Reich der Spiele

Antike

Antike von Reich der Spiele

Kaum liegt der große Spielplan auf dem Tisch, kommen schon die ersten Kommentare: "Schon wieder ein Mittelmeerspiel?". Ja, aber ein anderes. Noch beim Erklären ein weiterer Kommentar: "Rohstoffe produzieren? Also ein Handelsspiel?" Nein, hier wird nicht gehandelt, hier wird ein Reich errichtet. Deshalb kommt nach dem Erklären die nächste Frage: "Also wieder ein Eroberungsspiel?" Nein, denn Antike bestraft Kriegstreiberei. Jedenfalls meistens.

Spielziel ist zunächst, eine gewisse Anzahl von Persönlichkeiten zu gewinnen. Wer die erforderliche Anzahl (die von der Spielerzahl abhängig ist), erreicht, gewinnt Antike. Die Persönlichkeiten gibt es in Kartenform für bestimmte Zielpunkte im Spiel: zum Beispiel für jeweils fünf Städte, für sieben besetzte Meeresfelder, für jeweils drei eigene Tempel, für einen als erster erreichten Fortschritt oder für das Zerstören eines Tempel der Mitspieler. Klingt irgendwie doch nach einem militärischen Spiel? Jein. Eine starke Armee erleichtert das Ausbreiten und im Zweifelsfall auch das Zerstören eines Tempels, aber eine Armee zu unterhalten kostet sehr viele Ressourcen und Zeit, in der die Mitspieler bereits Persönlichkeiten auf friedlichem Wege erlangen können.

Zu Beginn startet jeder Spieler mit ein paar Ressourcen und einem Volk, zu dem je eine Stadt gehört. Jede Stadt produziert einen Rohstoff – entweder Marmor, Eisen oder Gold. Diese Ressourcen werden benötigt, um militärische Einheiten zu bauen, einen Tempel oder eine neue Stadt zu gründen. Nicht zu vernachlässigen ist der Kauf von Fortschritten, die viel Gold kosten, aber das Leben des Volks erheblich vereinfachen – und natürlich eine Persönlichkeit bringen, wenn man diese als erster "kauft". Die Fortschritte ermöglichen es, die See- oder Landeinheiten um ein beziehungsweise zwei Felder weiter zu setzen als normal erlaubt. Oder ein Angriff auf die eigenen Städte wird um einen oder zwei Punkte erschwert und schließlich kann auch die Produktion der Rohstoffe um einen oder zwei Ressourcen angekurbelt werden.

Der Spielablauf ist von einem Rondell abhängig, das die verschiedenen Zugmöglichkeiten anzeigt. Die eigene Wahl wird mit einem Markierungsstein festgehalten. Im nächsten Zug darf man eine der nächsten drei Aktionen ausführen oder zahlt eine Ressource, um ein weiteres Feld vorzurücken und diese Aktion auszuführen. Neben dem Produzieren von Rohstoffen, erlauben die Aktionen den bau von Tempeln (kostet reichlich Marmor), den Kauf von Fortschritten (kostet reichlich Gold), das Ausheben von Einheiten (kostet reichlich Eisen) und die Aktion Manöver, mit der die Einheiten Grenzen überschreiten können und so das Reich vergrößern, wenn anschließen im Zug Ressourcen für den Bau einer neuen Stadt aufgewandt werden.

Manöver erlaubt es aber auch, ein bisschen Krieg zu spielen. So ist es möglich, gleiche Einheiten (Schiffe oder Legionen) abzutauschen, wenn diese mit gegnerischen in einem Feld stehen. Dies kann der aktive Spieler verlangen oder der Spieler, in dessen Region der aktive Spieler vorgerückt ist. Somit ist eine Bewegung in gegnerisches Gebiet immer mit Vorsicht zu genießen, denn wenn abgetauscht wird, fehlt vielleicht die Schlagkraft, um eine Stadt anzugreifen. Dies kostet ebenso wie eine Bewegung eine Aktion Manöver, sodass es ohne Fortschritt nicht möglich ist, im gleichen Zug in das Gebiet einer Stadt vorzurücken und diese anzugreifen. Zum Angriff auf eine Stadt ist es erforderlich, mehr eigene Einheiten im Gebiet zu haben, als die Kampfstärke der Stadt inklusive gegnerische Einheiten im Gebiet beträgt. Ein Tempel, dessen Zerstörung ja eine Persönlichkeit bringt, verdreifacht zudem die Grundstärke der Stadt, weshalb ein Angriff nur mit geballter Macht ausgeführt werden kann. Kommen noch Monarchie oder Demokratie hinzu, wird speziell eine Tempel-Stadt schnell zur uneinnehmbaren Festung. Und hier zeigt sich wieder, dass Antike eben kein Eroberungsspiel ist.

Nein, das Spiel wird fast immer über Tempelbau (Steigerung der Ressourcenproduktion und Kampfkraft der Stadt) und über Fortschritte gewonnen. Wobei es aufwändig ist, einen Fortschritt als erster zu erreichen, denn die Mitspieler können dann günstiger nachziehen. Aber es gibt ja eine Persönlichkeit dafür. Wer sich nur auf Goldproduktion und Fortschrittkauf konzentriert, hat eine gute Chance, das Spiel zu gewinnen, ohne mehr als nur ein paar Einheiten zur Ausdehnung des Gebietes produzieren zu müssen.

Antike ist ein sehr ausgeklügeltes Spiel, das zu den besten seiner Art gehört. Die Militäroption wird in vielen Partien kräftig bestraft, während der schnelle Fortschrittkauf häufig die entscheidende Zahl von Persönlichkeiten bringt. Doch kann eine schlagkräftige Truppe auch den letzten Siegpunkt durch Zerstörung eines Tempels bringen. Aber all das nur, wenn vorher die Produktion und der Einsatz der Ressourcen wohl kalkuliert wurde. Eingebunden ist die Notwendigkeit, mit nur einer Aktion pro Zug auskommen zu müssen, in das Rondell, das es nahezu unmöglich macht, zweimal die gleiche Aktion innerhalb kurzer Zeit zu wählen – nicht zuletzt, weil jede einzelne Aktion gleichzeitig den Verzicht auf sieben andere bedeutet. Ein wirklich feiner Bestandteil, das dem Spiel weitere Tiefe gibt.

Das Material und die Spielanleitung sind gut, der Mechanismus ist klasse. Für Abwechslung sorgt zusätzlich ein beidseitig bedruckter Spielplan. Die Spieldauer liegt mitunter weit unter der vom Hersteller angegebenen, was sicher ebenfalls ein Pluspunkt ist. Der Autor hat es verstanden, ein variantenreiches Spiel zu entwerfen, das eine enorme Herausforderung darstellt, obwohl es mit vergleichbar einfachen Regeln auskommt. Das alles lässt nur ein Fazit zu: Antike gehört ganz bestimmt zu den besten Spielen seiner Art. Klasse!

 

Infos zu Antike

  • Verlag: eggertspiele
  • Autor: Walther Mac Gerdts
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 120
  • Jahrgang: 2005

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