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Evolution (deutsche Ausgabe)

Evolution - Foto von Schmidt Spiele

blankEinfach mal Gott Spielen! Wenn ich die gelbe Packung mit den Tierzeichungen und dem großen Logo von Schmidt Spiele ausgepackt habe, war die häufigste Frage: “Evolution? Ist das ein Kinderspiel?”. Welche Eigenschaften sichern einer Art das Überleben? Fleisch- oder Pflanzenfresser, Körpergröße oder Anzahl, Intelligenz oder Fruchtbarkeit – das sind Fragen denen man in Evolution spielerisch nachgehen kann. Und Arterhaltung ist nun wirklich kein Kinderspiel. Ursprünglich ist Evolution 2011 bei Right Games erschienen, wurde es 2014 von North Star Games über eine Kickstarter-Kampagne neu verlegt, die Rezension zur US-Version von Axel Bungart findet man übrigens hier. Mittlerweile hat Evolution eine kleine Fangemeinde aufgebaut: Die „Flight“-Expansion ist für die US-Version bereits finanziert. Schmidt Spiele hat sich des Spiels nun angenommen, einige Karten überarbeitet und Evolution im Frühjahr 2015 in Deutschland herausgebracht.

Und Größe zählt doch! So wird Evolution gespielt

Zwei bis fünf Spieler versuchen, verschiedene Tierarten zu entwickeln, diese mit überlebenswichtigen Eigenschaften auszurüsten, deren Körpergröße und Population zu erhöhen und – ganz wichtig: Sie zu ernähren. Denn gefressene Nahrungschips geben am Ende des Spiels Siegpunkte. Jeder Spieler startet mit einer einzigen Tierart, die eine Größe und einer Population von gerade mal eins besitzt.

Zu Beginn einer Spielrunde erhält jeder Spieler Karten, die man an die Tierart anlegen kann. Auf ihnen findet man ausnahmslos Eigenschaften, mit denen die eigenen Tierarten ordentlich gepimpt werden können. Wer eine Eigenschaft nicht an eine Tierart anlegen möchte, kann die Karten aber auch anders nutzen: Man wirft eine beliebige Eigenschaftskarte ab, um die Körpergröße oder die Population um eins zu erhöhen. Oder man lässt gleich eine neue Tierart entstehen. Beliebig viele Karten kann man in einem Zug einsetzen, kombiniert ergeben sich jede Menge Möglichkeiten, um seine Karten effektiv einzusetzen.

Waren alle Spieler an der Reihe, startet die Ernährungsphase. Jeder gefressene Nachrungschip gibt einen Siegpunkt. Zusätzlich hungern Tierarten, die nicht die Anzahl Nahrungschips abkriegen, die der Anzahl ihrer Population entspricht – und werden entsprechend kleiner. Für jeden Chip der fehlt, sinkt die Population um eins. Wirklich knifflig wird es dadurch, dass das Angebot der in der Mitte liegenden Nahrungschips begrenzt ist. Wer also durch passende Eigenschaften möglichst schnell möglichst viel Nahrung aus dem Nahrungsangebot ziehen kann, hat seine Karten gut genutzt.

Es gibt Kombos die gut funktionieren, zum Beispiel Langer Hals, Gefräßigkeit und Verstecken. So frisst man noch vor dem Start einen Nahrungschip durch den langen Hals, verdoppelt den Nahrungsmarker mit Gefräßigkeit und mit Verstecken kann eine Tierart die satt ist nicht angegriffen werden. Wer also Karten derart geschickt kombiniert, ist unter Umständen unangreifbar, noch bevor der erste Spieler auch nur seinen Zug machen kann. Da die vorhandenen Eigenschaften überschaubar sind, sind die meisten Kombos auch schnell für jeden klar, und man bekommt Lust, gezielt bestimmte Kombinationen auszuprobieren. Theoretisch zumindest, denn wie stark die Karten wirken, hängt in erheblichem Maße auch von der Spielweise der Mitspieler ab.

Fressen und gefressen werden – die Fleischfresser greifen ein

Das wäre ein beschauliches Entwickeln und Fressen, wenn es nicht die sieben Eigenschaftskarten Fleischfresser gäbe. Die machen das Spiel erst interessant. Denn einmal angelegt, dürfen Fleischfresser den Vorrat an pflanzlicher Nahrung nicht anrühren. Stattdessen attackieren Fleischfresser die Arten der Mitspieler. Wenn der Angreifer größer als der Verteidiger ist, gelingt der Angriff automatisch und der Angreifer kann sich über Nahrungschips in Höhe der Körpergröße des Gefressenen hermachen. Die Population des Gefressenen sinkt um eins. Sinkt die Population auf Null ist die Art ausgestorben. Das Spiel mit einem Fleischfresser ist anspruchsvoller, aber besonders, wenn es viele Tierarten gibt, die keine Verteidigungsfähgkeit entwickelt haben, kann sich ein Wechsel zum Fleischfresser durchaus lohnen.

Daher ist es stets wichtig die Mitspieler im Auge zu behalten. Gerade am Start einer neuen Runde fühlt man sich gehetzt, weil jeder Mitspieler mit einem Fleischfresser auftrumpfen könnte. Wenn man zu unvorsichtig agiert, steht man möglicherweise ohne Verteidigung da und wird gefressen. Andererseits ist das Angebot an pflanzlicher Nahrung oft knapp, gerade wenn keine Fleischfresser im Spiel sind. Eine zusätzliche Karte, die das Aufnehmen von Nahrung erleichtert, kann hier viel wert sein. Immer entscheidend ist die Reihenfolge: Wie viele Spieler sind nach mir noch dran und könnten mir gefährlich werden? So fühlt man sich stets gehetzt und sollte entweder mit Verteidigungskarten vorgesorgt haben – oder zumindest einen Angriff wegstecken können.

Evolution: Unterschiede zur US-Ausgabe?

Im direkten Vergleich zur amerikanischen Ausgabe ist die Version von Schmidt Spiele im Ablauf identisch, allerdings wurden auf Wunsch des Autors einige Änderungen an den Eigenschaftskarten vorgenommen und dadurch ein anderes Balancing erreicht. Die Fleischfresser sind stärker geworden, besonders die Karte Rudeljagd ist für Fleischfresser nun eine mächtige Waffe. Sie erlaubt, beim Angreifen die Population zur Körpergröße hinzuzurechnen, was große Tierarten deutlich einfacher angreifbar macht.

Wie gut ist das Kartenspiel Evolution?

Ich mag Evolution. Auch nach über zehn Partien bin ich mir nicht sicher, wer tendenziell am Ende die Nase vorn hat – Fleisch- oder Pflanzenfresser. Es ist mit bis zu fünf Spielern spielbar, am besten spielt es sich zu viert. Evolution ist in unter fünf Minuten erklärt und in knapp einer Stunde gespielt. Und genau darin liegt der große Wiederspielreiz: Wegen der relativ kurzen Spielzeit juckt es jedesmal, es direkt noch einmal zu probieren. Diesmal erwischt man bestimmt eine bessere Eigenschaftskombination. Erfahrene Vielspieler könnten einwerfen, es gäbe gerade mal 17 Eigenschaften, das sei nicht besonders anspruchsvoll. Aber gerade die Überschaubarkeit ist die Stärke von Evolution. Man erreicht schnell eine Vertrautheit mit den Karten, für die man bei anderen Kartenmanagern wie Dominion oder Race for the Galaxy viele Partien braucht.

Auch das Gefühl in einem ständigen gehetzten Entwicklungsprozess zu sein, in dem jede falsche Entscheidung zum Aussterben führen kann, transportiert das Spiel gut. Evolution ist extrem dynamisch und zwingt den Spieler, immer die Aktionen der Mitspieler im Auge zu behalten, wird dabei aber nicht unübersichtlich. Für Familien und Gelegenheitsspieler ein klarer Tipp, aber auch Freunde anspruchsvoller Spielekost dürfen sich Evolution gerne näher anschauen, denn eins ist es sicher nicht: ein Kinderspiel!

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Evolution (deutsche Ausgabe)

  • Titel: Evolution
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor: Dimitry Knorre, Sergey Machin, Dominic Crapuchettes
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2015
  • Video:
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