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Bericht zur Spielemesse Essen 2004 – Spiel ’04

Niagara von Reich der Spiele

Piraten überall

Die Spiel in Essen hat 2004 offiziell auf über 42.000 Quadratmetern mehr als 400 Neuheiten (und viele bekannte Spiele) von 690 Ausstellern aus 24 Nationen gezeigt. Das ist ein absoluter Rekord. Rein rechnerisch kann jeder Spieler damit ein Jahr lang jeden Tag ein neues Spiel spielen. Diese Flut von Neuheiten ist zum Teil auf den immer größeren Stellenwert der Spiel, besonders im Ausland, zurückzuführen, die mehr und mehr Verlage lockt.

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Dahinter steckt aber auch eine klare Marketingstrategie der großen Verlage. So sorgen zum Beispiel die großen Verlage wie Hasbro, Ravensburger, Kosmos und Haba sowie das aktuelle Spiel des Jahres für den Regalplatz in Kaufhäusern und Ketten, von dem alle großen und mittleren Verlage profitieren. Würde es weniger Neuheiten geben, würde so mancher Verkaufsplatz verloren gehen können.

So ist es erfreulich, dass sich die Spielebranche (Spiele und Puzzles) in den ersten drei Quartalen dieses Jahres nach Informationen der Fachgruppe Spiel, zu der (fast) alle bekannteren Verlage gehören, leicht erholt zeigt. Um 4,6 Prozent ist der Umsatz gewachsen. Mit fast 17 Prozent ist dieser Bereich erstmals der größte im Segment der Spielwarenbranche. Dennoch ist der Markt und sind die Regalplätze hart umkämpft.

Eines der beliebtesten Themen der Neuheiten sind die (alt bekannten) Piraten. Gleich eine ganze Hand voll von Spielen setzten auf schwarze Flaggen, kleine Schiffe und Seeräuber. Mit Karibik von Michail Antonow und Jens-Peter Schliemann präsentierte Winning Moves ein familienfreundliches Piratenspiel, während sich Fanpros Pirates of The Spanish Main (Piraten der spanischen Meere) mit sehr schönen aus Plastikärtchen zusammensteckbaren Miniaturen nicht nur an Tabletop-Spieler wendet. Unter anderem Hispaniola von Michael Schacht (Pro Ludo), Piratengold von Jay J. Bommer (Ludo Art), Arubas Schatz (Universal Cards), Treasure Island von Alan und Peter Burley (Burley Games) und Piracy von Michael Greiss (Papergames) widmen sich ebenfalls diesem Thema.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt waren Gartenspiele. Unter anderem mit Die Gärten der Alhambra von Dirk Henn, das als Neuauflage von Carat bei Queen Games erscheint, Der Schlossgarten von Ulf Siebert (Prestel), Im Wassergarten von Dr. Ferdinand Hein und dem handgefertigten und mit über 2000 Euro vielleicht teuersten Spiel der Messe, Basatiin Al Djabriin (Die Gärten von Djabriin), von Joachim Zischke (Terra Authentica) wird Spiele-Gärtnern eine ganze Reihe von Spielen geboten.

Die Angebote im „exklusiveren“ Segment wachsen auch durch andere Spiele. Hans im Glück bietet mit Klaus-Jürgen Wredes Carcassonne – Die Stadt eine sehr schöne Variante des Plättchen-Legespiels im Holzkasten, die aber im Vergleich zu anderen exklusiven Spielen sehr günstig ist. Frank Czarnetzkis Meisterdiebe ist endlich über den Zoch Verlag im Handel erhältlich. Der neue Verlag Ludo Art bietet Produkte, die nicht nur Spiel, sondern auch dekoratives Accessoir sind – zum Beispiel Black Elephant und Basar der edlen Steine, eine Luxus-Ausgabe von Marracash. Bei Fanpro gibt es mit einer von Hand gefertigten Ausgabe des neuen Liber Cantiones für Das Schwaze Auge ebenfalls ein Sammlerstück.

Überhaupt gibt es einige Bewegung in der Spieleszene. Verlage sind verschwunden, einige neue gegründet. So ist Eurogames Geschichte, während zum Beispiel The Game Master, ein neuer niederländischer Verlag, zwei interessante Neuheiten zeigte: Block It und De Ontambare Stadt (Die unbezwingbare Stadt). Argentum heißt ein ganz junger Verlag aus Deutschland, der gleich drei professionell produzierte Spiele vorstellte: Metallurgie, Garten-Zwerge e. V. und UFOs – Fritten aus dem All. Der Verlag Huch versucht, sich mit Kinder- und Wissensspielen einen Marktanteil zu erkämpfen.

Weiter im Aufwind sind neben  typischen Kinderspielen die Lernspiele. Inzwischen haben fast jeder größere und einige kleinere Verlage entsprechende Spiele im Programm. Unter anderem konnte beim Aktuell Spieleverlag ein Blick auf Der bunte Planet geworfen werden. Nicht nur die klassischen Kinderspiel-Verlage versuchen so den Pisa-Schock zu überwinden.

Auf der Suche nach einer neuen Zielgruppe sind auch die Hersteller von Sammelkartenspielen. Wizards Of The Coast (Amigo/Hasbro) versuchen Duel Masters zwischen Pokemon und Yugi-Oh zu platzieren, Amigo bietet mit Myth & Legends, Inu Yasha und den Marvel Trading Cards gleich drei neue Produkte in diesem Bereich. Ganz frisch ist aber die Idee, ein Sammelkartenspiel speziell für Mädchen anzubieten. Ab Frühjahr gibt es Winx Club von Universal Cards, das versucht, Mädchen für die bisher männlich dominierten Sammelkartenspiele zu begeistern.

Traditionsgemäß liegen kleine Verlage in der Scout-Noten-Auswertung des Fachmagazins Fairplay in der Gunst der abstimmenden Spieler vorne. So lagen unter anderem Ys (Ystari), Oltremare von Emanuele Ornella (Mind The Move) und Das Zepter von Zavandor (Lookaut Games) lange Zeit vorne mit dabei.

Ebenfalls von Fairplay wird jedes Jahr auf der Spiel der Kritikerpreis „A la Carte“ vergeben. Dieses Jahr wurde San Juan von Andreas Seyfahrt (Alea) vor Sankt Petersburg von Michael Tummelhofer (Hans im Glück) und mit Abstand auf dem dritten Platz Kakerlakenpoker von Jaques Zeimet (Drei Magier Spiele) gewählt.

Mit den vielen Spielmöglichkeiten und Aktionen – unter anderem gab es verschiedene Meisterschaften, eine besondere Ecke für japanische Spiele und Spielkunst, die dieses Jahr gut besetzte und von den Besuchern besser angenommene Autorenecke und das Treffen der europäischen Spielesammlergilde zum Thema Comics im Spiel – ist und bleibt die Spiel in Essen trotz vieler kleinerer organisatorischer Mängel das Mekka für alle spielebegeisterten Menschen dieses Erdballs.

Fotos

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