind.

Gegründet wurde der Bambus-Spieleverlag eigentlich aus der Not. Günter Cornett suchte eine Möglichkeit, seine eigenen Spiele herauszubringen. Bambus als Produkt für verschiedene Verwendungen war ein sinniger Namensgeber. Nachdem der Verlag bereits 1995 mit anderen Partnern gegründet und die Zusammenarbeit durch verschiedene Ursachen nicht fortgeführt wurde, fanden sich Günther Cornett und Volker Schäfer 2000 in der aktuellen Inhabergemeinschaft zusammen. Bis dahin hatte Bambus bereits mehrere Spiele veröffentlicht und mit dem Cornett-Werk „Arabana-Ikibiti“ ein Rohdiamanten am Start, der unter dem Namen „Kahuna“ von Kosmos lizenziert und zum Verkaufsschlager gemacht wurde. Günter und Volker wollen auch weiterhin vorwiegend ihre eigenen Spiele veröffentlichen, würden aber auch bei einem interessanten Spiel eines anderen Autors zuschlagen. Einer der bei Bambus veröffentlichten Fremdautoren ist Wolfgang Werner („Ebbe & Flut“  – Auswahlliste Spiel des Jahres 2001) mit dem Kartenspiel „Twilight“.

Kiste voller Clowns von Reich der SpieleInzwischen wurde das Verlagsprogramm aktualisiert und ausgeweitet. Mit dem edel ausgestatteten „Autoscooter“ (viel Holz), dem Themenspiel „Nanuuk“  (über Eskimos) und dem bereits genannten „So ein Zirkus“ hat der Verlag drei sehr verschiedene und verdammt interessante Spiele im Sortiment. Um diese auch an die Spieler und in die Läden zu bringen, hat sich er Verlag mit anderen kleinen Spiele-Herstellern wie zum Beispiel Krimsus Krimskramskiste, dem Aktuelle Spiele-Verlag und Moskito Spiele zusammengeschlossen. Unter dem Namen „Spieleregal“ bietet man dem Handel einen gemeinsamen Katalog an. Auf diesem Weg erhoffen sich die Verlage eine bessere Marktpräsenz.

Volker vor seinem kleinen Spielregal von Reich der SpieleInzwischen sind wir bei Volkers Wohnung angekommen. Ein Spieledesigner liebt das Chaos und natürlich Spiele. Volkers „Arbeitszimmer“ platzt aus allen Nähten. Roh-Materialien, Spiele (ganze Regalwände voll) und Zubehör der Bambus-Spiele wohin man nur schaut. Selbstverständlich ist auch der Küchentisch groß genug, um die Spiele darauf zu testen. Wir versuchen der Reihe nach die Bambus-Spiele, die unter Besprechungen  gemeinsam in Kurzform rezensiert werden. Es ist schwer, ein Lieblingsspiel zu finden. Alle haben ihren Reiz, keines fällt bei uns durch. Angetan sind wir von den Clownereien bei „So ein Zirkus“ und dem interessanten Bewegungsmechanismus von „Nanuuk“. Die Ausstattung von „Austoscooter“ verschlägt uns fast die Sprache. Gleiches würden wohl auch die Regeln machen, wenn sie uns Volker nicht erklären würde. Das Legespiel „Schlangennest“ ist etwas für Strategen, während das Kartenspiel „Der Flaschenteufel“ fast schon „simplen“ Skatcharakter hat. Twilight  ist ebenfalls ein Kartenspiel, das aber komplexer ist. Nach ungefähr fünf Stunden ist es Zeit, zu gehen, um die Eindrücke etwas zu ordnen und korrekt auf die Webseite zu bringen. Hatte Volker nicht gesagt, dass er keine Artikel mag, die Informationen durcheinander bringen? Auf dass es uns nicht passiert ist …

Hinweis:
Ein Interview mit Günter Cornett und Volker Schäfer ergänzt diesen Artikel.

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