Reich der Spiele

Furcht

Spielkarten Furcht - Fotos von Axel Bungart

Ein Fabelspiel

Unter dem Begriff Fast Forward kannte ich bis zum Herbst 2017 nur die Schneller-Vorlauf-Taste auf meinem DVD-Player. Dann kam Friedemann Friese und erfand, wenn nicht das Rad, dann zumindest den Begriff neu. Gleich drei seiner Spiele, also eine Spieleserie, tragen den Vornamen Fast Forward: Flucht, Festung und das hier zu besprechende Furcht im hauseigenen 2F-Spiele-Verlag. Sie zeichnen sich vor allem durch eine – sagen wir – anfangs kaum vorhandene Spielregel aus. So auch Furcht, in dessen Schachtel wir ausschließlich einen Stapel (mit 90) Karten finden, auf denen Zahlen stehen. Und ein Plastiktütchen, was nicht ganz unwichtig ist.

Wie funktioniert Fast Forward – Furcht?

Die oberste Karte dieses Decks schreit einen gleich an: Karten nicht mischen! Dann dreht man diese Karte um und findet tatsächlich die ersten und bis auf weiteres einzigen Regeln. Genau zwei Regeln, von denen eine lautet, man solle einen Startspieler suchen. Weiter heißt es, man dürfe eine Karte vom Stapel ziehen oder eine ausspielen.

Und los geht’s! Erste Regelfrage des Startspielers: „Hää?“. Nun, da man keine Karte(n) auf der Hand hat, kann logischerweise nur die zweite Alternative infrage kommen: Karte ziehen. Das muss man den Mitspielern dann aber noch mal explizit erklären. So viel Banalität ist man nicht gewohnt als Vielspieler.

So geht es ein paar Runden mit fragenden Gesichtern, dann tauchen im Kartenstapel plötzlich neue Regeln auf. Viel mehr darf man an dieser Stelle aber schon nicht verraten. Mit Ausnahme der wichtigsten im gesamten Spiel: Alle ausgelegten Karten werden in der Mitte offen nebeneinander gelegt. Ergibt die Summe aller ausgelegten Zahlen 15 oder mehr, hat derjenige das Spiel verloren, der das bewirkt hat.

So. Alles andere müssen und sollen die Spieler im Laufe der Partie herausfinden. Denn das bedeutet nach FF’scher Definition „Fast Forward“ und ist Teil des Spiels. An der Grundregel ändert sich nichts. Nur die Sonderregeln, die immer wieder für eine Zeitlang ins Spiel kommen, modifizieren den Ablauf.

Wie gut ist Fast Forward – Furcht?

Was Friedemann Friese bereits in 2016 mit Fabelsaft begonnen hat, eine Art Legacy-Spiel, findet ein Jahr später seine Fortsetzung. Ein deutlicher Unterschied: Fabelsaft endet irgendwann. Furcht ist quasi ein Endlosspiel. Wer Futschikato kennt, hat schon eine Vorstellung davon, wie die großen und stabilen Karten in etwa designt sind. Manche haben eine spezielle Funktion, dann ist noch ein Textfeld darauf, aber mehr ist darauf nicht zu sehen.

Was man sich beim Lesen dieser Rezension wahrscheinlich kaum vorstellen kann: Bereits nach wenigen Runden fühlt man sich von diesem kleinen Kartenspiel mit rudimentären Regeln angezogen. Jeder Runde, in der ich es angeboten habe, hat es Spaß gemacht. Es ist spannend, abwechslungsreich und überraschend. Gerade letzteres hat mich fasziniert, denn ich hätte geschworen, dass spätestens nach der dritten Partie mit der gleichen Spieleranzahl die Runden ähnlich, wenn nicht gleich verlaufen. Denn die durchnummerierten Karten werden beim Abbruch einer Partie nicht gemischt sondern wieder in die Ausgangslage sortiert. Man fängt immer in derselben Reihenfolge an. Dennoch waren die Ergebnisse nicht annähernd vergleichbar.

Eine Partie dauert nur wenige Minuten; spielt man den ganzen Stapel einmal durch, hat man ca. 60-75 Minuten gespielt. Was aber, wenn man das nicht will? Dann kommt das kleine Plastiktütchen ins Spiel. Alle nicht verwendeten Karten kommen in die Tüte, alle anderen außerhalb der Tüte in die Schachtel. Und beim nächsten Mal spielt man dort weiter, wo man aufgehört hat. So einfach ist das.

So genial wie banal

Was das Spiel mit dem Thema Furcht zu tun hat – keine Ahnung. Vielleicht die Furcht, die 15 zu überschreiten. Aber egal. Das Spiel begeistert mit jeder Runde mehr. Immer, wenn eine neue Sonderregel ins Spiel kommt, denkt man, es könne nicht schlimmer werden. Kommt es aber meistens. Und man versucht, damit klarzukommen. Spielt man es nicht zum ersten Mal, weiß man schon ungefähr, was kommt und spielt ein bisschen anders, ein bisschen darauf hin. Aber das tut dem Spielspaß keinen Abbruch.

Leider sind auch die wenigen Regeln von Furcht nicht ganz ohne Schwäche. Karten sollen auf einen vorher nicht definierten Ablagestapel geworfen werden. Der kann aber irrtümlich beim ersten Mal für den Stapel der Karten gehalten werden, die in die Schachtel gelegt werden und damit komplett aus dem Spiel sind. Bis man den Irrtum merkt, sind sie meist schon vermischt. Laut Regel 9. soll man Karten mit „den anderen gezogenen Karten“ mischen. Was aber dazu zählt, muss man erraten. Auch weiß man nicht, ob die Spielrichtung, welche zwischendurch wechselt, beim Beginn einer neuen Runde wieder in die Ausgangsrichtung gestellt wird. Man kriegt das raus bzw. einigt sich, aber ein bisschen genauer dürfte es schon sein.

Trotzdem: Furcht ist nach Fünf Gurken und Futschikato wieder ein richtig unterhaltsames Kartenspiel mit extrem einfachen Regeln. Es ist das einfachste aus der Fast-Forward-Serie, aber auch das turbulenteste. Der Spielreiz bleibt auch deswegen erhalten, weil man das Spiel so lange weiterspielen kann, bis man erschöpft zusammenbricht. Ist man einmal durch, wird der Stapel – dann tatsächlich – gemischt und es wird weitergespielt. Das allerdings fühlt sich dann wieder anders an.blank

Infos zu Furcht

  • Titel: Furcht
  • Verlag: 2F-Spiele
  • Autor: Friedemann Friese
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 15
  • Jahrgang: 2017

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