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Carcassonne: Safari

Carcassonne: Safari - Ausschnitt - Foto von Hans im Glück

Neues aus dem Busch: Carcassonne ist in Afrika angekommen. Das verstehe wer will. Was hat die südfranzösische Stadt denn mit dem schwarzen Kontinent zu tun. (Darf man den eigentlich heute noch ungestraft so nennen?)

Aber halten wir uns nicht mit Banalitäten auf. Carcassonne reist ja schon geraume Zeit „Around the World“: Vom Wilden Westen bis in die Südsee, von den Amazonas in den Weltraum. Dagegen ist der Weg nach Afrika ja – gedanklich – ein Katzensprung. Klaus-Jürgen Wrede und der Verlag Hans im Glück haben das bisher immer so glaubhaft verpacken können, dass Carcassonne-Fans dessen nicht überdrüssig wurden.

Wie spielt man Carcassonne Safari?

Zählleiste Carcassonne: Safari - Foto von Axel BungartDas Prozedere muss man wohl hier nicht mehr erläutern: Wieder zieht man Plättchen, wieder legt man passend an, wieder setzt man Meeple, und wieder erhält man für abgeschlossene Gebiete Punkte pro … Nein! Eben nicht! Man erhält keine Punkte mehr in Abhängigkeit zur Anzahl der Plättchen eines abgeschlossenen Gebiets. Dafür zählt man nun die verschiedenen Wildtiere, die sich in einem Busch oder auf einem Tierpfad befinden. Je mehr verschiedene (bis zu fünf), desto mehr Punkte gibt’s. Legt man ein Plättchen dorthin, wo vorher einer von zwei Rangern stand (kleiner Jeep), erhält man per se drei Punkte.

Neu sind auch die Wasserlöcher, für die man ebenfalls etappenweise eine Menge Punkte einfahren kann. Aus vier Teilen zusammengesetzt verschaffen sie jedem Punkte, der daran baut, was ein bisschen perfide sein kann, wenn man dem/den Gegner/n den Vortritt lässt, um im Verlauf die Mehrheit der Punkte abzustauben. Aber so ist es eben in Afrika: Survival oft he fittest.

Was zumindest punktemäßig ersatzlos entfallen ist, sind Kloster oder etwas Ähnliches. Es gibt zwar Affenbrotbäume, die man komplett umbauen muss. Aber dafür gibt es nur Tierplättchen, mit denen man wiederum Wasserlöcher bauen oder eine Wertung verbessern kann. Eins ist aber wie von jeher: Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.

Wie gut ist Carcassonne Safari?

Gefolgsmann bei Carcassonne: Safari - Foto von Axel BungartDie Sekundären Geschlechtsmerkmale des neuen Carcassonne weisen ihm seinen Platz in der Familie der Carcassonne-Spiele eindeutig zu. Dennoch: Es ist das erste Carcassonne, bei dem es nicht mehr darauf ankommt, möglichst viele Plättchen zu verbinden und diese zu werten, um damit möglichst viele Punkte zu gewinnen. Eine ähnliche Wertung gab es schon bei Carcassonne Südsee, wo man Waren einsammelte, die man erst in Punkte ummünzen musste. Allerdings enthielten die meisten Plättchen dort ebenfalls die zu sammelnden Waren, sodass es am Ende doch wieder auf die Anzahl an Plättchen hinauslief. Darüber hinaus ist bei Safari ein Limit gesetzt, denn mehr als fünf verschiedene Tiere (und den äquivalenten Punkten) kann man mit einer Wertung nicht erreichen.

Kleinere Mängel

Wasserloch bei Carcassonne: Safari - Foto von Axel BungartDie Spielregeln sind erfreulicherweise vollständig, wenn auch an einer Stelle so missverständlich, dass ein unerfahrener Spieler es falsch spielen muss: Bei der Wertung unter Beteiligung der Ranger heißt es unter 3a und 3b jeweils „Du wertest alle abgeschlossenen Gebiete“. Tut man das, was da steht, würde man jedes Mal aufs Neue alle abgeschlossenen Gebiete werten müssen, was im Laufe des Spiels zu einer Flut an Punkten führen und die Spieler in Sachen Übersicht hoffnungslos überfordern würde. Es muss also unbedingt heißen: Du wertest alle in diesem Zug abgeschlossenen Gebiete.

Legespiel Carcassonne: Safari - Foto von Axel BungartEtwas deutlicher herausgehoben werden muss ferner, gerade für Carcassonne-Einsteiger, die feine Unterscheidung zwischen den Formulierungen „Anstatt einen Meeple auf das angelegte Plättchen zu setzen, darfst du…“ und „Wenn du in deinem Zug keinen Meeple einsetzt, darfst Du…“. Bei der ersten Formulierung muss man grundsätzlich einen Meeple einsetzen können, um wegen des Verzichts darauf dann eine andere Aktion zu machen, bei der zweiten braucht es das nicht. Das ist eine Feinheit, die sich Carcassonne-Anfängern nicht auf Anhieb erschließt. Insofern bin ich mit der Spielregel nicht so ganz glücklich.

Zum übrigen Material: Das Startplättchen ist einen knappen Millimeter zu kurz, was Ästheten beim Anlegen der Plättchen als störend empfinden. Und die Viertel der Wasserlöcher sind nicht so recht viertelig. Am Ende sind das Marginalien, aber produktionstechnisch geht es eben besser. Hans im Glück kann es besser! Und sollte es auch!

Neue Ideen

Spielaufbau bei Carcassonne: Safari - Foto von Axel BungartInsgesamt ist die Aufmachung denn auch gelungen. Die Farbgebung ist schön, die Tiere sind gut zu erkennen, die Meeple sind etwas kleiner, damit sie die Tiersymbole nicht allzu sehr verdecken. Das ist bei den Wasserlöchern nur teilweise gelungen, aber man kann sich damit arrangieren.

Mit den Wasserlöchern hat man zum einen eine interessante Punktequelle geschaffen, zum anderen erhöhen sie die Möglichkeit, an den Machenschaften des Gegners zu partizipieren. Für das Spielempfinden wichtig ist hierbei, dass man es vermeiden kann, dem Gegner Vorlagen zu geben.

Der Glücksfaktor ist nicht höher als bei anderen Carcassonne-Spielen auch. Und auch Carcassonne Safari spielt sich – spiele ich – am besten zu zweit oder maximal zu dritt. Es lässt verschiedene Herangehensweisen zu, was für Carcassonne eher unüblich ist. Am Ende hat es mir auch deswegen gefallen – trotz der kleinen genannten Mängel. Empfehlen würde ich es aber nur Spielern, die das Original bereits kennen und für die Spielregeln schon ein gewisses Verständnis mitbringen.

Noch zu erwähnen: Von dem Erlös jedes Spiels geht 1,- EUR an die Ombili-Stiftung. Deren „Schwerpunktaufgaben sind die Förderung von Bildung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Unterstützung der kulturellen Selbstbestimmung“ der San in Namibia.

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Infos zu Carcassonne: Safari

  • Titel: Carcassonne Safari
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Klaus-Jürgen Wrede
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 7
  • Dauer in Minuten: 35
  • Jahrgang: 2018

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