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Crossfire

Gesellschaftsspiel Crossfire - Foto von Asmodee

Mit Specter Ops hat Emerson Matsuuchi in 2015 ein cyberpunkiges Spieluniversum geschaffen. Ein zwieilichtiger Konzern namens „Raxxon“ kontrolliert große Teile der Gesellschaft. Einige Rebellen von „A.R.K.“ stellen sich gegen das mächtige Unternehmen und kämpfen für „echtes Glück“. In diesem Setting hat der Autor nun mit Crossfire (Asmodee) ein puristisches soziales Deduktionsspiel angesiedelt.

Crossfire: Rot oder Blau?

Wie das bei sozialen Deduktionsspielen nun mal so ist, stehen am Anfang die verschiedenen verdeckten Rollen. Man gehört zu Team Rot oder Team Blau. Im Zentrum steht der „V.I.P.“ von Team Blau. Er muss von den Rebellenattentätern (Team Rot) ausgeschaltet werden. Und auf der anderen Seite muss er von den Agenten (Team Blau) beschützt werden. Hier und da gibt es noch weitere Akteure: Unbeteiligte, deren einziges Streben es ist, irgendwie die Runde zu überleben. Außerdem gibt es auf beiden Seiten unbewaffnete Lockvögel, deren Aufgabe es ist, entweder erschossen zu werden oder zumindest ihre Seite zum Sieg zu führen.

Es folgt nun keine Nachtrunde, in der die Augen geschlossen werden, man lernt sein Team nicht kennen, nein, es git auch einen Anführer. Um in der folgenden Diskussionsrunde Anhaltspunkte zu schaffen, welcher Mitspieler in welchen Team spielt, hat sich der Autor einen besonderen und vielleicht ganz leicht zu aufwendigen Verteilungsmechanismus ausgedacht: Die Karte die man gerade erhalten hat, gibt man an seinen linken Nachbarn weiter und alle schauen sich ihre Karte an. Damit ist es immer noch nicht getan: Beginnend mit dem Geber und dann weiter mit jedem dritten Spieler, werden die Karten seines rechten und linken Nachbarn zusammengemischt und neu ausgeteilt. Erst dies ist die „wahre“ Identität des Spielers. So hat man vor Spielbeginn drei Karten gesehen, wenn man zu sechst oder zu neunt spielt. In Runden mit einer Spielerzahl die nicht durch drei teilbar ist, werden die Karten einiger Spieler zwangsläufig erneut gemischt, so dass diese dann vier Karten vor dem Spielstart gesehen haben.

Dann kann es endlich losgehen – die Runde diskutiert, beschuldigt und rechtfertigt und nach exakt drei Minuten ist der Sand in der mitgelieferten Uhr durchgelaufen. Dann zielen alle Spieler gleichzeitig auf einen ihrer Mitspieler und die Auswertung beginnt: Die bewaffneten Agenten eliminieren ihre Opfer zuerst, sind danach noch Attentäter übrig, die auf den V.I.P. schießen, hat Team Rot gewonnen – überlebt der Prominente das Gefecht gewinnt Team Blau. Um etwas Abwechslung in diesen schlichten Grundaufbau zu bekommen, hat man sich neben sechs zusätzlichen Rollen auch den „Scharfschützenmodus“ überlegt, in dem eine vorher bestimmte Scharfschützin nach den drei Minuten versuchen kann, die Attentäter auszuschalten bevor diese auf die Zielperson schießen können.

Deduktionsspiel Crossfire: Scharfschützenmodus bevorzugt

Wenn man Crossfire ernsthaft spielt, ist das extrem anspruchsvoll. Auch nach mehr als zehn Partien hatten sowohl ich, als auch meine Mitspieler noch große Schwierigkeiten sich in das Karten-Tauschsystem hereinzudenken und ich fühlte mich mit dem Zeitlimit von drei Minuten überfordert. Die besten Partien hatten sechs Mitspieler, hier wurde genau einmal neu ausgeteilt, bei mehr oder weniger Mitspielern muss ein weiteres Mal gemischt werden und der eh schon komplizierte Weg der Rollenkarten muss um eine weitere Ecke nachvollzogen werden.

Die Entscheidung nach den drei Minuten auf jemanden zu schießen, traf ich häufig aus dem Bauch heraus. Dadurch, dass man nicht weiß, wer im eigenen Team ist, fehlte mir meistens ein Ansatzpunkt. Auch funktioniert das Spiel nur in einer kommunikativen Gruppe, man hat weniger Anreiz, seine Informationen mitzuteilen, als bei anderen Spielen dieser Art, denn man muss sich zwar eine Meinung bilden, aber keine Mehrheiten zusammenbekommen. Wenn jeder mehr oder weniger verwirrt vor sich hinschweigt, während er sich eine Meinung bildet, funktioniert das auch irgendwie, aber es wird eben sehr ruhig am Spieltisch.

Der Scharfschüzenmodus gefällt hier besser, da der Scharfschütze jedem Spieler bekannt ist, liefert er zumindest einen Fixpunkt für die Spielrunde. Außerdem kann der Schütze als Hauptperson auch moderierend in den Prozess eingreifen, was der ungeordneten Runde gut tut. Mit einem großen Pluspunkt kann Crossfire auf jeden Fall aufwarten: Es ist kurzweilig. Mit zunehmender Erfahrung arten die Diskussionsrunden bei diesem Spieltypus häufig aus. Bei Crossfire hingegen tickt die Sanduhr, es bleibt keine Zeit logische Inkonsistenzen detailiert auszudiskutieren, dadurch bleibt es zwar oft verwirrend, wirkt aber dabei nicht anstrengend. Man sollte das schnelle Crossfire ruhig mal in beiden Varianten ausprobieren, für mich persönlich bleibt The Resistance zwar deutlich zeitaufwendiger, aber dafür unangefochten auf dem Thron der kommunikativen Deduktionsspiele.

Spielanleitung zu Crossfire

Infos zu Crossfire

  • Titel: Crossfire
  • Verlag: Asmodee
  • Autor: Emerson Matsuuchi
  • Spieleranzahl (von bis): 5-10
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 3
  • Jahrgang: 2017

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