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Heredium Rollenspiel: Neue Ufer

Heredium - Neue Ufer

Roman

Bevor sich diese Rezension dem Roman widmet, muss ich etwas weiter ausholen, damit der Leser einen Eindruck von dem Hintergrund erhält, da der Roman auf dem Rollenspiel Heredium basiert:

Vorgeschichte. In der Hoffnung die voranschreitende weltweite Klimaveränderung aufzuhalten oder vielleicht sogar umkehren zu können, entwickelt im Jahre 2055 AD der Geophysiker Professor Doktor Liun Tse Naoh gemeinsam mit einem multinationalen Forscherteam eine revolutionäre Technik, mit der Schadstoffe mit sehr geringem Aufwand aus der Luft gefiltert werden können. Das sogenannte „Naoh-Verfahren“ wird in den folgenden Jahren von den Wissenschaftlern noch perfektioniert und schafft es, die klimatischen Veränderungen auf prä-industrielle Verhältnisse zurück zu bringen.

Doch der Preis den die Menschheit hierfür zu zahlen hat ist hoch: Im Jahr 2071 AD wird weltweit die zunehmende Veränderung und Mutation von Flora und Fauna beobachtet und Wissenschaftler des Max-Planck Instituts in Deutschland stellen fest, dass die beim „Naoh-Verfahren“ gebundenen Schadstoffe eine gasförmige Verbindung bilden, die sich unmittelbar auf die genetische Struktur von Lebensformen auswirkt. Mit sofortiger Wirkung werden alle auf dem Naoh-Verfahren basierenden Projekte abgesetzt und verboten. Doch der fortan als „Naoh-Mutation“ bekannte Effekt ist nicht mehr aufzuhalten. In den folgenden Jahrzehnten wird die Tierwelt auf der Erde immer schlauer, stärker und größer und die Natur beginnt, sich mit neuen Krankheiten und Seuchen unaufhaltsam gegen den Menschen zu wenden und vernichtet Stück für Stück die vermeintliche „Zivilisation“.

Als wäre dies noch nicht genug, so zerreißt im Jahre 2190 AD die Explosion eines gewaltigen Meteoriten die Mondoberfläche. Die Wucht des Aufpralls katapultiert einen Brocken des Erdtrabanten in Richtung des blauen Planeten – das Geschoss zieht nur knapp oberhalb der Erdatmosphäre vorbei und versetzt die Weltmeere in Wallung. Die Erde taumelt und gerät aus ihrer äonenalten Bahn. An der Erdoberfläche werden Staaten und Kulturen von Naturkatastrophen erschüttert, bis Jahrtausende alte Fundamente schließlich zusammenbrechen, und die Weltgemeinschaft als solche nicht mehr existiert. Zehn Jahre vergehen, bis die Erde ihr inneres Gleichgewicht wiederfindet.

Inhalt. Das Leben in Asien konzentriert sich auf Hirohito City der Hauptstadt von Temora, die Teile des verbliebenen Südostasiens kontrolliert. Hirohito City ist die letzte hochtechnisierte Megastadt, die abgeschirmt unter einer gigantischen Kuppel zumindest ein Stück weit „Normalität“ verbreitet, auch wenn die Stadt mehr oder weniger von Verbrechersyndikaten beherrscht wird.

Als Lennard seine Augen aufschlägt, erwacht er aus dem Koma, welches ihn annähernd zehn Jahre seines Lebens gekostet hat. Doch er hat keine Zeit sich darum Sorgen zu machen, was in den vergangenen Jahren auf der Welt geschehen ist, da er eigentlich Tod sein sollte und er sein Leben nur der Krankenschwester Ai Tanaka (die von ihren Freunden Jenny genannt wird) verdankt, die seinen Mördern zuvor kommt und ihn aus dem Krankenhaus rettet.

Der Leser erfährt, das Jiro Harada, der jüngste Sohn des Harada-Clan, nach dem Leben von Lennard trachtet und einen Killer namens Kaito Futami damit beauftragt, diesen zu töten. Doch Lennard erweist sich als wesentlich zäher und gewandter als Harada meint und entkommt zunächst seinen Häschern. Als die Situation wieder einmal brenzlig wird, rettet ihm und Jenny ein Unbekannter namens Marek Latal das Leben und hilft den beiden die Stadt zu verlassen – kein einfaches Unterfangen für jemanden, der fast sein ganzes Leben in der Kuppelstadt verbracht hat und sich nun mit einer für ihn neuen „Wildnis“ konfrontiert sieht.

Kaito Futami gelingt es allerdings, Lennard auf den Fersen zu bleiben, und verfolgt unaufhaltsam die Gruppe bei ihrer Odyssee durch die postapokalyptische Landschaft, die von mutierten Tieren, bewaffneten Milizen und anderem menschlichen Treibgut durchstreift wird. Doch blieben unterdessen die Geschehnisse in Hirohito City den örtlichen Polizeikräften nicht verborgen und die Ermittler Cameron und John fangen an, die Spur des Mörders zu verfolgen, der in den vergangenen Tagen für einiges Aufsehen (und Tote) gesorgt hat. So geraten sie unversehens auf die Fährte von Kaito Futami, dessen Verbindung zum Harada-Clan und enthüllen einige Geheimnisse.

Unterdessen findet Lennard langsam wieder seine alten Kräfte zurück – er ist ein Debellator, der auf der Suche nach seinesgleichen ist. Debellatoren besitzen übermenschliche psionische Fähigkeiten und einen überragenden Intellekt. Eigenschaften, für die sie bereits vor dem Mondfall gnadenlos verfolgt wurden, da sie als Mutanten galten. Und Lennard beginnt sich Stück für Stück wieder an die Zeit vor seinem Koma zu erinnern und beginnt zu begreifen.

Über den Autor. Andreas Schnell arbeitet als freier Autor und Journalist und lebt gemeinsam mit seiner Frau, zwei Töchtern, drei Katzen und einem ganzen Aquarium voller Fische in Frankfurt/Main. Redaktionell ist er neben seiner Arbeit als Ständiger Autor im Bereich „Buddhismus & Taoismus“ bei „Suite101“, einem Online-Magazin und Netzwerk freier Autoren und Journalisten, auch für eine ganze Reihe anderer Magazine im Einsatz. Als Autor und Entwickler hat er das Rollenspiel Heredium beim Verlag 13Mann maßgeblich mitgestaltet und veröffentlicht. Der Roman Neue Ufer ist sein Erstlingswerk.

Fazit. Dieser überaus ambitionierte Roman versucht sehr viel auf einmal – auf der einen Seite möchte er den Leser mit einer spannenden Geschichte unterhalten, anderseits muss er aber auch erklären, wie die Welt von „Heredium“ aussieht und ihre zahlreichen Akteure funktionieren. In diesem Wechselspiel ist es eine durchaus schwierige Angelegenheit einen Spannungsbogen aufzubauen, ohne beständig Bezüge und Hintergründe erläutern zu müssen, die sich nicht aus dem Kontext erklären.

Und so sieht sich der Leser unvermittelt nach der Flucht der Gefährten aus Hirohito City auf einer Reise, die angefüllt ist mit zahllosen Anleihen aus dem Grundregelwerk und die sie auf ihrer gefährlichen Fahrt immer weiter nach Norden führt. Hier bleiben anfänglich die Beweggründe von Lennard auf der Strecke und der Leser begegnet einer Fülle von unterschiedlichen Charakteren, ohne dass ein richtiger roter Faden erkennbar wird (zumal einige der Charaktere schneller sterben, als man meint).
Dieses Buch dürfte in erster Linie für die Leute interessant sein, die „Heredium“ noch nicht so gut kennen und ein besseres Gespür für die Welt bekommen möchten, wobei an dieser Stelle angemerkt sein, das sich dieses Buch auch ohne Probleme lesen lässt, wenn man das Rollenspiel nicht kennt. Für diese dürfte das Glossar am Ende des Buches eine große Hilfe sein, in dem einige wichtige Schlüsselbegriffe von „Heredium“ kurz und knapp erklärt werden.

Lennard entwickelt sich als Protagonist im laufe des Romans durchaus als Sympathieträger (mit durchaus kriminellen Hintergrund), der aber dennoch in seinen Handlungen etwas zu oberflächlich dargestellt ist. Der teilweise Gedächtnisverlust durch das zehnjährige Koma mag zwar einige Schwächen in der Darstellung erklären, aber es gibt mit Sicherheit noch eine ganze Menge Dinge, an die man sich erinnern könnte und die mir persönlich in der Darstellung dieses Charakters ein wenig fehlen. Das Ende des Buches lässt zudem einige Fragen offen und es dürfte wahrscheinlich in absehbarer Zeit ein weiterer Teil folgen.

Für mich als Spielleiter von Heredium war dieses Buch ein willkommene Ergänzung zum bisher erhältlichen Material. Ansonsten konnte es mich aber inhaltlich nicht voll und ganz überzeugen – aber vielleicht ändere das noch mit dem zweiten Teil.

Infos zu Heredium Rollenspiel: Neue Ufer

  • Verlag: 13 Mann
  • Autor: Andreas Schnell
  • Jahrgang: 2009

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