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Vorgestellt: Spieleerfinder Günter Burkhardt

Günter Burkhardt von Günter Burkhardt

Ideenreich erfolgreich

Manitou? Edison & Co.? Kupferkessel Co.? Vom Kap bis Kairo? Die Pyramiden des Jaguar? Das alles sind Spiele von Günter Burkhardt. Der eigentliche Realschullehrer hat (fast schon frustriert) eine Berufspause eingelegt und konzentriert sich lieber auf seine Familie und das, womit er die Spiele-Szene seit 1997 in schöner Regelmäßigkeit beglückt: Spiele.

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20 Spiele in sechs Jahren

Etwa 20 Spiele in sechs Jahren. Das lässt darauf schließen, dass Günter sich inzwischen unter den Autoren auch gegenüber den Verlagen etabliert hat. Einer der Gründe ist sicher der rasche Erfolg, der sich 1997 mit Manitou einstellte. „Was soll ich sagen? Eines meiner drei ersten veröffentlichten Spiele und gleich auf der ‚Liste‘. Das hat mich natürlich gefreut und auch Türen geöffnet für weitere Prototypen. Ich denke es ist sicherlich so, dass meine Ideen ernsthaft getestet werden. Das soll aber nicht heißen, dass es deshalb problemlos wäre, Spielideen unterzubringen. In meinem Regal liegen sicherlich acht bis zehn meiner Meinung nach tolle, auch ausgefallene Spielideen, die noch keinen Liebhaber gefunden haben.“

Bei so vielen unveröffentlichten Spielideen stellt sich fast die Frage, ob er gute Ideen mehr oder weniger aus dem Ärmel schütteln kann. Offenbar ist das aber eher eine Frage der Zeit, die er in seinem Lehrberuf eher zu wenig hatte.
„Natürlich ist Zeit wichtig. Es war so, dass ich während der Schulzeit einfach nicht den Kopf frei hatte um neue Ideen zu entwickeln. Das musste im Wesentlichen auf die Ferien verschoben werden. Während des Schuljahres war dann nur ein Feilen an fast fertigen Spielen oder die Herstellung von Prototypen möglich. Was die Zeit als Hausmann angeht, die ist ja auch knapp bemessen, da kannst du jede Hausfrau fragen. Aber ich kann mich einfach mal ruhig ein paar Stunden morgens mit freiem Kopf hinsetzen.“

Zeitintensives Spieleerfinden

Und diese Zeit nutzt der Autor dann eher für seine Problemspiele. Während er die „guten“ Spiele recht schnell entwickelt, benötigt er für Spiele, die noch sperrig sind, länger. Manchmal, sagt er, „können die nie ganz rund werden.“ Also ein echter Fall für eine Spiele-Redaktion eines Verlages. Dass aber eine solche Bearbeitung eines Spiels nicht immer eine Verbesserung sein muss, weiß Günter Burkhardt nur zu gut. Während zum Beispiel Manitou inhaltlich nahe am eingereichten Prototypen war, entsprach Edison & Co. gar nicht seinen Erwartungen. Es bezeichnet es als „das am meisten verkannte Spiel.“  Das liegt zum Teil an der misslungenen Umsetzung. „Hier wecken Aufmachung und die (zugegeben tolle) Grafik völlig falsche Erwartungen. Es handelt sich um kein Rennen. Bei mir war es auch kein Rundkurs sondern Schiffe schipperten auf dem Orinoco. Man könnte es eher als taktisches Stellungsspiel beschreiben.“ Solche Eingriffe in die Idee sind bei Autoren natürlich nicht gern gesehen „Mich ärgert vor allem, wenn selbständig Dinge geändert werden ohne Rücksprache mit dem Autor. So etwas wäre bei Büchern doch undenkbar. Und natürlich die Grafik, das ist eine Geschichte für sich. Grundsätzlich denke ich ich dass (leider) die Grafik für den Verkaufserfolg eines Spieles am allerwichtigsten ist. Wenn ich da an Volltreffer denke. Das Spiel hat nur gute Kritiken bekommen und ist praktisch nicht verkauft worden. Um ein positives Beispiel zu nennen: Ich denke der Erfolg von Manitou hängt auch mit der tollen grafischen Umsetzung zusammen.“

Kritik am Autor

Günter Burkhardt mit seiner Familie von Günter BurkhardtBesonders scheinen Günter Veränderungen seiner Spiel-Ideen zu ärgern, weil im wahrsten Sinne des Wortes sein Name auf dem Spiel steht. So fallen Verschlimmbesserungen von Ideen für die Spieler stets auf den Autor zurück. In diesem Zusammenhang muss man auch Günters zum Teil aufgebrachte Reaktion auf Rezensionen sehen, in denen offensichtlich eine falsche Spielweise oder gar persönliche Abneigungen des Kritikers zu einer negativen Beurteilung des Spiels führen. „Ich habe keinerlei Probleme mit negativer Kritik, die nachvollziehbar und begründet ist. Was mich stört ist inhaltlich offensichtlich unbegründete Kritik in einer unfairen Form. Ich weiß auch, dass mit Kritiken oft Verlage, Grafiker oder andere Kritiker getroffen werden sollen, aber mein Name steht nun Mal auf dem Spiel und das finde ich dann nicht in Ordnung.“ Ein Spiel, gegen dessen „Verriss“ er sich gewehrt hat, ist Kupferkessel Co., das 2002 immerhin auf der „Auswahlliste Spiel des Jahres“ zu finden war. Eines dieser Spiele, die aus seiner Sicht genau die Anforderungen an ein gutes Spiel erfüllt: „Einfache Regeln, schnell zu lernen und doch genügend Spieltiefe um es einen ganzen Abend immer wieder zu spielen. Deshalb hat mich die völlig ungerechtfertigte Kritik besonders geärgert, umso mehr hat mich natürlich der Listenplatz gefreut.“

Mechanismus vor Schönheit

Das zu einem guten Spiel mehr als eine schöne Grafik und gute Kritiken gehört, dürfte klar sein. Wichtig ist der Mechanismus und die Idee, die dahinter steckt. Diese Mechanismen beginnen bei Günter oft mit Karten. Aber ein gutes Thema darf am Ende nicht zu kurz kommen. „Oftmals bekommt ein guter Mechanismus in der Phase der Themenfindung noch einmal den letzten Kick mit einer aus dem Thema kommenden Variante. Insgesamt sind so gut die Hälfte meiner veröffentlichten Spiele auch mit meinem Thema herausgekommen.“ Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Wolfgang Kramer, dessen Spiele aus den 90er-Jahren zu den Einflüssen gehören, die Günter Burkhardt für sich gelten lässt. Ähnlich wie Kramer will sich übrigens auch er nicht auf eine Richtung festlegen lassen. Deshalb freut es ihn sehr, dass immer wieder „ganz andere“ Spiele von ihm veröffentlicht werden.

Ideenreich durch Ausprobieren

Das Geheimnis dieser nicht-festlegbaren Richtung könnte in Günters Spielgewohnheit liegen. Ähnlich wie bei Besprechungen, die er liest, um auf dem Laufenden zu bleiben, spielt er sehr viele verschiedene Spiele, die er zumindest anfangs auch mit Autorenaugen sieht: „Im Moment spiele ich mit meinen ‚Spielern‘ sehr gerne Puerto Rico, Goldland, Cosmic Eidex (das ultimative Kartenspiel) oder Kardinal und König und Delphi. Mit ‚Nichtspielern‘ bevorzuge ich Haste Worte, Carcassonne oder Volltreffer. Mit meinen Kindern (sieben und fünf Jahre) spiele ich gerne Buffalo, Schleck und weg oder Kupferkessel Co. Bei so vielen verschiedenen „Spielegruppen“ sollte selbst ein eingefahrener Autor auf neue Ideen kommen. Und ideenreich sind Günters Spiele auf jeden Fall.

Webseite von Günter Burkhardt

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