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Four Gardens

Seit 2014, als ich mich in Abraca…What? verliebte, werfe ich immer wieder einen Blick über den europäischen Tellerrand auf den koreanischen Verlag Korea Boardgames. In diesem Jahr (2020) hat sich der Blick mal wieder gelohnt, denn Korea Boardgames hat ein Spiel von Martin Doležal namens Four Gardens aufgelegt.

Die Aufgabe für zwei bis vier Spieler besteht in Four Gardens darin, aus zwei bis fünf Landschaftskarten Panoramen zu errichten, für deren Bau sie zunächst Ressourcen sammeln müssen. Und da das Ganze so generisch wie abgedroschen klingt, hat man sich etwas einfallen lassen. Mitten auf dem Tisch steht eine fast 30 cm hohe Pagode, deren vier Etagen sich einzeln drehen lassen. An ihren Seiten zeigen sie die zu sammelnden Ressourcen (0-3).

Four Gardends - die Pagode im Spiel - Foto von Axel Bungart

So funktioniert Four Gardens

Will man Ressourcen sammeln, spielt man eine Handkarte aus, die es einem erlaubt, eine der Pagodenetagen zu drehen. Alle darüber liegenden Pagodenteile dreht man dabei mit. Danach kann der Zugspieler (theoretisch) alle Ressourcen einsammeln, die er auf der ihm zugewandten Seite der Pagode sieht. Soweit die Theorie. Damit das nicht zu übersichtlich wird, hat man die Lagermöglichkeit aber auf vier (max. fünf) Ressourcen begrenzt. Außerdem gibt die ausgespielte Karte vor, ob man die Ressourcen von der Pagode in der Lesrichtung von oben nach unten oder von unten nach oben einsammeln darf, was für die Befüllung der Lagerplätze einen Unterschied ergibt.

Irgendwas geht aber immer, und die Ressourcen können dann bei einem der nächsten Züge zum Bau einer Landschaftskarte verwendet werden, womit man 1. dem Ziel (Panoramabuilding) ein Stück näher gekommen ist und 2. schon die zweite Funktion der Handkarten kennengelernt hat. Zwei weitere Funktionen sind das Auslegen der Karten selbst sowie Sonderaktionen, mit denen man Ressourcen zwischen Lager und Landschaftskarten transportieren kann. Da man immer nur eine der Funktionen der Karten nutzen kann, ist häufig etwas Trennungsschmerz dabei, wenn man Karten auf eine bestimmte Weise nutzt.

Panoramen sind das Ziel

Four Gardends - Panorama - Foto von Axel Bungart

So bildet man im Laufe des Spiels zusammengehörige Panoramen (durch Farben indiziert). Immer wenn man Landschaftskarten baut oder gar Panoramen vervollständigt, rückt man je nach Farbe auf Punkteleisten voran. Panoramen, die aus mehr Karten bestehen, bringen dabei deutlich mehr Punkte ein als kleinere Panoramen. Auf den vier Punkteleisten kann man Gegenspieler sogar eliminieren, wenn diese nicht schnell genug vom Fleck kommen, während man selbst schon am Ende angekommen ist.

Wer, je nach Spielerzahl, acht bis zehn Landschaftskarten ausgelegt und gebaut hat, beendet damit das Spiel; Gewinner ist, wer dann die meisten Punkte hat.

Überzeugendes Spielmaterial

Trotz meines pankontinentalen Blicks bin ich wieder eher zufällig auf Four Gardens aufmerksam geworden – shame on me. Ein Trailer, der mehr über das Spiel verschwieg als er verriet, machte mich neugierig. Mehr ein Imagefilm: Eine entspannte Sonntagsvormittagsatmosphäre, eine Asiatin, die sich gemütlich Kaffee zubereitet und dabei eher beiläufig das Spiel dekantiert, unterlegt mit chilliger Musik. Aus Marketingsicht Weltklasse!

Four Gardends - tolles Material - Foto von Axel Bungart

Nun darf aber das Spiel nicht hinterherhinken. Und das tut es auch nicht. Nicht, dass ich es für Weltklasse halte. Aber es macht Spaß. Das fängt schon beim Material an. Die Ressourcensteine sind adäquat geformt, bestehen aus diesem federleichten Holz, das man häufig in Spielen aus Crowdfundingprojekten findet, und sind bestenfalls ein Tickchen zu klein. Die Karten lassen auf den ersten Blick asiatischen Charakter erkennen. Alles andere wäre auch Quatsch, denn man baut ja schließlich asiatisch anmutende Gärten um eine Pagode. Dennoch ist das trotz Farbenvielfalt nicht aufdringlich, und besonders die Karten ergeben am Ende einfach schöne Panoramen. Die Spielregel gab es bei Abgabe dieser Rezension nur auf Englisch, jedoch ist eine deutsche Regel in Vorbereitung. Doch auch die englische Spielregel stellt auf vier kurzen Seiten vollumfassend dar, worum es geht, ist gut bebildert und mit Schulenglisch zu verstehen.

Der Dreh mit der Pagode

Während sich bei Eurogames (häufig auch heute noch) der Anteil an 3D-Elementen im Spiel diametral zum Spielgehalt und damit zur Qualität verhält, ist die Pagode hier nicht nur schön und funktional, sondern das zentrale und wirkungsvolle Instrument. Bereits zu zweit lässt sich Four Gardens ohne Einschränkung spielen. Es ist dann taktischer. Bei mehr als zwei Spielern ist es zwar kaum vorhersehbar, welche Auswahl an Ressourcen man nach Ausspielen der eigenen Karten zur Verfügung haben wird. Zumal man die passende Karte erst mal haben muss. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtige Etage in die richtige Richtung zu drehen und dabei zu beachten, dass sich alle darüber liegenden Etagen mitdrehen. Und schließlich ist die Reihenfolge ausschlaggebend, in der man sich die Ressourcen nehmen darf. Dennoch macht genau das den Reiz aus und verursacht oft zunächst grüblerische Verzweiflung, die sich aber häufig in befreites Juchzen entlädt, weil man doch noch im wahrsten Sinn des Wortes einen Winkelzug entdeckt hat.

Mit Glück hat das nicht viel zu tun, wenn man davon absieht, dass man die Karten nachziehen muss, die man braucht, um ein Panorama zu beenden. Andererseits kommen alle Karten häufig genug vor und der Kartendurchsatz ist so hoch, dass das relativ wenig ins Gewicht fällt. Wichtiger ist, sooft wie möglich die optimale Anzahl an Ressourcen zu bekommen, die man braucht.

Four Gardends - Leiste - Foto von Axel Bungart

Four Gardens ist daher durchaus anspruchsvoll, wenn man versucht, den Dreh mit der Pagode herauszubekommen. Alleine das birgt schon einen hohen Spielreiz. Man kann sich auch zurücklehnen und sehen, was sich so ergibt. Auch das funktioniert, aber da Four Gardens auch einen gut dosierten Rennanteil in sich trägt, wird man damit eher ein Stück hinterhertraben als vorwegzugaloppieren. Das kann sich rächen. Somit halte ich die Altersempfehlung von mindestens zehn Jahren für denkbar, aber mehr Verständnis dafür hat man wohl eher mit zwölf Jahren.

Ich sollte mich wohl doch wieder mehr um die Spiele des in Korea sehr bekannten Verlags kümmern, denn immer wieder läuft man sonst Gefahr, eine Perle zu übersehen. Perle oder nicht: Four Gardens war der Sieger des Korea Boardgames Design Contest 2018. In meinen Augen ist Four Gardens so eine kleine Perle, die ich gerne weiterempfehle.blank

Infos zu Four Gardens

  • Titel: Four Gardens
  • Verlag: Korea Boardgames
  • Autor: Martin Doležal
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2020
  • Video:
    YouTube

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