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Fungi

Kartenspiel Fungi - Foto von Pegasus Spiele

blankEin dunkler Wald liegt vor uns. So friedlich und düster, wie man es sich für einen Wald vorstellt. Aktuell wirkt er daher nicht sehr einladend, aber was bleibt einem wie mir anderes übrig, wenn man Hunger hat und der Auftrag nun einmal lautet, IN den Wald zu gehen und Pilze zu sammeln. Unsere Ausrüstung ist nicht sehr umfangreich und besteht gerade mal aus einer armseligen Pfanne, in der man für eine Mahlzeit Pilze braten kann – abgewaschen wird hier nicht, das ist was für Luschen. Aber mal sehen, evtl. liegt im Wald ja noch irgendwo was rum, was einer Pfanne ähnlich ist, sodass man sich doch etwas mehr braten kann.

Fungi: Das Kartenspiel beginnt

Unser sichtbarer Wald besteht zu Anfang aus acht Karten, wobei er tatsächlich aus noch viel, viel mehr Karten besteht, aber nur besagte acht Karten sind zu Beginn „bespielbar“. Bespielbar heißt so viel wie, dass wirklich erreichbar nur ein, zwei sind, während die anderen sechs zwar schon sichtbar, aber noch nicht wirklich erreichbar sind. Strengen wir uns jedoch an und schnappen uns einen langen Stock, so können wir unter Umständen auch die Delikatessen weiter hinten erreichen. Ansonsten ernten wir unsere Pilze hauptsächlich, wenn wir uns Stück für Stück weiter in den Wald vortasten und schauen, was sich zu unseren Füßen (respektive auf den vordesten zwei Karten) befindet – was uns nicht gefällt, das wandert erst einmal in den Reste-Eimer – evtl. kann man das ja doch noch mal gebrauchen. Fakt ist, dass wir zwei uns in diesen Wald aufmachen und abwechselnd Pilze am Wegesrand entdecken. Manchmal gefällt einem das nicht, was man in Reichweite sieht, dann kann man auch erst einmal ein paar seiner schon gepflückten Pilze braten oder verkaufen und später schauen, was sich in der Zwischenzeit am Wegesrand getan hat.

So wird Fungi gespielt

Spieltechnisch darf ich mir aus der Pilzschlange einen der beiden vorderen Pilze pflücken, während der jeweils andere auf dem Reste-Stapel landet. Das Verschwinden der vorderen Pilze haben die bisher verborgenen Pilze natürlich bemerkt und am hinteren Ende der Schlange wachsen sogleich zwei neue, sodass die Pilzschlange wieder ihre ursprüngliche Länge von acht Pilzen erreicht und der Gegenspieler jetzt mit Pflücken oder seinen Alternativ-Aktionen an der Reihe ist. So könnte er sich jetzt beispielsweise ein paar schmackhafte Pilze in die Pfanne hauen – hierzu muss er nur mindestens drei gleiche sowie eine Pfanne auf der Hand haben. Das ist der Weg, um Punkte zu sammeln. Denn alles, was sich am Ende in einer meiner Pfanne befindet, zählt für mich als Punkte.

Und was kann sich in meiner Pfanne befinden? Zuerst einmal werden es Pilze sein, von denen es immerhin zehn verschiedene Sorten gibt – diese wiederum sind nicht alle gleich schmackhaft und schon gar nicht gleich häufig. Das bedeutet, dass sich mit ihnen auch – entsprechend ihrer Häufigkeit – Punkte erzielen lassen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass es viel zu viele Pilze gibt und ich so viele gar nicht gleichzeitig tragen kann. Außerdem stehen ab und zu Giftpilze am Wegesrand, die – wie immer sie das machen – auch ab und zu in meiner Sammlung landen. Dumme Sache, denn das verdirbt einen Großteil meiner gar seltenen Pilze und zwingt mich außerdem, mich erneut entsprechend umzusehen und meine Sammlungen wieder Pilz um Pilz aufzustocken.

Gelingt es mir trotz aller Probleme, eine ausreichend große Menge an identischen Pilzen zu sammeln und zu braten, so kann ich diese Mahlzeit ferner mit Käse oder/und Cidre verfeinern, was meinen Magen weniger knurren lässt und meinem Punktekonto auch ziemlich gut tut. Da das Sammeln von identischen Pilzen wirklich nicht einfach ist, existieren auch ein paar sogenannte Nachtkarten auf unserem Weg durch den Wald. Diese Nachtkarten gibt es für jede Pilzsorte genau einmal, jedoch ist vor dem Pflücken noch nicht sicher, welche Sorte man gerade beabsichtigt zu pflücken – hinterher zählt diese eine Karte jedoch wie zwei Karten dieser Sorte, was das Sammeln genau dieser Sorte ein wenige einfacher macht – sammelt man diese Sorte jedoch nicht (weil zum Beispiel zu viele Pilze dieser Sorte schon gepflückt und gebraten sind), so hat man eine Karte mehr auf der Hand und einen weiteren Grund über das eigene Handkartenlimit zu jammern. Ein Limit, das jeder für sich selbst erhöhen kann, wenn – ja wenn – er nur genügend Tragekörbe sein Eigen nennt. Das sollte nicht all zu schwer sein, denn schon vor uns waren Pilzesucher in diesem Wald und so liegen diese Körbe auch ab und zu am Wegesrand – man muss sie nur aufsammeln.

Das Spielende von Fungi

So ein Spiel hat natürlich auch ein Ende und in unserem Fall ist es ein ganz natürliches Ende. Wenn wir auf unserem Weg durch den Wald, das andere Ende erreicht haben, sind wir nicht nur am Ende unseres Weges  angelangt, sondern auch am Ende des Spieles. Wenn’s keine Pilze mehr gibt, gibt’s auch nicht’s mehr zu pflücken und dann kann man den Tag auch mal beenden (und seine Punkte zählen). Was jetzt zählt, wissen wir ja schon. Und so sollte recht zügig bekannt sein, welcher der beiden Kontrahenden das Spiel gewonnen hat.

Fungi – was bleibt am Ende?

Am Ende haben wir ein kurzweiliges Kartenspiel, das zwei Spieler über die vorgesehene Zeit gut unterhalten kann. Das Thema um die Pilze ist frisch und unverbraucht und dabei noch nicht mal kompliziert. Hier ein paar Karten sammeln, dort ein paar Karten (mit einer Pfanne) ablegen – und schon hat man Punkte. Das ist einfach zu verstehen – und das trifft für die meisten Karten zu. Einzig der Fliegenpilz, der als böse Karte etwas eigen ist, bedarf einer etwas intensiveren Betrachtung, da er etwas mehr bewirkt, als alle anderen Pilze und nicht vollständig selbst erklärend ist. Das jedoch lernt sich durch Proberunden.

Was sich jedoch bei Fungi von Brent Povis schwer lernen lässt, ist mit der Vielzahl an unterschiedlichen Pilzen klar zu kommen, die sich aus dem Wald auf meine Hand drängen. Es ist ja nicht so, dass man sich auf das Sammeln von zwei oder drei Sorten konzentrieren könnte und ein einfaches Spiel vor sich hat, nein – es werden irgendwie immer mehr Pilzsorten, als man brauchen kann. So zwingen uns die Pilze, das eigene Handkarten-Management zu überdenken und aus dem, was kommt, das Beste zu machen. Das beste gemacht hat übrigens auch Pegasus Spiele, als sie Fungi eine so umfangreiche Anleitung spendierten – eine Anleitung, die vom Umfang her, mit einigen Brettspielen mithalten kann.

Was man durch die Anleitung jedoch nicht lernen kann, ist, mit den Gegebenheiten IM Spiel klar zu kommen. Da gibt es einerseits ein fieses Handkartenlimit und andererseits die Massen an unterschiedlichen Pilzen. In dieser Kombination ist man oft hilflos und selbst eine Erhöhung des Handkartenlimits bringt oft nur eine kurzzeitige Erholung. Man wird oft (sehr oft) nur eine Dreier-Gruppe braten, weil mehr selten machbar ist. Und weil man sich im gleichen Zuge denkt, dass schon drei gleiche Karten eine irre Leistung sind. Aber auch gerade dieser Reiz ist es, der Fungi immer wieder auf den Tisch bringen wird, denn wer will schon gegen ein paar Karten aufgeben, die einfach nur am Wegesrand liegen und passend aufgesammelt werden müssen?

Fungi: Schmeckt die schöne Pilzpfanne?

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf das Kartendesign, das ein paar Bemerkungen verdient hat. Den größten Raum der Karte nimmt das Bild ein – ein Bild mit ziemlich viel Landschaft zu der sich ein paar Pilze gesellen, die mehrheitlich am Boden wachsen und so kaum ins Auge fallen. Okay, sie befinden sich nicht ganz am unteren Ende der Karte, sondern ein wenig höher, damit ganz unten noch der lateinische Name des Pilzes Platz finden konnte. Das Bild der Pilze hätte auf der Karte gerne etwas größer ausfallen können und wenn der Name in den Epilog der Spielregel gewandert wäre, hätte auch das den Karten durchaus gut getan. Unterscheiden lassen sie sich auf der Hand auch ohne diese Daten, denn Ihre Wertigkeit ist in einem senkrechten Balken links und rechts oben auf der Karte deutlich angezeigt – somit sind die Karten für Links- und für Rechtsfächerer gleichsam geeignet, auch wenn man sie dazu evtl. vorher so ausrichten muss, dass das Bild aufrecht steht.

Fungi: Seltener Sammelmechanismus überzeugt

Alles zusammen genommen handelt es sich bei Fungi um ein Spiel mit einem ungewöhnlichen Thema und einem großen Anfangsreiz, der sicher mit der Zeit abnimmt, aber mir auch nach einer zweistelligen Anzahl an Partien noch gefällt. Wahrscheinlich bin ich noch immer der Typ „Jäger & Sammler“, denn dieses Aufsammeln der Pilze, das mir in dieser Form noch nicht untergekommen ist, gefällt mir ziemlich gut. Aktuell suche ich noch nach einer guten Möglichkeit bzw. Taktik, wie ich dem Glück mit dem Pilzwachstum am Wegesrand etwas besser beikommen kann, denn noch fällt das Sammeln nicht immer leicht. Mit einer Zeitangabe von 20-40 Minuten ist Fungi gut getroffen. Das ist ein Zeitraum, über den Fungi trägt und den man außerordentlich gut mitspielen kann.

Die Regeln von Fungi sind verständlich und ziemlich ausführlich geschrieben, was einerseits gut ist, andererseits hat man so natürlich mehr Text zu lesen, was nicht jedermanns Sache ist. Aber so ist das nun einmal mit Regeln – man braucht sie zum Spielen, hätte sie aber auch gerne so kurz, dass sie übersichtlich sind. Bei Fungi sind sie verblüffend ausführlich geworden für ein Kartenspiel dieses Umfanges und könnten so abschrecken. Das wäre allerdings schade, denn hinter diesen Regeln verbirgt sich ein ansprechendes Spiel, das gefallen kann.

Spielanleitung zu Fungi

Infos zu Fungi

  • Titel: Fungi
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Brent Povis
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 20-40
  • Jahrgang: 2014

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