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Das Orakel von Delphi

Das Orakel von Delphi - Foto von Hall Games

Spieleautor, Schullehrer und -direktor Stefan Feld schickt im Spiel Das Orakel von Delphi (Hall Games/Pegasus Spiele) bis zu vier Spieler auf eine abenteuerliche Schifffahrt durch die Ägäis – und in einen wilden Farbenrausch, dass die Hippie-Fantasien der 60er ein Schwarz-Weiß-Film dagegen sind. Und das alles nur, weil Zeus aus einer Götterlaune heraus Sterbliche mit einem Besuch im Olymp lockt, wenn sie zwölf Aufgaben erfüllen: Es sollen drei Kultstätten erbaut, drei Statuen errichtet, drei Opfer gebracht und drei Monster besiegt werden. Wem dies als Erstes gelingt, der gewinnt den Wettstreit und darf einen Tag mit den Göttern verbringen. Und wie es sich im antiken Griechenland gehört, sticht man nicht gut Glück in See, sondern befragt das Orakel von Delphi. Dessen kryptische Botschaft gilt es allerdings richtig zu deuten – oder die Reise wird zu einer wahren Odyssee!

Jeder Spieler spielt einen der heldenhaften Griechen, die sich den zwölf Aufgaben stellen. Mit einem kleinen Holzschiff bereist man den variablen Spielplan und muss Inseln anfahren, um dort die einzelnen Aufgaben zu lösen. Hat man alle zwölf Aufgaben gelöst, muss man nur noch in die Mitte des Spielplans zurücksegeln und Zeus die frohe Botschaft überbringen. Ein Stefan Feld löst dies natürlich nicht über öde Würfelei, sondern verpackt das Ganze in ein ordentlich taktisches Pickup & Deliver Racing Game.

Das Orakl von Delphi: Auf die richtigen Farben kommt es an

Der grundlegende Spielmechanismus basiert auf sechs Farben: Grün, Rot, Schwarz, Pink, Blau und Gelb. Zum Beginn jeder Runde hat jeder Spieler bereits drei Farbwürfel vor sich liegen, die er am Ende der letzten Runde bzw. beim Spielstart gewürfelt hat. Diese Farbwürfel stellen die Prophezeiung des Orakels dar, welche natürlich schwammig ist: Mach eine Aktion mit Farbe A, Farbe B und Farbe C. Wobei Farben auch mehrfach vorkommen können. Alle Aktionen im Spiel sind farbkodiert. Z. B. haben die Felder auf dem Spielfeld alle eine bestimmte Farbe. Und auf ein rotes Feld kann ich nur fahren, wenn ich auch einen roten Würfel habe. Eine Insel mit einem grünen Rahmen kann ich nur entdecken, wenn ich einen grünen Würfel habe. Ein schwarzes Monster kann ich nur mit einem schwarzen Würfel bekämpfen. Eine gelbe Wunde nur mit einem gelben Würfel heilen. Und so weiter.

Bevor ich also irgendetwas in meinem Spielzug mache, muss ich schauen, wie ich meine drei Würfel nicht nur optimal in dieser Runde einsetze, sondern auch in welcher Reihenfolge ich meine Aufgaben am besten erfülle. Es ist z. B. nicht ratsam, direkt zu Beginn den Kampf mit einem Monster zu suchen. Dafür fehlt es dieser Zeit noch an effektiver Verteidigung, die auf dem Spieler-Tableau durch ein Schild von 0-5 angezeigt wird. Die Verteidigung steigt durch Belohnungen, die ich beim Erfüllen von anderen Aufgaben erhalte, z. B. indem ich eine Insel entdecke oder eine Statue abliefere, wodurch sich meiner Suche eine Gestalt der griechischen Mythologie anschließt.

Das Orakel von Delphi: Der Schlüssel zum Sieg ist die Gunst der Götter

Wie in den griechischen Sagen, so mischen sich auch im Spiel die Götter in das Geschehen ein. Zeus persönlich belohnt uns hin und wieder mit seiner Gunst, was im Spiel in Form von Gunstplättchen dargestellt wird. Diese können mannigfaltig eingesetzt werden, z. B. um die Reichweite des Schiffes für einen Zug zu erhöhen oder um ausdauernder gegen besonders widerspenstige Monster kämpfen zu können. Besonders effektiv sind diese Plättchen aber dann, wenn man sie nutzt, um die Farbe eines oder mehrerer gewürfelter Würfel zu ändern.

Bei den anderen Göttern muss man erst ordentlich Punkte sammeln, damit sie einen unterstützen. Und dies wird im Spiel ebenfalls auf den jeweiligen Spieler-Tableaus dargestellt. Die Götter wandern dort von Wolke zu Wolke bis sie den höchsten Punkt erreicht haben und stehen dann mit ihren Spezialfähigkeiten wie folgt zur Verfügung:

  • Poseidon: Lässt einen einmalig mit dem Schiff an eine beliebige Stelle des Plan fahren, ohne dafür würfeln zu müssen.
  • Artemis: Lässt einen ein beliebiges Inselplättchen aufdecken und die Belohnung hierfür kassieren.
  • Ares: Ganz der Kriegsgott, lässt er einen ein Monster ohne zu würfeln besiegen.
  • Apollon: Der Spieler zieht eine Orakelkarte, die zusätzlich neben den Orakelwürfeln für Aktionen genutzt werden darf. Zusätzlich können in dieser Runde Karte und Würfel für beliebige Farben eingesetzt werden.
  • Aphrodite: Heilt alle Wunden.
  • Hermes: Befindet man sich mit seinem Schiff an einer Stadt mit Statuen, kann man auch eine Statue aus einer beliebigen, weit entfernten Stadt nehmen.

Und in der Gunst der Götter steigt man natürlich u.a., indem man Aufgaben erfüllt. Oder aber, wenn sich eine farbige Gottheit bereits auf Wolkenwanderschaft befindet und ein Mitspieler beim Würfeln einen Würfel mit der Farbe der Gottheit würfelt. Es bleibt für einen also interessant, wenn der Mitspieler würfelt.

Fazit: erfreulich niedrige Downtime bei Das Orakel von Delphi

Nicht nur dadurch, dass das Würfeln des Mitspielers für einen relevant sein kann, sondern auch, dass man am Ende seines Zugs bereits die Würfel für den nächsten Zug würfelt und somit während der Züge der anderen Mitspieler planen kann, kann die Downtime erfrischend niedrig gehalten werden. Allerdings ist es auch gar nicht so uninteressant, die anderen Mitspieler bei ihrer Planung zu beobachten, um ihnen während des eigenen Zuges bspw. benötigte Opfergaben vor der Nase wegzuschnappen. Wie auch immer … Ich hatte bei unseren Spielrunden nie das Gefühl, dass trotz einer Spiellänge von 60-90 Minuten Langeweile aufkam. Dafür bietet Das Orakel von Delphi neben den hier beschriebenen Mechanismen doch zu viele Möglichkeiten, die hier nicht alle beschrieben werden sollen.

Thematisches Spiel ohne intensives Storytelling

Stefan Feld ist ein schönes thematisches Brettspiel über einen von Zeus initiierten Wettstreit im alten Griechenland gelungen, ohne dass das Spiel normale Spieler durch Rollenspielelemente abschreckt. Es tauchen zwar im Spiel neben den obligatorischen Göttern bekannte Monster wie der Minotaurus, der Zyklop oder die Medusa auf, doch werden alle gleich bekämpft, nämlich durch schlichtes Würfeln mit einem W10. Auch die zahlreichen Begleiter wie der Phönix, der Pegasus, Pan, Hektor, Herakles oder Achilles kommen nur mit einer von drei möglichen Fähigkeiten hinzu. Feld vernachlässigt hier mögliches Storytelling zugunsten der Übersichtlichkeit, bietet mehr Taktik als Kopfkino. Und das kam in unseren Runden gut an.

Doch selbst wenn man nicht der Taktikfuchs ist, der jeden Zug minutiös durchplant, lässt sich Das Orakel von Delphi gut spielen. Auch wenn das Spiel ab zwölf Jahre empfohlen wird, können spielerprobte Kinder spätestens mit zehn Jahren problemlos die Reise durch die Ägäis antreten. Trotz der zahlreichen Optionen verinnerlicht man nicht zuletzt dank der guten Anleitung die Regeln schnell und es stellt sich schon in den ersten Partien ein zügiger Spielfluss ein. Denn der Mechanismus hinter dem Spiel ist simpel: Mit einem bestimmten Farbwürfel kann ich alle Aktionen einer bestimmten Farbe während meines Zuges ausführen. Und die einzelnen Aufgaben habe ich dank der Aufgabenplättchen jederzeit vor Augen. Und das Spiel gewonnen habe ich, wenn alle Aufgabenplättchen weg sind und die Mitte des Spielbretts erreicht ist.

Und da ich schon seit meiner Kindheit ein Faible für den Stoff der griechischen Sagen habe und das Spiel sowohl mit zwei als auch mit mehr Spielern wunderbar funktioniert, kann ich es trotz Farbrausch uneingeschränkt empfehlen. Es sei denn, man hat ein Handicap hinsichtlich Farben. Dann dürfte die Nummer hier nur schwer spielbar sein.blank

Infos zu Das Orakel von Delphi

  • Titel: Das Orakel von Delphi
  • Verlag: Pegasus Spiele, Hall Games
  • Autor: Stefan Feld
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 60-100
  • Jahrgang: 2016

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