Die „Schwarze Reihe“ des Verlags befasst sich spielerisch mit morbiden Themen rund um das Böse, meist mit einem cineastischen Bezug. Nach Vampiren, Exorzisten und Monstern nach Frankensteins Art kommt nun mit Im Bann der Mumie das Thema Ägyptische Grabstätten mit dazugehörigem Fluch auf den Tisch. Für die Grafik ist wieder Markus Bülow verantwortlich, der mit seinen feinen Grafiken das Look-and-Feel der „Schwarzen Reihe“ in jüngster Zeit beeinflusst. Sehr schön!
Bei Im Bann der Mumie dringen verschiedenen Charaktere in das Grab eines unbekannten Pharaos ein, um dessen Schätze zu erbeuten. Auf dem Grab liegt selbstverständlich ein Fluch, der den Pharao als untote Mumie umherwandern lässt. Natürlich glaubt niemand der Charaktere an eine „lebende“ Mumie, weshalb der Schrecken, den der untote Pharao zu Beginn des Spiels verbreitet, sehr gering ist. Dafür ist die Mumie sehr stark, denn sie bezieht ihre magischen Kräfte aus ihrer Grabstätte, die anfangs noch unberührt ist. Daher werden sich die Charaktere noch leichtsinnig auf Kämpfe mit ihr einlassen. Mit jeder Verletzung, die die Mumie Personen im Kampf zufügt, steigt nun ihr Schrecken, dafür schwinden mit jeder Grabung die bösen Kräfte der Mumie. So kann es sein, dass sich gegen Ende des Spiels niemand mehr findet, der sich der schrecklichen, aber völlig entkräfteten Mumie stellen will. Ein sehr schöner, nicht gerade alltäglicher Spielmechanismus.
Im Bann der Mumie ist ein Kartenspiel, daher wartet es mit 56 großen und 110 kleinen Karten auf, sowie zwei Würfeln. Zwischen drei und fünf Spieler können sich zusammen finden, wobei immer ein Spieler die Mumie spielt, während die anderen sich zwischen den Charakteren Archäologe, Ganove, Okkultistin und Agent entscheiden müssen. Da sich Mumien nichts aus Geld machen, übernimmt der Mumien-Spieler die Bank. Jeder Charakter wird noch mit Geld ausgestattet, und dann kann es los gehen.
Das Spiel wird in Runden gespielt, die sich in 4 Phasen gliedern. Nach einer Vorbereitungsphase, in der der Mumien-Spieler Einfluss auf die zu findenden Fundstücke nehmen kann, geht es in die Planungsphase. Hier spielen alle Spieler reihum ihre Aktionskarten. Während die Spieler, die Charaktere leiten, beliebig viele Aktionskarten ausspielen können, darf die Mumie immer nur eine Aktion durchführen. Es werden reihum so lange Aktionskarten gespielt, bis kein Charakter-Spieler mehr Karten ausspielen möchte. Dann endet die Planungsphase. Je zurückhaltender die Charakter-Spieler in dieser Phase ihre Karten ausspielen und je öfter reihum gespielt wird, desto öfter ist die Mumie am Zug und desto mehr Aktionen kann diese durchführen. Hier ist es also wichtig, dass die Charakter-Spieler schnell klare und abgestimmte Aktionen ausspielen, um den Handlungsspielraum der Mumie einzuschränken.
Mögliche Aktionen der Charakter-Spieler sind das Erforschen von Grabungsstätten um heraus zu bekommen, welche Fundstücke dort zu finden sind, das Eröffnen einer neuen Grabungsstätte bzw. die erneute Aktivierung einer verlassenen Grabungsstätte, das Anbieten oder Annehmen von Grabungsjobs, sowie natürlich auch das Heimsuchen bestehender Grabungsstätten als Grabräuber. Schließlich besteht auch noch die Möglichkeit, ins Casino zu gehen und sich hier etwas zu ergehen.
Während die Charakter-Spieler jedes Mal, wenn sie an der Reihe sind, so viele Aktionen spielen dürfen, wie sie möchten, muss sich der Spieler der Mumie entscheiden, welche seiner Aktionsmöglichkeiten er als Spielzug machen möchte. Er kann versuchen einen Bann über eine Grabungsaktion auszusprechen, womit diese dann nicht ausgeführt wird. Hier kommt einer der Würfel ins Spiel um festzustellen, ob der Bann wirkt oder ob die Person über genug Wagemut verfügt seine Aktion trotzdem durchzuführen. Eine weitere Zugmöglichkeit des Mumien-Spielers ist es, beliebig viele Käferkarten auf eine Grabungsstätte auszuspielen oder bereits ausliegende Käferkarten an den Grabungsstätten umzugruppieren. Die Käferkarten sind Angriffe der Mumie, die bei Öffnung des Grabes aktiviert werden, wobei zum jetzigen Zeitpunkt nur die Mumie weiß, wie schrecklich die Angriffe sind. Entscheidet sich nach dem Mumien-Spieler noch einer der Charakter-Spieler dazu, eine oder mehrere Aktionskarten auszuspielen, ist der Mumien-Spieler noch einmal an der Reihe und darf eine weitere seiner Aktionen durchführen. Passen hingegen alle Charakter-Spieler, ist die Planungsphase beendet und es geht in die Ausführungsphase.
In der Ausführungsphase werden die gespielten Aktionskarten ausgewertet. Zunächst können die Charakter-Spieler entscheiden, ob sie Personen von einer Grabungsstätte wieder abziehen wollen, weil Ihnen zum Beispiel zu viele Käferkarten an dieser anliegen. Dann wird mit dem Graben begonnen. Entsprechend der anliegenden Grabungsaktionen werden Sandkarten von der Grabungsstätte entfernt. Sind alle Sandkarten entfernt, wird die Grabungsstätte geöffnet und das Fundstück, sowie alle anliegenden Käferkarten aufgedeckt.
Nun wird der Wagemut aller Personen zusammen gezählt, die an der Ausgrabungsstätte sind. Dem gegenüber gestellt wird der Schrecken, den die Mumie dort bereithält. Ist der Schrecken größer als der Wagemut, flüchten alle anwesenden Personen in Panik. Das Fundstück fällt in die Hand der Mumie und steht ihr nun dauerhaft als Stärke zur Verfügung. Ist der Wagemut hingegen größer oder gleich dem Schrecken kommt es zum Kampf. Nun wird die Kampfkraft aller beteiligten Personen addiert sowie die Kampfkraft der Mumienkarten. Anschließend wird gewürfelt und der Wert zur Kampfkraft hinzugerechnet. Verlieren die Personen den Kampf, geht das Fundstück an die Mumie und steht ihr damit ebenfalls dauerhaft als Stärke zur Verfügung steht. Weiterhin wird eine der am Kampf beteiligten Personen verletzt und muss eine seiner Aktionskarten an die Mumie abgeben. Diese erhöht nun zusätzlich den Schrecken der Mumie.
Gewinnen die Spieler hingegen den Kampf, so geht das Fundstück an den Grabungsleiter. Es sei denn, es befinden sich Grabräuber an der Grabungsstätte, dann muss auch hier erst noch ein Kampf entscheiden, wer das Fundstück bekommt. Ist ein Fundstück geborgen, wird der entsprechende Geldwert sofort dem Spieler ausgezahlt. Außerdem sinkt die Stärke der Mumie. Wurden Grabungsjobs verteilt, werden diese nun auch bezahlt, und nach einem eventuell stattfindenden Spiel im Casino geht es in die vierte Phase, der Marktphase.
Zu Beginn der Marktphase kann die Mumie eine Fäulniskarte auf einen Gegenstand oder eine Person auf dem Markt ausspielen. Diese steht dann den Charakteren nicht zur Verfügung. Anschließend können die Charakter-Spieler den Lohn, den sie ihren Hilfskräften bezahlen, erhöhen. Je höher der gezahlte Lohn, desto höher deren Wagemut, was bei Auseinandersetzungen mit der Mumie und ihren Schrecken sehr hilfreich sein kann. Nun müssen sich die Spieler entscheiden, wie viel Geld sie auf den Markt mitnehmen wollen, dann spielen sie verdeckt entweder die „Stehlen“- oder „Handeln“-Karte.
Jeder Spieler, der die „Stehlen“-Karte gespielt hat, benennt nun einen Charakter, den er um sein Geld erleichtern möchte. Je mehr Geld diese Person mitgenommen hat, desto größer ist die Chance, dass der Dieb die Hälfte des Bargeldes erbeuten kann. Ein Würfelwurf entscheidet. Anschließend können alle Spieler, die die „Handeln“-Karte gespielt haben, auf dem Markt Ausrüstungsgegenstände und Hilfskräfte erwerben. Damit ist dann die Spielrunde beendet und eine neue Runde beginnt mit der ersten Phase, der Vorbereitungsphase.
Das Spiel endet, sobald das Fundstück „Mumie“ ausgegraben und gesichert wird. Wird es vom Mumien-Spieler gesichert, hat dieser gewonnen. Er kann nun auf Ewig als Untoter durch die Gegend streichen und Leute erschrecken. Wird es hingegen von einem der Charakter-Spieler geborgen, gewinnt der Charakterspieler mit dem meisten Bargeld.
Im Bann der Mumie ist ein recht komplexes Spiel, vor allem für ein Kartenspiel. Der Spielverlauf ist im ersten Moment etwas kompliziert, und entsprechend holprig liest sich auch die Anleitung. Es bedarf schon einiger Spielrunden, bis man den Ablauf verinnerlicht hat, aber dann erwartet einen ein sehr abwechslungsreiches Spiel mit einigen sehr netten, nicht ganz gewöhnlichen Spielmechanismen. Die Idee, dass die Mumie zwar immer schwächer wird, es durch den verbreiteten Schrecken aber immer schwieriger wird, sich ihr zu stellen, ist ein toller Spielmechanismus. Sehr gelungen ist auch die Idee, dass die Spieler immer wieder zusammenarbeiten müssen, um die Mumie besiegen zu können, aber eben auch ganz eigene Interessen verfolgen. Schließlich geht es nicht nur darum, die Mumie zu besiegen, sondern auch das meiste Geld zu verdienen. Dabei haben die Fundstücke für die einzelnen Charaktere auch noch einen unterschiedlichen Wert, was für zusätzliche Spannung sorgt. Das Spiel ist allerdings kein Familienspiel, sondern richtet sich an Vielspieler, die gern Abenteuerspiele mit Rollenspielelementen spielen. Aufgrund der Komplexität hat es außerdem eine entsprechende Spielzeit. Obwohl Im Bann der Mumie bei weitem nicht so schwarz-humorig ist wie die anderen Spiele der „Schwarzen Reihe“ des Verlags, so ist es meiner Meinung nach doch das bisher gelungenste Spiel. Das Spiel ist komplex, geht nach einiger Zeit aber trotzdem recht schnell von der Hand, die Spielmechanismen sind außergewöhnlich, greifen aber gut ineinander. Lässt man sich auf das Spiel ein, so hat man viele spannende und lustige Spielabende vor sich.
Zusatzinfos zum Kartenspiel Im Bann der Mumie
Infos zu Im Bann der Mumie
- Titel: Im Bann der Mumie
- Verlag: Sphinx Spieleverlag
- Autor: Henning Poehl
- Spieleranzahl (von bis): 3 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
- Dauer in Minuten: 90
- Jahrgang: 2010
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