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A la carte

A la carte von Reich der Spiele

Das kulinar(r)ische Kochspektakel

Koch-Shows und Küchenthemen sind seit einiger Zeit ein ziemliches Medienthema und stossen fast überall auf grosses Interesse. Offensichtlich wächst das Bewusstsein, dass das Leben und besonders der verpflegungstechnische Teil davon mehr sein kann als Hamburger, Fish & Chips und andere kulinarische Abenteuer. Das ist gut so, besonders, weil nun auch die Liebhaber von Gesellschaftsspielen selber den Kochlöffel schwingen können. Das heißt, genau genommen war solches bereits seit 1989 möglich. Damals wurde nämlich erstmals ein witziges und überaus ungewöhnliches Spiel namens A la carte bei einem Kleinverlag veröffentlicht, das sich rasch als eigentlicher Geheimtipp erwies und 1990 Rang 2 des Deutschen Spielepreises belegte. Pünktlich zum 20-Jahre-Jubiläum ist nun eine attraktiv gestaltete und mit diversen Verbesserungen versehene Neuausgabe erschienen. Sie lädt mit Vehemenz dazu ein, das tolle Spiel erstmals kennenzulernen oder erneut auszuprobieren. Beides lohnt sich sehr, bereitet das kurzweilige Spektakel doch tatsächlich Spass ohne Ende, ist aber durchaus kniffliger als der erste Eindruck erahnen liesse.

Eine wahre Freude ist schon mal das liebevoll gestaltete und illustrierte Spielmaterial. Kleine Gewürzstreuer, richtige Pfännchen und kleine Kochherde sowie witzig ge- und bezeichnete Menuplättchen dienen als Blickfang und wecken Lust auf ein rasches Loslegen. Solchem steht glücklicherweise nichts entgegen – wenn die vier Einplattenherde erst einmal zusammengebaut sind, was leider ein sehr mühevolles Unterfangen darstellt und selbst geübte Bastler vor fast unlösbare Probleme stellt. Ist diese Hürde aber erstmal übersprungen, steht einem Tätigwerden der Spieler auf den Spuren von Bocuse und anderen Sterneköchen nichts mehr im Wege.

Zur Auswahl stehen unterschiedlichste Gerichte, die von den Spielern zubereitet werden sollen entsprechend der Vorgaben auf den jeweiligen Menuplättchen. Gewürze in der passenden Zusammensetzung und die richtige Kochtemperatur am persönlichen Kochherd sind nötig, um eine Küchenkreation gelingen zu lassen. Zum Erhitzen der Herdplatte wird ein Spezialwürfel geworfen, der das Hochschalten des eigenen Herdes (ausnahmsweise werden zugleich auch jene der Gegner aktiviert) erlaubt. Zu beachten ist allerdings, dass ab einer individuellen Temperaturstufe jedes Gericht überkocht und weggeschüttet werden muss, was einen ziemlichen Rückschlag für den jeweils Betroffenen darstellt.

Vergleichbares droht auch beim Würzen. Hier kommt zusätzlich etwas Geschicklichkeit ins Spiel. Der einzelne Würzvorgang besteht nämlich darin, das Fläschchen mit dem benötigten Gewürz schwungvoll über dem eigenen Pfännchen auszugießen. Im Idealfall fällt dabei ein einzelnes Gewürzkorn ins Pfännchen, manchmal aber auch gar keines oder gleich mehrere, was interessanterweise bei einem sich leerenden Streuer häufiger passieren kann. Zusätzlich enthalten die Fläschchen Salzkristalle, die in jedem Fall unerwünscht sind. Eine Gewürzkonzentration von drei oder mehr Einheiten macht nämlich jedes Gericht unbrauchbar, worauf es ebenfalls weggeschüttet werden muss.

Liegen dagegen die benötigte minimale Gewürzmenge und die Kochtemperatur der Herdplatte vor, ist das kulinarische Kunstwerk fertiggestellt, wofür der Glückliche das Menuplättchen mit den darauf vermerkten Siegpunkten als Belohnung erhält. Gelingt es gar, die Vorgaben passgenau in der benötigten Zusammensetzung (und ohne Salz oder überzählige Gewürzsteinchen) zu erfüllen, trägt dies zusätzlich eine Auszeichnung als Meisterkoch in Form eines Kartonsternes ein. Allerdings ist gerade letzteres nur schwer zu erreichen, bringen doch kleine Aufreger in Form von Kaffeepausen zusätzliche Aufregung ins Geschehen. Sie kommen als Aktionsplättchen beim Temperaturwürfeln bei einem entsprechenden Ergebnis ins Spiel und erlauben beispielsweise einen Doppelzug. Oder das "Nachwürzen" (meist in boshafter Absicht) bei einem gegnerischen Gericht. Oder gleich das Umtauschen des eigenen Herdes mitsamt Pfännchen und Menuplättchen gegen jenes eines anderen Spielers. Solche Gemeinheiten hätte dem munteren Spiel im voraus kaum jemand zugetraut.

Der Wettkampf der Köche dauert, bis der erste von ihnen fünf Gerichte fertiggestellt oder drei Kartonsterne erworben hat oder aber keine Menuplättchen mehr nachgezogen werden können. Ein allfälliger Dreisterne-Meisterkoch gewinnt in jedem Fall, andernfalls der Spieler mit den meisten Siegpunkten auf den von ihm erworbenen bzw. "erkochten" Menuplättchen.

Es ist kaum zu glauben, wie viel Spaß das gemeinsame Kochen am Spieltisch bereiten kann! Die Wartezeiten bis zum nächsten Zug sind minimalst. Jeder schaut gerne den Konkurrenten beim Temperaturwürfeln zu oder beim Versuch, Gewürzkörner in der gewünschten Anzahl (und ohne Salzkristalle) ins Pfännchen zu kriegen. Dank der Kaffeepausen ist auch für genügend Ärgerpotential unter den Beteiligten gesorgt, wobei jeder Übergriff bereits beim nächsten Zug in gleicher Weise zurückgezahlt oder -gewürzt werden kann. Ein Gute-Laune-Spiel der Sonderklasse also, wie es im sprichwörtlichen (Koch-) Buche steht und Jung und Alt zu begeistern vermag. Ein originelles und kurzweiliges Familienspiel, wie es leichtfüssiger und turbulenter kaum sein könnte. Absolut meisterhaft.

Infos zu A la carte

  • Titel: A la Carte
  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag, Moskito Spiele
  • Autor: Karl-Heinz Schmiel
  • Spieleranzahl (von bis): 3 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2009

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